„Can you
hear me Major Tom … „
schallt der Hilferuf des Astronauten , und mit metallischen
Klängen will sich der Schlussakkord der Gitarre im All verewigen. Es war 1972,
als ich das Stück „Space Oddity“ auf meinen Kassettenrekorder gebannt hatte –
urspünglich war das Stück 1969 erschienen. Mit meinem Schul-Englisch, das Jahr
für Jahr besser geworden war, hörte ich mir Wort für Wort den Text an: das war
Inhalt, Sinn, eine Geschichte, über die Raumfahrt und den Major Tom, dessen
Funkverbindung abgerissen war und der nun in der Endlosigkeit des Weltalls
herumkreiste. Sinn und Inhalt gab es nicht bei anderen Stücken, die ich mit Leidenschaft hörte - wie der progressive Rock von Deep Purple oder Led Zeppelin.
Ein Jahr später stand David Bowie gleich mit mehreren
Singles in den Hitparaden. „Life on Mars“ und „Jean Genie“ hatte ich damals tage- und wochenlang gehört. Noch vor einigen Tagen habe ich in Youtube gezappt und „Life
on Mars“ zig-mal hintereinander gehört, wobei mich seine kristallklare Stimme
ständig aufs Neue fasziniert, wie sie oszilliert und ihre Tonlagen ohne Andeutung
wechselt, um im Refrain in einer hohen Tonlage lang anhaltend zu verhallen.
Das Album „The Rise and Fall of Ziggy Stardust“ steht als
Vinylplatte auf dem Dachboden meiner Eltern. Wieder angehört hatte ich mir dieses
Album vor 2 Jahren auf meinem Internet-Radio. Es ist ein Konzeptalbum aus einem
Guß, wo sich jedes einzelne Stück anders anhört und für sich klasse ist. Das
Album beginnt mit „Five Years“. Phänomenal ist seine Stimme, die ganz behäbig
anfängt, sich dann steigert und mit einem Minimum an Gitarrenbegleitung
auskommt. Ein solches Ausdrucksvermögen der Stimme kenne ich ansonsten nur von
Robert Plant von Led Zeppelin – oder heutzutage von Adele. Das letzte Stück auf
dem Album „Rock’n’Roll Suicide“ ist in sich zerrissen und sucht verzweifelt
nach einer Konstante. Abgründe, Selbstmordgedanken, Drogen- und Alkoholexzesse und
Wiederauferstehung, des hat in den 70er Jahres das Leben von David Bowie
geprägt. „The Rise and Fall of Ziggy Stardust“ spiegelt diese innere
Zerrissenheit wider, einen unheimlich starken Charakter und den ständigen Blick
in den Abgrund hinein.
Aus dieser inneren Zerrissenheit ergibt sich der Wechsel,
die Wendungen, das Hineinschlüpfen in immer neue Identitäten. Urspünglich
wollte David Bowie sogar Schauspieler geworden sein. Mit seinen Filmen hat es
nicht so richtig geklappt – mit „schöner Gigolo, armer Gigolo“ schaffte er keinen
Durchbruch, in „Die Kinder vom Bahnhof Zoo“ reichte es nur für eine Nebenrolle.
So erfolglos seine Schauspielerei war, so authentisch schlüpfte
er bei seinen Musikstücken in immer neue Rollen. Da wird nichts übernommen,
nachgespielt oder kopiert. Mit „Sound and Vision“ verbindet mich ein
persönliches Erlebnis, denn dies war bei meinem
ersten Disco-Besuch 1976 gespielt worden. Schrille und bunte Lichteffekte
in einer etwas düsteren Atmosphäre, der voranpeitschende Sound, der allgemein
hohe Lärmpegel, auch Tanzen – doch davon nahm ich eher Abstand -, dies prägte
fortan als Jugendlicher auch meine Freizeitbeschäftigungen. „Sound an Vision“ schwappte in
vollem Umfang in der Disco-Welle Ende der 70er Jahre mit. Die Disco-Musik wurde
gleichförmiger, automatisiert mit künstlich zusammengemischten Klängen, doch
David Bowie trieb diese Musik mit der Energie seiner Stimmlagen
voran und nicht mit dieser künstlichen Mechanik der Disco-Effekte.
Was David Bowie in den 80er Jahren herausbrachte, überraschte
erneut. Nile Rodgers, der auch Stücke für andere Disco-Pop-Größen wie Chic
komponiert hatte, schrieb „Let’s dance“. Auch hier – wie bei „Sound and Vision“
– glänzte seine Stimme, wodurch er sich von dem übrigen Mischmasch der Hitparaden unterschied. Überraschend ist auch die Wiedergeburt des
Major Tom aus „Space Oddity“: in „Ashes to Ashes“ kehrt der in den Tiefen des
Weltalls Verschwundene zur Erde zurück, er ist ihm nahe, sie begegnen sich, er
lächelt ihm zu.
Anfang der 90er Jahre endet die Phase, aus der mich die
Musik von David Bowie besonders bewegt hat. Danach hat David Bowie sich nicht
zurückgezogen und eine Reihe weiterer Alben und Singles herausgebracht, doch
diese haben bei mir nicht den Bekanntheitsgrad früherer Stücke erreicht.
Ruhig, gesetzt und ausgetobt, lebt David Bowie heutzutage als
Familienvater mit seiner Frau und seiner 11 jährigen Tochter in New York. 1997
war ihm noch ein besonderer Coup gelungen, er hatte nämlich eine Musikanleihe
an die Börse gebracht. Mit dieser Anleihe sollten die Kosten für seine
Musikalben finanziert werden sowie der Ausbau der Internet-Vermarktung seiner
Musik. Angeblich hat er ein Vermögen von rund 900 Mio US-Dollar.
Letzten Sonntag hat David Bowie seinen 65. Geburtstag
gefeiert. Herzlichen Glückwunsch !
Zum Hineinhören in "Space Oddity" und den Major Tom:
Zum Hineinhören in "Space Oddity" und den Major Tom:
Ich hatte keine ahnung aber ik hab es mir gedacht...
AntwortenLöschenMan hat vorige woche ganz viele song von Bowie auf dem Radio gedreht....
Grusse Nieske
Ich liebe seine Songs, rauf und runter, auch heute noch, weil sie irgendwie, im Gegensatz zu anderen neuen HITS, zeitlos schön sind.
AntwortenLöschenLG Berta