Sturmtief Andrea tobt sich
fleißig aus. Der Wind heult, der Regen peitscht auf die Straße, in der Nacht
haben die Rolläden so gerappelt, dass sich unser kleines Mädchen in unser Bett
verkrochen hat, denn in unserem Elternschlafzimmer lässt sich das Geheule – auf
der Wind abgewandten Seite des Hauses - ertragen. 5 Uhr bin ich aus unserem
Bett gekrochen, als erstes habe ich draußen Verpackungsmüll aus unseren gelben
Säcken einsammelt, die der Sturm aufgerissen und vor unser Nachbarhaus
gewirbelt hat. Kurz nach 6, im Auto auf dem Weg mit unserem Sohn zur S-Bahn, erste
Meldungen im Verkehrsfunk über umgestürzte Bäume und gesperrte Straßen in Rheinland-Pfalz und
NRW.
Normalerweise ist dies eine
Wetterlage, bei der ich mit der Dynamik des Wettergeschehens aufblühe. Sturm,
Regen, all diese Bewegung hebt mich in einen Aktivitätspegel hinein, und mit
der Ausdauer eines Marathonläufers kann ich den ganzen Tag ackern und rackern.
Nicht so die letzten Tage.
Das sehr frühe Aufstehen morgens klappte noch, auch den Vormittag bis in den
frühen Nachmittag wirbelte ich in meinem Büro herum, doch ab 14 oder 15 Uhr knickte
meine Leistungskurve satt und unwiderruflich ein. Alle paar Minuten musste ich
gähnen, so ausdauernd, dass die Gähnerei nicht enden wollte. Die Konzentration
war weg, Texte kamen mir an meinem Rechner wie Hieroglyphen vor, Diagramme auf
Präsentationen verschwammen, es bereitete mir Mühe, Formeln in Excel Feld für
Feld zusammenzufügen. Mein Gehirn konnte ich nur noch für einfache, primitive
Tätigkeiten gebrauchen. Mails archivieren, unwichtige Mails löschen, meinen Aktenstapel ausmisten, unwichtige
Dateien auf der Festplatte löschen, weil die Speicherkapazität nahezu erschöpft
war, zu anspruchsvolleren Tätigkeiten war ich nicht mehr fähig.
Anfang bis Mitte/Ende Januar,
das ist eine Jahreszeit, in der mein Leistungspotenzial vielleicht wirklich in
ein Loch hineinfällt. Die Weihnachtszeit ist vorbei, in der ich
hochkonzentriert war wegen der Vielzahl, was zu koordinieren, organisieren,
besorgen war. Die Konzentration auf diesen einen Zeitpunkt ist nun weg, die
Jahreszeit ist dunkel, und sie wird erst Mitte/Ende Januar mit den länger
werdenden Tagen so hell, dass ich mich mehr bewegen kann. Sitzen, essen,
die Zeit zu Hause verbringen, Bewegung – das ist für mich Fahrradfahren – zum Arbeitsplatz
hin macht erst Mitte/Ende Januar wieder Sinn – wenn das Wetter mitspielt.
An der Gähnerei, die nicht
enden will, sind vielleicht auch die viel zu milden Temperaturen Schuld. Winter,
das ist für mich durchaus Frost und Kälte, vielleicht auch etwas Schnee. Oder
Rauhreif, der Gräser und Pflanzen mit einer glitzernden Schicht überdeckt. Die
Ästhetik von drohenden Wolkenpaketen, die Dauerregen im Gepäck haben, hält sich
da eher in Grenzen.
Den Rest hat mir in den
letzten Tagen die Busfahrt nach Hause gegeben. Irgendwie kriegen es die Stadtwerke
Bonn nie hin, dass die Busse entsprechend den Außentemperaturen geheizt sind. Entweder
herrscht draußen klirrende Kälte und die Busse sind nicht geheizt; oder: draußen
herrschen muddelige Temperaturen und die Heizung bullert auf voller Pulle. Für
mich war es ein verzweifelter Kampf, selbst wenige Zeilen in meiner Wirtschaftswoche
zu lesen. Ständig döste ich vor mich hin, bis ich wegnickte. Und ich fing sogar
an, vor mir herum zu träumen: Phantasien mit Traumbildern stiegen in mir auf,
wirre Landschaften, die ich nicht zuordnen konnte, fremde Gesichter stiegen aus
dem Dunkeln empor. Bis die Traumbilder an der nächsten Bushaltestelle wie eine
Seifenblase zerplatzten. Alles war weg, ich war wieder bei Bewusstsein. Ich
fühlte mich wie nach einem K.O.-Schlag: benommen stocherte ich in der Wirklichkeit
herum, und ich musste wieder aufstehen, um alles um mich herum
wahrzunehmen.
In diesem Moment empfand ich
eine tiefe Sehnsucht, mich anstelle im Bus wieder auf dem Fahrrad zu fort zu bewegen.
Hallo guten Morgen!
AntwortenLöschenEs ist ja streng genommen so, dass wir nicht unserem urpsprünglichen Naturell entsprechend leben. Im Winter sollten wir eigentlich kürzer treten, die Tage sind kürzer. Es gibt weniger Sonnenstunden, die der Körper und die Seele brauchen.
Und dass Kinder im Sturm Angst haben, ist verständlich. Dann flüchten sie sich zu ihren Eltern. Schön, dass Ihr solches Verständnis für Euer Kind habt.
LG Berta
Mir macht das Wetter eigentlich nicht so viel aus, wenn es nur nicht dauernd regnet.
AntwortenLöschenViel Obst essen hilft gegen die Müdigkeit, aber der kurze Tag lässt mich auch die Nachtruhe verlängern, nach 8:00 habe ich einfach keine Lust mehr etwas zu machen.
Aber der tag ist auf Verlängerung eingestellt, also nicht verzagen.
LG Ulrike
Hallo,
AntwortenLöschenheute morgen hatte uns das Unwetter erreicht. Es war schon heftig. Alles was nicht fest gebunden war, flog durch die Gegend. Müde bin ich heute allerdings auch.
LG
Barbara