Ruhe auf dem
Vorfeld. Ein gehöriges Stück an technischer Faszination packt mich, wenn die insgesamt
acht German-Wings-Flugzeuge ins Blickfeld rutschen. Abgestellt, geparkt, stehen
sie in Reih und Glied stramm, so gleichförmig, dass es wahrscheinlich ein- und
dieselben Flugzeugtypen sind. Aus turmhohen Masten ergießt sich das Flutlicht
auf die Betonpiste, die unvermittelt hinter der brusthohen Absperrung beginnt. Riesig
und unfassbar ist das Terrain des Flughafens, welches im Dunkeln entschwindet. Noch
vorn gereckt, dämmern die Cockpits unbeleuchtet vor sich her. Die Rümpfe mit
den Passagierräumen breiten sich der Länge nach aus. Schlapp und untätig hängen
die Triebwerke an den Tragflächen herunter. Wann sind die acht Maschinen angekommen
? Wann fliegen sie wieder ab ? Nur dieser winzige Ausschnitt reicht, um mir das
komplette Gelände vorzustellen mit all den Starts und Landungen und mit den
unvorstellbaren Geschwindigkeiten, wenn Flugzeuge starten und landen, und mit diesem
übermächtigen Tower, der dieses Geschehen überwacht.
Anfahrt auf den
Flughafen Köln/Bonn. An dem Wirrwarr von Werbeflächen habe ich mich vorbei
gemogelt, zuerst das Bayer-Kreuz, dann Lanxess mit dem aus der Reihe tanzenden
X in der Mitte. Schraffierte Querstreifen lenken mich auf die linke Fahrspur,
anschließend zurück auf die rechte Fahrspur, wo mich an einem Seitentrakt der
massige Schriftzug der ZURICH-Versicherungen begrüßt. Ich fahre rechts ran,
denn heute ist ein Halteplatz frei.
„Machs gut. Einen
möglichst angenehmen Arbeitstag“ verabschiede ich unseren Sohn.
Es ist kurz nach
6 Uhr. Wortlos dreht sich unser Sohn mit seinem Rucksack weg, er verschwindet auf
dem Bürgersteig und strebt auf die gläserne Drehtüre zu.
Meinen Stolz kann
ich nicht verbergen, dass unser Sohn seit mehr als einem Jahr einen
Ausbildungsplatz in der Schlosserei beim Flughafen Köln/Bonn hat. Wenn die
Abfahrtszeit der S-Bahn nicht passt, ist der Umweg vertretbar, um ihn auf
direktem Weg mit dem Auto dorthin zu fahren.
Ich fädele mich
wieder ein in die rechte Fahrspur.
Gläsern
schliddern die Ladenzeilen an mir vorbei, vor denen sich Taxis Stoßstange an
Stoßstange zusammen drängen. Esprit, Mexx, Phoneoffice heißen die Ladenlokale, vor
denen die Außenwerbung in Großbuchstaben um Aufmerksamkeit ringt. Es folgen Pylone
mit Fluggesellschaften, deren Schrift so winzig ist, dass man sie kaum lesen
kann: Iran Air, Span Air, Singapore Airlines, Bangkok Air, die Namen hauchen
Exotik ein, und ich träume davon, dass mir die große weite Welt offensteht. Vor
dem Hauptportal muss ich bremsen, denn Fußgänger kreuzen über den höher gelegten
Fußweg die Straße. Ich passiere das hypermoderne Terminal 2, einen Neubau aus
dem Jahr 2000. Korpulent biegen sich die Stahlträger über die Straße, die
Dachkonstruktion spannt sich über massiven Stahlträgern. Futuristisch zieht
sich dieses Gemenge aus Stahl und Glas in die schlummernde Nacht hinein.
Dahinter kippt
abrupt das Licht aus den Flutlichtmasten auf das Vorfeld. Einsam parkt
eine Air Berlin-Maschine in dem prallen Lichtkegel. Ich sehe, wie ein
Tankfahrzeug umher kreist. Im Schatten des Terminals wird bald ein
Flugzeug an eine Gangway andocken.
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