wer bin ich ? ich heiße Dieter

Montag, 30. Juli 2012

Urlaub am Bodensee - Teil 1


1. Ankunft

Den ersten Blick, den ich vom See erhaschte, war noch zögernd und verhalten. Hinter Stockach folgte die Umgehungsstraße dem Auf und Ab der Hügelkette. Von der Spitze aus erspähte ich ein Stück des Sees. Am Ende des Tales aus dieser großen Entfernung kam mir der See eher wie eine Pfütze vor. Noch musste ich mich gedulden, bis der größte Binnensee Deutschland zu seiner vollen Größe auflief.

Dann, ungefähr zwanzig Kilometer weiter bei Überlingen, endete die ausgebaute Kraftfahrstraße jäh und knickte ins Tal ab. Wiesen mit Obstbäumen lösten Waldstücke ab, Kurven und 7% Gefälle zwangen zum Abbremsen. Von der Höhe aus dehnte sich der See mit einem langen, ausdauernden Stück zum gegenüberliegenden Ufer. Regen hatte eingesetzt. In einem müden Grau schien sich der See aufzulösen. Und als mageren Farbtupfer erkannte ich die Autofähre, die Meersburg mit Konstanz verband. Beharrlich widersetzte sie sich der regenverhangenen Stimmung und bahnte sich ihren Weg. Das Autoradio wechselte sogar in eine Katastrophenstimmung der besonderen Art, denn Celine Dion sang das Titelstück aus dem Film „Titanic“. Doch da spielte der Himmel nicht mit, denn er riß auf und verscheuchte die Regenwolken auf das andere Seeufer. Schon auf der Autobahn Richtung Singen hatte das Schauerwetter dominiert. Nichts war beständig. Mit Sonne, Regen und Gewitter wirbelte das Wetter den Bodensee durcheinander.

Zurück auf die Umgehungsstraße, die Straße drehte auf den Berghang zurück. Überlingen blieb einstweilen eine Stippvisite, doch hinter der nächsten Anhöhe ergoß sich die Straße geradezu in den See. Hinter dem Waldrand kletterten Weinstöcke bis zum See hinab. Die Sonne glitzerte zwischen Wolkenresten hindurch. Satt, kaum mit Wellen durchzogen, schillerte die Oberfläche des Sees. Das Wasser stand, es saß perfekt zwischen den beiden Seeufern, aalglatt, ohne jedwede Konturen. Und in diesen Traum von Landschaft mischte sich der Barock hinein. Die Wallfahrtskirche der Birnau spielte mit ihren Formen, sie drängte sich bis ans Seeufer, die Unauffälligkeit des abgerundeten Kirchturm stand im Widerspruch zu der sonst üblichen Üppigkeit des Barock.

Eine Aussicht zum Innehalten. Doch soweit kam ich nicht, denn der nächste Berghang verwehrte den Blickkontakt. Der See erschloss sich dem Betrachter nicht mit einem Mal, sondern in Wellen, die sich steigerten und an Leidenschaft zunahmen.

Wie der Verlauf der Bundesstraße. Meersburg. Über die Stadt hinweg konnte ich den Zipfel bei Konstanz erkennen. Das waren die zwei Stücke, in die der See auseinandergerissen wurde. Überlinger See und Untersee. Vom Untersee, der hinter Konstanz begann, war nichts zu sehen. Dafür gewann nun der See an Breite. Bald sollte er bis zum Schweizer Ufer satte fünfzehn Kilometer messen. Genau einundvierzig Minuten brauchte eine Autofähre für diese Entfernung. Dahinter wuchsen die Berge radikal an, sie bildeten bisweilen eine Wand und gipfelten mit über 2000 Metern in den Schweizer Alpen. In Regenwolken eingehüllt, blieb mir dieser Panoramablick heute allerdings verborgen.

Die Bundesstraße verengte sich, sie schlich durch Weinberge, der Autoverkehr kroch durch Hagnau. Man respektierte die festen Geschwindigkeitskontrollen, und hinter Hagnau setzte sich die Symbiose von Weinbergen und herrlicher Aussicht auf den See fort. Ein paar Kilometer voneinander entfernt, fügten sich zwei Schlösser in diese Symbiose hinein. Weinberge, soweit das Auge reichte, Weinberge, die so dominant waren, dass sie sich von Berghügeln nicht unterbrechen ließen.

Der dreieckige Kirchturm, auf den die Straße geradewegs zulief, markierte unser Ziel: Immenstaad. Wir waren am Bodensee angekommen. Über die Hauptstraße fielen wir geradezu in unsere Ferienwohnung hinein. In der Ferienwohnung angekommen, brauten sich draußen wieder dunkle Wolken zusammen. Der nächste Gewitterschauer nahte. Doch dies konnte meiner Begeisterung keinen Dämpfer verpassen.

2. Lindau

Das Timing stimmte. Just in dem Moment, als wir die Haltestelle erreichten, näherte sich der Bus der Lindauer Stadtwerke. Wir hatten den Sonntag-Nachmittag erwischt, als sich die Besuchermassen über Lindau ergossen. Die zentrumsnahen Parkplätze waren allesamt belegt. Daher mussten wir uns mit einem Parkplatz begnügen, der an einen Pendelbus angebunden war. Wir hatten exakt den Halbstundentakt erwischt, in dem der Pendelbus verkehrte. Als ich die Endstation „Insel“ las, wurde mir die Insellage Lindaus bewusst, isoliert durch den See, bequemer mit dem Schiff oder der Bahn erreichbar wie mit dem Auto.

Mit den Touristenscharen hatte die Sonne aufgedreht. An der Seepromenade quollen die Lokale mit Seeblick über. Man ließ die Zeit verstreichen und genoß die herrliche Aussicht.

Die Schiffe kreisten um den Lindauer Löwen. Eingemeißelt in die römischen Ziffern „MDCCCLVI“ saß das Wahrzeichen Bayerns fest auf seinem Gesäß und stierte auf die österreichische Seite des Sees. Schäfchenwolken schwangen sich lässig über die Berglandschaft. Von der Plattform des Leuchtturms schauten die Besucher auf eine der Touristenmagneten: die Hafeneinfahrt. Rund um den Hafen ließen wir uns treiben von der Sonntags-Nachmittags-Stimmung, wo die Maler Passanten suchten und fanden, um Portraits zu zeichnen. Portraits, witzig oder ironisch, realistisch oder verzerrt, schwarz-weiß oder bunt, suchten nach Käufern. Und ich staunte über einen Hundebesitzer, der seinen Hund portraitieren ließ.

Ein Stück weiter hielt mein Staunen an. Ich fühlte mich in die Märchenwelt versetzt, denn Rapunzel hatte ihr Haar heruntergelassen. Ihr blonder Zopf baumelte vom Mangenturm herunter, und irgendwo im Turm stellte ich mir Rapunzel eingesperrt mit einer bösen Zauberin vor. War etwa ein Prinz in der Nähe, um Rapunzel aus ihrer Gefangenschaft zu erlösen ?

Geschichte und Märchen – lässig bummelten wir durch Lindau. Die bemalten Fassade des Alten Rathaus erzählte Geschichten aus der Epoche der Renaissance. Die Göttin der Eintracht und der Gott der Wahrheit stemmten sich über die Eingangstüre. Andere Wandmalereien erinnerten an den Lindauer Reichstag 1496. Ohne Ergebnisse wurde über die Unabhängigkeit Lindaus verhandelt. Das Herzogtum Schwaben forderte Schutzzahlungen – und Lindau schloss sich zwei Jahre später Tirol an. Valentin Heider hatte sich auf der Fassade verewigt. Er war bei den Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück dabei, um zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges die Interessen Lindaus zu vertreten.


Wir bummelten weiter durch die Geschichte – vom Alten zum Neuen Rathaus. Der Marktplatz am Neuen Rathaus war eine gelungene Verbindung von Barock und Renaissance. Ich staunte nicht schlecht, dass sich gleich zwei Kirchen an diesem Platz gegenüberstanden. Da ich an anderer Stelle Horrorgeschichten über die Reformation und Katholiken gelesen hatte, stimmte meine Vermutung. In Lindau hatte man einen inneren Frieden gefunden, denn eine Kirche war evangelisch und die andere war katholisch. Dabei wurde die evangelische Kirche St. Stephan im Zuge der Reformation neu gebaut, während die katholische Kirche St. Maria nach dem Vorbild von Hirsau im Nordschwarzwald romanischen Ursprungs war. Nachdem die katholische Kirche durch einen Brand Mitte der 18. Jahrhunderts weitestgehend zerstört wurde, wurde sie danach im barocken Stil neu gebaut. Ich war verblüfft, als ich das Innere der beiden Kirchen betrat. Die evangelische Kirche wirkte schlicht und einfach. Mit der Kanzel und der Orgel hielten sich die barocken, überschwänglichen Elemente im Hintergrund, was auch dem Grundgedanken der Reformation entsprach. Dann die katholische Kirche: Deckenmalereien, Gemälde, Altar, Orgel, alles wirkte überladen und pompös und doch geradlinig und schön: ich war hingerissen. Ich fühlte mich im Himmelreich des Barock. Lindau – das war ja auch Teil der Oberschwäbischen Barockstraße.

Nach diesem Erlebnis ließen wir uns auf dem Marktplatz von der Sonne bescheinen, die Zeit verstrich und ich genoss einen Kaffee. Quer durch die Fußgängerzone trotteten wir in Trippelschritten zum Bahnhof, wo der Pendelbus auf uns wartete.

Tschüss Lindau, bis zum nächsten Mal ! 

3. Legoland Günzburg

Günzburg am Bodensee ? Natürlich nein, aber die Kombination sollte sich als zweckmäßig erweisen. Seit 2003 ist das Legoland in Günzburg mittlerweile zu unserer Tradition geworden. Schon als Kinder haben wir selbst mit Lego gespielt, wir sind groß geworden mit den Steinen, die die Welt bedeuten. Unsere eigenen Kinder spielen begeistert mit Lego. Und unsere Enkelkinder – so denn wir mal welche haben werden – werden dies bestimmt genauso tun.

Was kann man in Günzburg sonst erleben außer Legoland ? Kaum etwas. Ein bisschen Ulm, die Augsburger Puppenkiste hat in den Sommerferien geschlossen, und im nahen Donaurried mit seinen Seitenflüssen gibt es kaum etwas nennenswertes zu besichtigen. Günzburg vom Bodensee aus zu erkunden, erscheint da gar nicht so abwegig. 160 Kilometer Entfernung, und wenn man gut durchkommt, ist dies in anderthalb Stunden zu schaffen.

Also ein Tag Legoland. Abtauchen in die Wunderwelt der Steine. Bestaunen, was mit welcher Kreativität gebaut werden. Als Freizeitpark kennen wir nur das Phantaisaland in Brühl. Was den Einfallsreichtum betrifft, liegen Lichtjahre dazwischen.

Sorgfältig ist alles mit Legosteinen dekoriert. Die Wildwasserbahn. Eine Eidechse aus Legosteinen hängt den Fels herab. In luftiger Höhe erschreckt eine Spinne aus Legosteinen den Betrachter. Eine Schatztruhe aus Legosteinen ist verschlossen und verbirgt ihren Reichtum. Dann geht es ab in die Wildwasserbahn. Aus Legosteinen sind die Papageien am Rande, Johnny Thunder begutachtet mit seiner Lupe die Tauglichkeit des Dschungels, mittendrin in der Wildwasserbahn wird man von einem Dinosaurier aus Legosteinen naßgespritzt. Solch eine Fahrt wird nie langweilig.  Nichts ist reproduzierbar, was die Lego-Bauherren mit ihren Steinen geschaffen haben. Und wenn die Wildwasserbahn von der Höhe den Blick über das Tal der Donau in die Weite schweift und die Gondel in die Tiefe stürzt, dann ist sicher: all die aus Legosteinen gebauten Figuren erzählen eine neue Geschichte, und keine Fahrt mit der Wildwasserbahn ist so aufregend wie diejenige, die sich mit neuer Spannung aufbaut.

Nichts ist reproduzierbar, das trifft auch auf die anderen Attraktionen zu. Naßspritzen auf der Piratenbahn. Das passte zu dem warmen Sommerwetter. Selbst als Erwachsener spüre ich jedes Mal, wie sich der kindliche Spieltrieb in mir regt. Mit Kurbeln kann man aus Kanonenrohren andere nassspritzen. Dabei ist der Verlauf der Fahrt bewusst so gewählt, dass sich die Piratenschiffe gegenüber stehen und sich gegenseitig aus den Kanonen nassspritzen können. Unterhemd ausziehen, nackter Oberkörper, und ab geht die Fahrt in die nasse Dusche hinein. Es wird aus dem Kanonenrohr gespritzt, was das Zeug hält. Ich bekomme soviel Wasser aus den anderen Piratenschiffen ab, dass selbst meine kurze Hose klatschnass ist. Zufrieden registriere ich am Ende der Fahrt die wenigen  Flecken, die noch trocken geblieben sind. In meiner Überlebensstrategie auf dem Piratenschiff fühle ich mich bestätigt. Irgendwie muss ich mich noch tapfer gehalten haben. Und zufrieden stelle ich fest, dass es andere Piraten noch schlimmer erwischt hat.

Das Legoland hat sich ständig erweitert, in diesem Jahr mit einer Flugattraktion, die an die „Ninjago“-Figuren angelehnt ist. Wie ein Flugdrachen kreist man in der Luft, und man kann sich sogar um die eigene Achse drehen.

All diesen Veränderungen und Erweiterungen trotzt das Miniland. Für mich ist dies der Kernbereich, in dem sich die Phantasie sämtlicher Lego-Bau-Ingenieure angesammelt hat und ein solches Denkmal geschaffen hat, dass ich dort stundenlang umherwandeln könnte. Bis ins Detail sind Städte und Sehenswürdigkeiten aus Deutschland und Europa nachgebaut worden. Die Frankfurter Skyline. Schloss Neuschwanstein. Luzern in der Schweiz. Der Berliner Reichstag. Der Hamburger Hafen. Die Pfalz bei Kaub. Der Münchener Flughafen. Dörfer in Oberschwaben, gar nicht so weit von Günzburg entfernt. Amsterdam. Venedig. Beim Betrachten komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus.




Hinein in die Lego-Fabrik, eine Runde Bootfahren, in den Lego-Friends-Shop hinein, eine Runde auf dem Flugzeug fliegen, zum Schluß der Lego-Shop.

Ein ausfüllender Tag im Legoland geht zu Ende. Dann folgen anderthalb Stunden Rückfahrt zum Bodensee. Beinahe ausgehungert, haben wir gegen halb neun in einem Lokal gespeist. Mucksmäuschenstill war es auf der Rückfahrt in unserem Auto, denn wir waren noch vollgestopft mit unseren Eindrücken aus dem Legoland. 


Samstag, 28. Juli 2012

Bin wieder da !



Ich bin heute aus dem Urlaub zurück gekehrt. In gewohnter Frische werde ich demnächst wieder fleißig drauf los bloggen ...

Donnerstag, 19. Juli 2012

Jon Lord ist gestorben


Auf den Gipfeln des Rock thronen Deep Purple und Led Zeppelin. Dann kommt lange Zeit gar nichts. In großer Entfernung folgen die Scorpions und UFO. Dann wieder lange Zeit gar nichts. Schließlich folgen ältere Größen des Rock wie die Rolling Stones oder Grand Funk Railroad. Oder neuere Größen des Rock wie Motörhead oder Iron Maiden. Dabei ist die letzte Aufzählung beliebig erweiterbar oder differenzierbar (naja, beispielsweise gehören noch Golden Earring dazu oder Black Sabbath oder Guns’n’Roses … ).
Das erste Stück von Deep Purple, welches ich bewußt gehört habe, war „Black Night“. Seitdem hat mich die progressive Variante des Rock, wie sie damals genannt wurde, nicht mehr losgelassen.  Das war die Stimme von Ian Gillan, die Gitarre von Ritchie Blackmore und das Keyboard von Jon Lord. Irgendwann, ich meine, als „Strange Kind of Woman“ in den Hitparaden stand, hörte ich „April“. 1968 aufgenommen, stammte dieses Stück aus einer Zeit, als mehrere Gruppen versuchten, klassische Musik mit Rockmusik vereinigen. Von allen Stücken von Deep Purple ist „April“ am stärksten durch die Handschrift von Jon Lord gezeichnet. Jon Lord hat sogar Elemente der siebten Sinfonie von Beethoven integriert. Und es gibt Aufnahmen, die gemeinsam mit London Sympohny Orchestra gemacht wurden.
In den 70er Jahren kam es dann zu einem Richtungskampf zwischen Jon Lord und Ritchie Blackmore, und zwar zwischen klassischen und traditionellen Elementen bzw. der Trend zu immer härteren Klängen des Rock. Wie wir alle wissen, hat sich Ritchie Blackmore durchgesetzt. Eines der besten Alben aller Zeiten ist „Deep Purple in Rock“, welches 1970 erschien. In Stücken wie „Speed King“ oder „Child in Time“ zeigt Jon Lord, wie die Band mit dem Spiel seiner Hammond-Orgel Hochspannung erzeugt und wie ein Hochgeschwindigkeitszug des Rock daher braust.
Mitte der 70er Jahre verließen Jon Lord im Gegensatz zu den kreativen Köpfen Ritchie Blackmore und Ian Gillan nicht Deep Purple.  Nach deren Weggang wurde der Sound weicher und mehr von Blues durchsetzt. An den Erfolg vorheriger Zeiten konnte Deep Purple danach nicht mehr anknüpfen.
Letzten Montag starb Jon Lord im Alter von 71 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs.


Mittwoch, 18. Juli 2012

Spontankauf


Bekleidung einkaufen ? Ich liebe dies, wenn es schnell und kurz geschieht. Rein in den Bekleidungsladen, spontan etwas hübsches finden, dann wieder raus. Oder in der Sprache der Jäger und Sammler ausgedrückt: jagen, Wild auffinden, Wild erlegen, mit der Beute wieder raus. Den Jäger- und Sammlertyp mit dem ausgeprägten Suchsinn stelle ich nicht dar. Schlendern, herumbummeln, von Bekleidungsladen zu Bekleidungsladen, mal hier, mal da herumschnuppern, ständiges Suchen erzeugt in mir ein Gefühl von Ungeduld. Herumstehen, sich nicht entscheiden und nur zwischen der Bekleidung herum wühlen, das ist mir suspekt. Als rational denkender Entscheider bin da überfordert.
Es war eine grau-oliv karierte kurze Hose, die ich beim Einkaufsbummel in einem Bekleidungsladen gefunden hatte. Hauptsächlich war dort Bekleidung für Babys, Kleinkinder und Jugendliche zu kaufen. Eine Beschilderung unter der Decke, die farblich diese Bereiche markierte, begleitete den Kunden als sichere Orientierung durch den Einkauf. Dabei verloren sich in der Mitte der Bekleidungsladens einzelne Kleiderständer, die für Erwachsene bestimmt waren. Dort war mir diese kurze Hose aufgefallen: sie gefiel mir auf Anhieb, dieser lässige Stil, diese praktischen Seitentaschen, ein Hauch von Abenteuer stieg in mir hoch. Eigentlich suchten wir nach Anziehsachen für unsere Kleine – und nun waren wir bei einer kurzen Hose für mich gelandet.
In der Umkleidekabine angekommen, faszinierten mich diese Kleiderhaken. Ja, nein oder vielleicht: unter diesen Kategorien konnte ich meine kurze Hose aufhängen. Die Kategorien gaben dem Kunden sozusagen Zeit zum Überlegen. Die Bekleidung in der Stille der Umkleidekabine betrachten, Stoff, Muster und Farben auf sich wirken lassen. Anprobieren. Die Hose passte ! Im Hintergrund lief Musik, die ich kannte, dessen Interpret ich aber nicht benennen konnte. Die Melodie summte ich mit, es war Popmusik im Stil von Britney Spears, Bruno Mars oder den Spice Girls. Nicht aufdringlich, plätscherte die Musik vor sich hin, sie wechselte sogar in einen Hauch von Blues, der mit seiner Schwerfälligkeit nicht mehr so richtig zum Einkaufserlebnis passte.
Ich liebe solche Spontankäufe in Läden, bei denen ich mir ohne Plan Anziehsachen kaufe. Ich fühlte mich nicht gedrängt, eine geradezu himmlische Ruhe breitete sich in dem kaum frequentierten Ladenlokal aus. An der Kasse wurde ich mit der Familienfreundlichkeit der Bekleidungskette vertraut gemacht. Auf einer großen Tafel prangerten die Grundsätze, mit denen die Bekleidungskette den roten Teppich für ihre Kudnen ausrollt: wie erfreulich, wie einfach, wie günstig, wie gut, wie bequem, wie freundlich es sich gerade hier einkaufen lässt. Wie einfach der Einkauf sein kann, das entsprach auch meiner Wahrnehmung – wenngleich hier der Zufall mitgeholfen hatte.
Beute gefunden, Einkauf erledigt, raus aus dem Ladenlokal. Der Spontankauf trieb mich beschwingt in die Fußgängerzone hinein, und auch dort war es angenehm leer zum Bummeln, denn es war Ferienzeit. Rein in den KAUFHOF, denn wir hatten Prozent-Gutscheine von Payback.
Nichts passte zusammen. Jeans-Hosen, die im Schlussverkauf reduziert waren, kosteten 50 € und aufwärts. T-Shirts waren entweder nur in grellen Farben oder mit großflächigen Aufdrucken erhältlich, die ich als abweisend empfand. Hemden mit akzeptablen Preisen sahen zu trist aus. Das war ein einziges Gewürge und Gestottere. Durch rote Prozent-Schilder angezogen, wühlten wir uns durch Massen von Kleiderständern durch, der Preis passte nicht, die Farbe passte nicht, die Größe passte nicht, das war Einkaufen mit der Brechstange.
Schnell wieder raus hier. Als Jäger- und Sammlertyp war ich hier hoffnungslos überfordert. Eine effiziente Suchstrategie wäre hier hilfreich gewesen. Da waren mir solche Spontankäufe wie die kurze Hose einiges lieber. 

Sonntag, 15. Juli 2012

Wochenrückblick #28

Sommerwetter
Seit letzter Woche regnet es dauernd – mit lediglich kurzen Unterbrechungen. In der Tat muss ich überlegen, wann zuletzt ein Sommer derart verregnet war. Es war 1974, als Rudi Carrell sang „Wann wird es wieder richtig Sommer“. Dies trifft so ungefähr auch auf diesen Sommer zu. An verregnete Sommer erinnere ich mich auch in der 80er Jahren, während mir die 90er und auch 2000er Jahre eher heiß vorgekommen sind. Den verregneten Sommer in diesem Jahr nehme ich als Rheinländer hin. „Et kütt wie et kütt“ oder „Wat wellse maache ?“ so heißt es im Rheinischen Grundgesetz. Der einzelne hat sowieso keine Gestaltungsmöglichkeit, was das Wetter betrifft. Man kann es nur mit Gelassenheit hinnehmen. Da allzu große Hitze bei uns in der Köln-Bonner Bucht schnell unerträglich wird, bevorzuge ich ohnehin die nasse Variante. Man muss nur die Aktivitäten des Alltags, was draußen und was drinnen unternommen wird, daran ausrichten. Schlecht wirkt sich allerdings das regnerische Wetter auf unseren Garten aus. Die Ernte bei den Zucchinis, Tomaten und Paprika wird wohl spärlich ausfallen.
Im Radio
In der Sendung „SWR1 – Der Abend“ ging es um Behörden, Bürokratie und Anträge. Ein Beispiel von Bürokratie, die nicht nachvollziehbar war, wurde beschrieben: in einem gemischten Wohngebiet in Tübingen, in welchem neben Häusern mit Sattel- oder Walmdächern auch einzelne Häuser mit Flachdächern standen, sollte ein Haus mit einem Flachdach gebaut werden. Die Baugenehmigung wurde mit der Begründung abgelehnt, dies passe nicht in das Gesamtbild. Mehrere Monate später wurde in der Zeitung das neue Polizeigebäude als architektonische Meisterleistung gefeiert. Das neue Polizeigebäude hatte ein Flachdach und lag in einem Wohngebiet der 50er Jahre mit lauter Satteldächern. Daraufhin hatte der betroffene Bürger an die Stadt Tübingen geschrieben und um eine Erklärung gebeten, wieso in seinem Fall das Flachdach abgelehnt worden war und bei dem neuen Polizeigebäude genehmigt worden war. Auf die Antwort wartet er heute noch.   

Tiefbauarbeiten
Unseren Nachbarn hörte ich draußen telefonieren und ich hörte das Wort „Wasserrohrbruch“ heraus. Danach fuhr unser Nachbar zur Arbeit. Kurz darauf erschien ein LKW mit Bagger und begann, auf der gegenüberliegenden Seite die Straße aufzureißen. Ich dachte mir, dass dies mit einem Wasserrohrbruch nichts zu tun hat, zumal draußen weit und breit kein Wasser zu sehen war. Später bewegte sich der Mini-Bagger bis kurz vor die Haustüre und baggerte zum Keller hin ein tiefes Loch. Was passiert war, erfuhren wir später von einem anderen Nachbarn: vor einigen Wochen war eine Gasleitung verlegt worden, und dabei war die Wasserleitung beschädigt worden. Vor dem Haus befand sich ein Leck in der Wasserleitung, so dass das Wasser im Erdboden versickerte, während es im Haus nur mit einem niedrigen Wasserdruck ankam. Angeblich geschehe dies häufig, dass bei der Verlegung der einen Versorgungsleitung gleichzeitig eine andere Versorgungsleitung beschädigt würde. Als das Loch, um die Wasserleitung neu zu verlegen, tiefer gegraben wurde, trat prompt ein neuer Fall auf: beim Kabelfernsehen wurde unser Fernsehbild schneeweiß, dann flackerte der Bildschirm, mühsam stellte sich das Fernsehbild wieder her. Draußen wurden wir darüber unterrichtet, dass das Kabel für das Kabelfernsehen beschädigt worden sei, provisorisch geflickt worden sei und am nächsten Tag würde ein Techniker der Unity Media – das ist der Kabelnetzbetreiber in NRW – das Kabel endgültig reparieren. Dabei wurde uns ganz mulmig zumute. Welche Versorgungsleitung würde dann beschädigt ? Würden wir am nächsten Tag noch mit Strom versorgt ? Würde unsere Wasserversorgung lahm gelegt ? Glücklicherweise funktioniert die Versorgung bis heute. Solch eine Abfolge von Lecks und Beschädigungen und Arbeitsfehlern ist trotzdem unvorstellbar.

Zoff im Kanalweg
Letzten Samstag hatten uns Freunde zum Geburtstag eingeladen. Sie erzählten über die Umgangsformen der Anwohner im Kanalweg, der nicht unweit von ihnen liegt. Dort stehen ausschließlich Reihenhäuser, die eng gedrängt zusammenstehen und über den Gärten hat man direkten Blickkontakt zu den gegenüberstehenden Häusern. Hauteng mit seinen Nachbarn konfrontiert, haben die Umgangsformen das unterirdische Niveau des Straßennamens angenommen. Kein Anwohner kann den anderen ausstehen, alle laufen mit einer griesgrämigen Miene herum und schmieden Pläne, welchen Schaden mit den Nachbarn zufügen kann. So hatten waren zwei Nachbarn vierzig Jahre lang bestens miteinander ausgekommen und hatten gelacht und gefeiert, bis die ins Alter gekommene 80 jährige Frau – ohne zu fragen - fünf Äste vom Kirschbaum ihrer Nachbarn abgesägt hatte, um die Wand ihrer Garage zu streichen. Als diese dann nachfragten, folgte einige Tage später das Schreiben eines Rechtsanwaltes, sie sollten bitte einen Sichtschutz auf ihrer Dachterrasse anbringen und und die Länge des Dachvorsprungs entspreche nicht den baurechtlichen Vorschriften. Ein anderer Anwohner achtet peinlich genau darauf, wer vor seinem Haus parkt. Er beobachtet die Besitzer der Autos, er verfolgt sie auf der Straße und pfeift sie zurück, dass sie bitte ihr Auto irgendwo anders parken sollen. Ein anderer Anwohner fühlte sich sogar belästigt, als ein Notarzt im Einsatz war. Als dieser seine Garagenzufahrt zugeparkt hatte, klingelte er den Notarzt bei einer seiner Nachbarn heraus, er möge doch bitte seine Garagenzufahrt freihalten. Spätestens seit diesem Ereignis ist der Kanalweg umbenannt worden. Seitdem heißt der Weg KANALWEG-ZOFF.
Verlinkungen nach Youtube
Meine Musik-Blogs verlinke ich gerne nach Youtube, so dass der Leser sich gleichzeitig das betreffende Musik-Stück in Youtube anhören kann. Zuletzt hatte mir unser Sohn gesagt, dass solche Verlinkungen urheberrechtlich nicht zulässig sind. Zulässig ist lediglich das direkte Hineinhören in Youtube, aber nicht, wenn über eine andere Quelle dieses Musik-Stück angeklickt werden kann. Frage an die Urheberrechtsexperten: ist diese Information richtig ?

Freitag, 13. Juli 2012

Ausstellung in der Stadtbücherei

In der Stadtbücherei sind mehrere Gemälde der Künstlerin Petra Krebs ausgestellt worden. Gemalt hat sie Tiere, darunter mehrere Elefanten. Gemäldegalerien in Museen habe ich sehr lange nicht mehr gesehen, aber auch die Tiere dieser mir unbekannten Künstlerin finde ich sehr ausdrucksvoll.












Mittwoch, 11. Juli 2012

Rad- und Touristikfahrt (RTF) (115 km)



Der Regen bei Rund um Köln war schlimmer. Pünktlich, nachdem ich mit der Ahrtalbahn am Bahnhof von Bad Neuenahr angekommen war, verdüsterte sich der Himmel immer mehr. Weiter mit dem Rennrad. Von der Brücke über die Ahr war der Kurpark mit seinen sauber dekorierten Blumenmustern zu sehen, die sich zu verschiedenen Gesamtbildern zusammenfügten. Gegen 7 Uhr hatte ich mich mit meinem Fahrradkumpel am Peter-Joerres-Gymnasium verabredet, dem Startpunkt der Rad- und Touristikfahrt, kurz auch RTF genannt.

Es war meine erste Rad- und Touristikfahrt, an der ich teilnahm. Ich zahlte die 5 € Startgebühr, nahm meine Rückennummer in Empfang. Drei Streckenvarianten wurden angeboten, eine über 55 km, eine zweite über 75 km, eine dritte über 115 km, die vierte Variante über 150 km war wegen einer Baustelle auf der vorgesehenen Strecke nicht genehmigt worden.
Prompt artete der düstere Himmel in Blitz und Donner aus, und es schüttete wie aus Kübeln. An losfahren war natürlich nicht zu denken, aber wir hatten ja auch Zeit. Ärgerlich war dies, auch bei den Organisatoren der Rad- und Toursiktikfahrt, denn der Andrang der Rennradfahrer war eher bescheiden.

Die Besonderheiten einer Rad- und Touristikfahrt sollte ich schnell kennen lernen: das waren die roten Hinweispfeile. Das war bequem, dass die Pfeile den Weg wiesen, denn die Tour führte in entlegene Ecken der Eifel, wo ich mich überhaupt nicht auskannte. Als erstes führten die Pfeile rund um die Stadtmauer von Ahrweiler. Erst jetzt bemerkte ich, dass Ahrweiler vollständig von einer Stadtmauer umschlossen war, denn sonst kannte ich nur den Fußweg mitten durch die Fußgängerzone. Ahrtal, über Dernau nach Altenahr. Bei Rech vermehrten sich die blauen Flecken am Himmel, der Regen hörte auf, die Straße trocknete ab. Lust und Genuss im Ahrtal – so lautete die Überschrift der RTF. In Altenahr passte dieses Motto, denn dort lernten wir das vielleicht wildeste Stück der Ahr kennen. Senkrecht erhoben sich die Felsen zur Ahr hin, die Straße verlief direkt nach einer Haarnadelkurve direkt auf den Felsen zu, in dem sich das Loch eines Tunnels öffnete, und senkrecht erhoben sich vor unseren Augen die beiden Stümpfe der Burgruine von Altenahr, dessen Alter aus dem 12. Jahrhundert wir ein wenig erahnen konnten.

Weiter ins Sahrbachtal, dessen Beginn die Burg von Kreuzberg markierte. Der Himmel hatte sich wieder zugezogen, und erneut übernahm der Regen das Regiment. Durch den Regen bei Rund um Köln waren wir einiges gewöhnt. Immerhin hatte der Regen zuvor eine Pause eingelegt, außerdem war es wie bei Rund um Köln keine sechs oder sieben Grad. Bei knapp unter 20 Grad kühlt der Regen eine zeitlang gegen allzu starkes Schwitzen. Das Durstgefühl schwindet, bei Steigungen fühle ich mich weniger ausgelaugt.

Nach 24 Kilometern kam die erste Kontrollstelle. Die Radfahrer bekamen nicht nur einen Stempel, sondern es wurde auch für Trinken und Essen gesorgt. Bei Mineralwasser, Apfelsaftschorle, Kekse, Müsliriegel und Bergen von Bananen konnte man eine Pause einlegen. An dieser Kontrollstelle merkte ich, dass der Mensch nach Gemeinschaft strebt, denn man suchte die Kommunikation mit anderen Radfahrern. Am meisten bewegten mich die Gespräche, die ein Bild vermittelten, dass in ländlichen Gebieten wie der Eifel überproportional häufig und überproportional schlimme Verkehrsunfälle geschehen. Jedesmal, wenn ich einem Kreuz am Straßenrand begegnete, bin ich erschüttert. Ein Helfer der Kontrollstelle erzählte, wie direkt vor seinen Augen ein wahnsinniger Motorradfahrer verunglückt war, der in einer Ortschaft mit 100 km/h einen links abbiegenden Traktor überholen wollte. Der Traktorfahrer übersah den Motorradfahrer, der mit voller Wucht auf das linke Vorderrad des Traktors prallte. Der Motorradfahrer überschlug sich in der Luft, er landete hinter einer Leitplanke im Gras und war auf der Stelle tot. Die kurvenreiche und wilde Verkehrsführung, die mich als Rennradfahrer so fasziniert, mag für so manchen Autofahrer oder Motorradfahrer zur tödlichen Falle geworden sein.

Das Timing der Kontrollstelle war schlecht, denn sie hatte im Tal gelegen und anschließend ging es mächtig den Berg rauf – bis auf 500 Meter. In Kurven zirkelte sich die Straße den Berg rauf, die Anstiege in den Kurven waren beharrlich – genauso wie der Regen, auf den ich kaum achtete angesichts der Konzentration meines Körpers auf den Rhythmus beim Treten, um die Steigung zu bewältigen.

Locker und ohne Blei in den Füßen ließ ich die Steigung hinter mir. Doch hier und bei den beiden noch folgenden größeren Anstiegen zeigte sich, dass man Fahrradkumpel noch ambitionierter wie ich unterwegs war. Ende Juli wollte er quer über die Alpen von Oberstdorf zum Gardasee radeln. Als Vorbereitung dafür hatte er vor einigen Wochen an einem Radmarathon über 203 km quer durch die Eifel teilgenommen. An einer solchen Tour wäre ich krepiert. Obschon ich mich fit fühlte, schaffte er den Anstieg mindestens doppelt so schnell. Das frustrierte mich nicht, denn später wartete er auf mich und wir fuhren gemeinsam weiter.

Wir erreichten Plittersdorf. Auf der Höhenlage krallten sich die Häuser fest. Keine Menschenseele auf der Straße. Der Sonntag Morgen hatte das Dorf leer gefegt. Unspektakulär, zog sich die Straße vorbei an weiß verputzten Hausfassaden. Der platte Turm der Dorfkirche dämmerte mit seinem grauen Gemäuer vor sich hin. Wiesen und Felder wuchsen in den Ort hinein. Ein letzter schlapper Anstieg, und der Wald rückte näher an die Straße, auf der keine zwei Autos nebeneinander passten.

Knapp hinter dem Orstausgang stürzte die Straße ins Tal der Liers ab, Serpentine für Serpentine, so steil, dass wir nur noch abbremsten. Danach tauchten wir in der Einsamkeit des Tales ab. Die schmale Nebenstraße schlängelte sich an Wiesen vorbei. Das war großartig und melancholisch zugleich, denn einerseits war es menschenleer und andererseits hatten wir ohne jeglichen Autoverkehr die Natur für uns alleine. Es folgte ein weiterer Höhepunkt, wie man ihn wahrscheinlich nur bei einer Rad- und Touristikfahrt erleben kann: der Ahrtal-Radweg. Ab Liers begleitete er treu die schlapp dahin fließende Ahr. In Schuld spürten wir dieselben Stimmungen, wie sie einst deutsche Romantiker wie Gottfreid Kinkel erlebt hatten: „Langsam entschwindet die Flußstrecke. Der Fußwanderer bedauert dies nicht, denn eben diesem Umstand verdankt er den stillsten Genuss einer höchst idyllischen Natur. Durch Wiesen, die von Waldhügeln eingefasst sind, zieht sich das Flüsschen; eine Mühle, ein Maierhof, manchmal ein alterndes Dörfchen liegen da und dort in der milden Naturstille …“ Lust und Genuss im Ahrtal – das Motto dieser RTF passt auch hier genau. Sonst kannte ich nur die Hauptstraßen, wobei ich den Verkehr auf der B257 als besonders ätzend empfunden hatte.



Weiter über die Hauptstraße, der Ahrtal-Radweg hatte geendet, Abzweig Richtung Antweiler, die Fahrt auf der Hauptstraße war vollkommen ruhig und entspannt. Der Himmel riss auf, und die Sonne schaffte es sogar, sich durchzusetzen. Nach einigen Kilometern wechselte die Entspannung in Anspannung, denn der zweite große Anstieg begann, diesmal auf rund 450 Metern Höhe. Auseinander gerissen und in Fetzen senkten sich die Wolken ins Tal herab. Rechts- und Linkskurven wechselten ab, und ich kroch den baumbestandenen Hang hoch. Natürlich war mir mein Fahrradkumpel längst entschwunden, doch das störte mich nicht. Ich bewegte mich auf unbekanntem Terrain in der Eifel, das ich bislang weder auf dem Fahrrad, noch mit dem Auto erkundet hatte. Hinter einer Wiese, das Ende des Anstiegs in Sichtweite, öffnete sich die Sicht auf einen sagenumworbenen Berg: den Aremberg. Isoliert und alleine stand er da, und mit seiner flachen Bergkuppe überragte die übrige Berglandschaft. Das war so ein bisschen Atlantis in der Eifel – anstelle der versunkenen Stadt unter Wasser eine vom Wald überwucherte Stadt. Im 12. Jahrhundert gegründet, war Aremberg bis 1803 eine blühende Stadt mit Stadtmauer und Herzogresidenz, in der eine der mächtigsten Adelsgeschlechter der Eifel beheimatet war. Dann kam Napoleon, dessen Truppen Aremberg dem Erdboden gleich machten. Danach wurde Aremberg nie wieder aufgebaut. Der Wald wucherte über die glänzende Vergangenheit hinweg.


Hinter Wershofen, dem nächsten Ort, kam das, wovor ich mich in der Eifel fürchtete: lang und länger, rutschte die Straße in ein Tal hinab, und der folgende Anstieg dehnte und streckte sich endlos in die Länge. Oben auf dem Berg angekommen, wiederholte sich das Spielchen noch einmal. Das kostete Kraft. Spätestens jetzt spürte ich die zurückgelegten Höhenmeter in meinen Beinen. Den nächsten Kontrollpunkt in Martelt hatte ich bitter nötig. Mein Hintern ließ sich auf die Sitzbank fallen, ich schüttete größere Mengen Mineralwasser in mich hinein. 60 km der RTF waren geschafft, wobei die vor uns liegenden letzten 25 km durch flaches Gelände führten.

„Sind wir die ersten ?“
„Nicht ganz.“
„Sauwetter.“
„Schade für die wunderschöne Strecke.“
„Auch schade für die Planung, denn mit dem Wetter steht und fällt der Erfolg einer RTF.“„Wie geht es mit den Steigungen weiter ?“
„Ihr müsst über den Mahlberg … Sonst nichts Dramatisches … Achja, der Knick kurz vor Rheinbach nach Todenfeld …“





Weiterfahren. In den Orten Heistert, Sasserath, Nitterscheid und Esch begann ich zu fluchen. Der Mann an der letzten Kontrollstelle hatte Recht, dass keine dramatischen Anstiege dabei waren. Stückchenweise ging es mal rauf, mal runter. Mein Blick in die herrliche Eifellandschaft war nicht mehr locker und entspannend, sondern er verkrampfte und heftete sich am fest am Verlauf der Straße und an den Anstiegen. Die Hochtreterei begann mich zu zermürben. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich längere Stücke den Berg hochtreten musste als dass es den Berg runter ging. Auch hier hatte der Mann von der Kontrollstelle Recht, denn es ging über den 588 Meter hohen Mahlberg, den höchsten Punkt der RTF. Die Straßenschilder nach Rheinbach stärkten mein Durchhaltevermögen, denn bis Rheinbach waren es nur noch 13 km. Und ich wusste, dass das letzte Stück eine wunderbare Abfahrt war – nach der es nach Todenfeld wieder den Berg hochging. Ich war gar nicht so weit weg von Bad Münstereifel, als diese Abfahrt bereits weit vor Rheinbach begann. Mitten durch den Wald, einfach nur den Berg hinunterrollen – das war himmlisch. Das war Idylle pur – und am Wegesrand zeigte sich ein riesiges Gehöft mit Traktoren im Innenhof, das nur aus Fachwerk bestand. Kurz und kräftig stieg die Straße an, dann kam die Abfahrt nach Rheinbach, bei der ich wahre Jubelschreie hätte ausrufen können.
Noch auf der Höhe hatte ich gesehen, wie sich der Himmel zugezogen hatte. Vorsichtig schwirrten erste Regentropfen durch die Luft. Die Straße knickte ab Richtung Todenfeld, und die dritte Kontrollstelle kam zum richtigen Zeitpunkt. Die Regentropfen verdichteten sich, und ich schlüpfte unter den Marktschirm. Mitten im Wald gelegen, grenzte die Kontrollstelle an einen wunderschönen Kreuzweg mit einer Kapelle in der Mitte. Dann donnerte es. Der Regen klatschte, und das Wetter meinte es wirklich nicht gut mit uns. Wie schön, dass uns zuvor immerhin die Sonne über ein längeres Stück begleitet hatte.


Wie am Startpunkt zog das Gewitter die Weiterfahrt in die Länge. Am Kontrollpunkt war uns die Tücke des Anstiegs nach Todenfeld beschrieben worden. Flach beginnend, würde der Anstieg immer steiler und immer länger. Demotivierend sei es, Todenfeld auf dem Berg zu sehen, wobei sich der Anstieg auf etwa 12% steigern würde. Selbst in Todenfeld dauere dieser giftige Anstieg an und ende erst weit hinter dem Dorf. Wahrscheinlich war ich hinter Todenfeld noch so gut drauf, weil ich gewarnt worden war. Mit konstantem Tempo ackerte ich mich die Höhenmeter hinauf. Triefend nass und voller Regen war ich in einer Art von Kampfstimmung. Ich trotzte allen Widrigkeiten, sämtliche Naturgewalten konnten mir nichts anhaben. 12% Steigung waren das nie und nimmer. Hinter Todenfeld steckten 200 geschaffte Höhenmeter in meinen Beinen, die sich danach auf eine schöne Abfahrt im Regen freuen durften, der dünner wurde, und am Horizont vertrieb blauer Himmel die düstere Gewitterwolke.

Meckenheim-Altendorf und Grafschaft-Gelsdorf, zwischen NRW und Rheinland-Pfalz zeichnete die B266 unauffällige Buckel in die Felder, die nichts waren gegenüber den Höhenzügen der Eifel. Zum Schluss mussten unsere Rennräder eine letzte, anders geartete Herausforderung bewältigen: Baustellen mit Schotterpisten. Nein, so ein Berg nach Todenfeld war mir lieber wie diese Quälerei über Steine und Unebenheiten.

In Bad Neuenahr herrschte eitel Sonnenschein, als hätte sie den ganzen Tag nichts anderes gegeben. Bei Kaffee und Kuchen scharte ich mich mit anderen Rennradfahrern zusammen. Ich stellte fest, dass deren Ambitionen meinen eigenen Möglichkeiten um einiges übersteigen. Von Düsseldorf nach Oslo. Durch Schwarzwald und Vogesen. Auf den Mont Ventoux. Über den Alpe d’Huez. Oder wie mein Fahrradkumpel von Oberstdorf zum Gardasee. Für mich wäre dies eh eine Nummer zu groß. Diese herrliche Tour quasi vor der Haustüre werde ich jedenfalls in bleibender Erinnerung behalten. Dies war bestimmt nicht die letzte RTF für mich.

Montag, 9. Juli 2012

Wochenrücklblick #27

Grüne Bonbons
In unserem Garten sind die Erbsen reif. Unsere Kleine isst praktisch alles Gemüse aus unserem Garten gerne, auch Erbsen, und zwar roh. Da unsere Erbsen klein und rund und schön grün sind, hat meine Frau sie auch als grüne Bonbons bezeichnet. Als die beste Freundin unserer Kleinen bis uns war, wollte unsere Kleine Erbsen roh essen.
Frage an die beste Freundin:
„Möchtest du Erbsen aus unserem Garten essen ?“
„Nein.“
„Möchtest Du grüne Bonbons ?“
„Ja.“
Meine Frau holte die Erbsen aus dem Garten und die Freundin aß die grünen Bonbons.
„Woher kommen die grünen Bonbons ?“
„Aus unserem Garten.“
„Aber Bonbons kommen nicht aus dem Garten.“
„Das sind Erbsen.“
„Nein, dann mag ich die nicht.“


Zeugnisse und eine Urkunde
Heute haben die Ferien begonnen und in der letzten Woche wurden gleich mehrere Zeugnisse ausgegeben. Mit dem Zeugnis unseres Sohnes in der Berufsschule waren wir sehr zufrieden, denn er brachte nur gute und befriedigende Noten nach Hause. Unser kleines Mädchen zeigt zwar durchaus adäquate Lernfortschritte beim Lesen, Schreiben und Rechnen. In ihrem Zeugnis rügt ihre Klassenlehrerin aber, dass sie sich zu wenig im Unterricht beteiligt und zu zögernd, unsicher und ängstlich ist. Die Ursache sehen wir darin, dass es traditionelle Unterrichtsformen mit einem Lehrbuch oder einer Lernfibel, die mit den Schülern Seite für Seite durchgegangen wird, offensichtlich nicht mehr gibt. Anstatt dessen werden wird ein selbstständigeres Lernen gefördert, indem die Lerninhalte ausschließlich mit Hilfe von Arbeitsblättern erarbeitet werden. Da sie nicht so kontaktfreudig ist, kommt sie insbesondere nicht mit denjenigen Arbeitsblättern klar, die in Gruppenarbeit zu erarbeiten sind. Das Thema ist nicht neu. Immerhin hat unsere Kleine es zuletzt auf die Reihe bekommen, regelmäßig die Arbeitsblätter mit nach Hause zu bringen, so dass wir kontrollieren können. Ein sehr schönes Zeugnis mit Pu Bär, Tigger, Ente und Klaviertasten am Rand hat sie von ihrer Klavierlehrerin bekommen. Von ihrem Schwimmlehrer hat sie noch eine Urkunde mit einer Ente für ihren  Schwimmkurs erhalten.

Schulchor
Am Tag der Zeugnisausgabe erhielt meine Frau gegen 11.45 Uhr von der Klassenlehrerin einen Anruf, dass sie sie in der Schule abholen solle. Innerlich bereitete sich meine Frau auf das schlimmste vor –Arm gebrochen, den Kopf voller Blut, ab ins Kinderkrankenhaus. Nein, es kam anders. Unsere Kleine war im Schulchor und am letzten Schultag durfte sie im Schulchor mitsingen. Davor war Pause. In der Pause war sie nicht auf Toilette gewesen. Als sie danach mit dem Schulchor auf die Bühne trat, wollte sie auf Toilette gehen. Sie musste aber solange warten, bis der gesamte Auftritt des Schulchors, der über eine halbe Stunde dauerte, vorbei war. Lange schaffte sie es einzuhalten. Kurz vor Schluss des Auftritts brach es dann aus ihr heraus. Klatschnass lief es aus ihrem schönen Kleid heraus, auf das sie so stolz war, es bei ihrem Auftritt anziehen zu können. Sie war glücklich, als ihre Mama da war. Und die Mama war glücklich, dass nichts schlimmeres passiert war.

Im Radio
In SWR1 – Der Abend – wurde über das Kommunikationsverhalten von Jugendlichen berichtet. Eine Gruppe von 20 jungen Leuten, die um die 20 Jahre alt waren, feierten die Rückkehr einer Freundin aus den USA. Die Gruppe traf sich in einem Café in Alzey (bei Mainz). Ein Reporter beobachtete ihr Kommunikationsverhalten eine Stunde lang und redete mit der Gruppe. Auffällig war, dass während dieser Stunde durchgängig nur 2/3 der Gruppe am Tisch saß. Die Abwesenden waren aufgestanden und telefonierten mit dem Handy. Die 2/3, die am Tisch saßen, redeten aber nur sehr spärlich miteinander. Es kamen kaum Diskussionen auf. Die Kommunikation lief nahezu ausschließlich über Handys und Smartphones ab. Einige telefonierten mit dem Handy am Tisch. Anstatt mit den Freunden am Tisch zu reden, wurden Mails oder SMS’n geschrieben. Umgekehrt wurde auch der Maileingang gecheckt. Eingehende Mails wurden dann direkt wieder beantwortet. Manche scrollten in Facebook oder surften auf anderen Internet-Seiten. Als eine 20 jährige auf die Sinnhaftigkeit eines solchen Kommunikationsverhalten angesprochen wurde, meinte sie:
„Das ist Multi Tasking …
… möglichst vieles gleichzeitig machen


Senfmühle in Köln
Die Senfmühle in Köln hat uns geholfen, die Lücke auszufüllen, wenn wir irgendwo eingeladen sind und wenn wir nicht wissen, welches Geschenk wir mitbringen sollen. Unserer Meinung nach werden viel zu oft Geschenkekörbe oder Gutscheine oder eine Flaschen Wein verschenkt. Das Angebot an Senf in der Kölner Senfmühle ist vielfältig - beispielsweise kann man dort Wabensenf oder mittelalterlichen Senf oder Weihnachtssenf kaufen. Man kann das Senfangebot dort direkt probieren, und dabei ist mir aufgefallen, dass die Variation auch in unserem Haushalt lecker schmeckt., So kann Mettwurst, Brühwurst oder Frikadelle mit neuen Senfsorten variieren, was für den Geschmack eine Bereicherung darstellt. Wir hoffen, dass unsere Senf-Geschenke bei den Beschenkten auch gut angekommen sind.



Freitag, 6. Juli 2012

historischer Festumzug der Fischereibruderschaft Bergheim an der Sieg

Die Fischerei an der Siegmündung kann auf eine Jahrtausende alte Tradition zurückblicken, genau gesagt, ist die Fischereibruderschaft 1025 Jahre alt geworden. Bereits zur Frankenzeit schlossen sich die Fischer um 1100 zusammen, um Fangrechte gegenüber dem Kloster in Vilich geltend zu machen. Im Laufe der Jahrhunderte organisierte sich die Bruderschaft ähnlich wie die Zünfte. Seit 1555 ist die Steuerpflicht eingeführt worden. So wie beim zehnten Teil der Ernte mussten die Fischer ein Drittel des Fangs an das Kloster Vilich abführen. Seit 1907 ist die Fischereibruderschaft als Verein im Vereinsregister im Sinne des BGB eingetragen. Zum 1025 jährigen Jubiläum fand ein feierlicher Festumzug statt. Die Fischereibruderschaft zählt heute ca. 400 Mitglieder. Ein besonderer Dank gilt der Reporterin der Wochenzeitung in unserer Stadt, die mir erlaubt hat, die zu ihrem Bericht gehörenden Fotos in meinem Blog zeigen zu dürfen.