Wenn man den Rheinländer beschreiben will, da gibt es Situationen,
die erschließen sich nur über den Dialekt.
In einer Karnevalssendung erzählten zuletzt zwei Putzfrauen
einen Witz:
Erste Putzfrau: ech maak die ääd (ich mache Diät)
Zweite Putzfrau: ech maak die vinster (ich mache die
Fenster)
Jemand, der des rheinischen Dialektes nicht mächtig ist, kann
diesen Witz nicht verstehen, denn das Wort „die ääd“ ist mehrdeutig. Zum einen „Diät“,
so wie es der Hochdeutsche versteht, zum anderen „die Erde“ auf Platt, auf
Kölsch.
Am Beispiel dieses Witzes lässt sich der Rheinländer
charakterisieren. Der Rheinländer ist direkt, er kann derb sein, er nimmt die
Dinge nicht richtig Ernst. Lachen und Humor sind zentraler Bestandteil – nicht nur
zu Karnevalszeiten – vor allem kann er auch über sich selbst lachen. Bodenständig
und verwurzelt ist er in seiner Heimat und in seinem Umfeld.
Charakterisieren kann man den Rheinländer auch über
Gegensätze, nämlich zu anderen deutschen Gegenden.
So ziemlich das Gegenteil zu den Rheinländern sind „Fischköppe“
oder Hamburger. Eine kühle, auf Distanz gehende, rational geprägte Art ist dem
Rheinländer fremd. Er schart sich lieber mit anderen zusammen, trinkt gerne ein
paar Kölsch oder Alt – aber kein Pils – in der Eckkneipe. Dabei ist egal,
welche Kumpel dies sind oder welche Nationalität sie haben. Mit Rheinländern
kommt man schnell ins Gespräch, sie sind ein geselliges Völkchen.
Die Schwaben sind ein anderer Gegenpol zu den Rheinländern. Rackern,
ackern, schuften, das kann auch der Rheinländer, aber bitte mit einem
Spaßfaktor. Immer nur schaffen, schaffen, schaffen, dazu fehlt dem Rheinländer
die Ausdauer. Da sucht er lieber – wie bei anderen Dingen – die Geselligkeit
mit anderen. Nach getaner Arbeit mit anderen einen Trinken – da stimmt sein
Weltbild wieder.
Skeptisch betrachtet der Rheinländer alles, was aus dem
Hauptstadtraum rund um Berlin kommt. Das sind Nachwehen des Wiener Kongresses
von 1815, als das Rheinland, welches bis dahin Frankreich zu gehörte, von
Preußen okkupiert wurde. Preußische Denkweisen wie Disziplin, Obrigkeitsdenken,
Hierarchien, Fleiß kombiniert mit Entbehrung, das alles ist dem Rheinländer
höchst suspekt. In dieser Epoche sind auch die Wurzeln des Karnevals zu suchen:
der Rheinländer schlüpfte in seine Uniform, so wie er es wollte, nicht im
Gleichschritt mit irgendwelchen Kompanien, sondern lieber in geselliger Runde.
Große Ähnlichkeiten hat der Rheinländer hingegen mit den
Bayern. Biergärten haben sich zunehmend im Rheinland ausgebreitet. Beide
Volksgruppen pflegen vielerorts ihren Dialekt, sie sind in ihrer Heimat
verwurzelt und sie sind stolz darauf. Beide Charaktere sind deftig, direkt, sie
sagen ihre Meinung, sie ecken an und man weiß, was man von ihnen zu halten hat.
Es ist nicht richtig kodifiziert, sondern über die Jahre
gewachsen, aber sehr treffend ist die Mentalität des Rheinländers in dem „Kölschen
Grundgesetz“ beschrieben. Eine vollständige Version hat der Kabarettist Konrad
Beikircher zusammengefasst:
Artikel 1
Sieh den Tatsachen ins Auge!
Et es wie et es.
Artikel 2
Hab keine Angst vor der Zukunft!
Et kütt wie et kütt.
Artikel 3
Lern aus der Vergangenheit!
Et hät noch immer god gegange.
Artikel 4
Jammer den Dingen nicht nach!
Wat fott es, es fott.
Artikel 5
Sei offen für Neuerungen!
Et bliev nix wie et wor.
Artikel 6
Sei kritisch, wenn Neuerungen Überhand nehmen!
Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet.
Artikel 7
Füg dich in dein Schicksal!
Wat wells de maache?
Artikel 8
Achte auf deine Gesundheit!
Maach et god, ävver nit zo off!
Artikel 9
Stell immer die Universalfrage!
Wat soll dä Quatsch?
Artikel 10
Komm dem Gebot der Gastfreundschaft nach!
Drinks de eine met?
Artikel 11
Bewahr dir eine gesunde Einstellung zum Humor!
Do laachs de dich kapodd.
Sieh den Tatsachen ins Auge!
Et es wie et es.
Artikel 2
Hab keine Angst vor der Zukunft!
Et kütt wie et kütt.
Artikel 3
Lern aus der Vergangenheit!
Et hät noch immer god gegange.
Artikel 4
Jammer den Dingen nicht nach!
Wat fott es, es fott.
Artikel 5
Sei offen für Neuerungen!
Et bliev nix wie et wor.
Artikel 6
Sei kritisch, wenn Neuerungen Überhand nehmen!
Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet.
Artikel 7
Füg dich in dein Schicksal!
Wat wells de maache?
Artikel 8
Achte auf deine Gesundheit!
Maach et god, ävver nit zo off!
Artikel 9
Stell immer die Universalfrage!
Wat soll dä Quatsch?
Artikel 10
Komm dem Gebot der Gastfreundschaft nach!
Drinks de eine met?
Artikel 11
Bewahr dir eine gesunde Einstellung zum Humor!
Do laachs de dich kapodd.
Das Kölsche
Grundgesetz hat mir in so manchen Lebenssituationen geholfen, Gelassenheit zu
bewahren. Man steht über den Dingen, die einen tagtäglich bewegen. Einerseits
lernt man, Alltagssituationen mit Demut entgegen zu gehen. Andererseits,
niemals den Kopf hängen zu lassen und den Blick nach vorwärts zu richten.
Ausblick:
Diesen Text habe
ich nicht mehr unter der Überschrift „Pinnwand“ geschrieben. Ich bin aber mit
der Form am Ringen und ich weiß nicht genau, wie sich die Pinnwand – wie auch
geartet – weiter entwickelt. Ich hatte schon an kürzere Texte gedacht – eher in
Stichpunkten. Nicht schlecht gemacht finde ich in einigen Blogs den
Freitags-Füller, wie beispielsweise bei:
Um die Dinge in
ihrer Tiefe zu durchdenken, dazu ist mir die Form wiederum zu kurz. Wie so oft,
habe ich ganz viele Ideen. Die Struktur des Freitags-Füllers würde ich gerne übernehmen, aber mehr in die Länge gestreckt, so dass meine "Tiefenbohrungen" dort auch untergebracht werden können.
Hej Dieter,
AntwortenLöscheneine ausführliche Einführung ins Rheinländische, das ist prima, haben wir hier in Schweden doch einen guten Freund just aus dieser Ecke Deutschlands! Macht Laune hier zu lesen :-) !!
lg smultron
Hallo Dieter,
AntwortenLöschenschön ist Artikel 9, Stell immer die Universalfrage!
Wat soll dä Quatsch?
Das werde ich mal flott übernehmen. Kann man in allen Lebens-und Arbeitsfragen stellen.
Viele Grüße
Jo, die sicher wieder vorbei schaut.
Ach, ich könnte mich immer wieder über euer Grundgesetz freuen. Da ist irgendwie auch so viel Wahrheit drin :-)
AntwortenLöschenHeej Dieter, Ik hou van deze grondwet!
AntwortenLöschenDank je wel voor je reacties op mijn blog!
Volgende keer zal ik engels schrijven, ja?