wer bin ich ? ich heiße Dieter

Donnerstag, 10. März 2011

Wochenrückblick KW9

Soll doch mal jemand behaupten, Deutschland sei eine Servicewüste. Dass den Firmen die Kunden egal sind. Jedenfalls belieferte uns Bofrost Gemüse und Fisch, beides tiefgefroren. Beim Abrechnen lief in unserem Wohnzimmer der Fernseher; soeben war zu Guttenberg zurückgetreten, und hierüber wurde berichtet. Sowohl der Fahrer von Bofrost wie I waren durch diese überraschende Neuigkeit offensichtlich abgelenkt worden. Als der Fahrer unser Haus verlassen hatte und mit seinem Transporter weggefahren war, fiel I auf, dass er sich beim Wechselgeld verzählt hatte: er hatte uns 1 € zu wenig herausgegeben. Daraufhin reklamierten wir abends per e-Mail bei Bofrost, dass wir noch 1 € zu bekommen hätten. Bofrost reagierte prompt. Die e-Mail war an den zuständigen Fahrer weitergeleitet worden, und am nächsten Tag plante er uns auf seiner Fahrtroute ein. Die fehlenden 1 € gab er uns zurück, und der Fahrer entschuldigte sich für sein Versehen. Das ist Kundenorientierung !

Bereits seit längerer Zeit beginnt unsere Waschmaschine, ihren Geist aufzugeben. Unser Hauptproblem ist, dass unsere Wäsche gar nicht mehr so richtig sauber wird. Da wir in unserem Haushalt mittlerweile 24 Jahre Wäsche waschen und erst unsere zweite Waschmaschine von der Marke AEG besitzen, hatten wir beschlossen, uns eine neue Waschmaschine zu leisten. Um uns zu informieren, hatten wir einen Testbericht von der Stiftung Warentest downgeloadet mit dem Ergebnis, dass eine Waschmaschine des Typs AEG L74650H unsere Wunschvorstellung ist. Im Vorfeld hatten wir im Internet die Preise miteinander verglichen: auf 599 € pendelte sich der Preis ein -  u.a. bei Online-Shops von Neckermann oder Otto. Unterstützend dazu ließen wir uns in einem Fachgeschäft auf der anderen Rheinseite beraten. Der Typ AEG L74650H kostete dort auch 599 €; es gäbe aber neuere, bessere, effizientere, umweltfreundlichere, energiesparendere Modelle, beriet uns der Verkäufer. Was natürlich teurer war: 1.099 €. Die 1.099 € begründete der Verkäufer durch höherwertige Leistungen. So ein höheres Fassungsvermögen (9 kg anstelle 6,5 kg, was für einen 5 Personen-Haushalt eher angemessen ist). Oder ein nahezu verschleißfreier Motor. Oder auch eine Wasser- und Energieregulierung, wenn die Waschmaschine nicht voll beladen ist, was sich auf die Wasser- und Stromrechnung auswirkt. Wir mussten unser Vorhaben Waschmaschine neu durchdenken, fuhren auf unsere Rheinseite zurück und googelten abends im Internet googeln. Die Typenbezeichnung der 1.099 €- Waschmaschine ? Hatten wir nicht notiert. Wir suchten auf der Homepage von AEG. Zu viele Rubriken bei Waschmaschinen und zu viele Modelle. Dann suchten wir bei AEG nach 9 kg und Energiesparen: kein Ergebnis. Danach 9 kg als Suchbegriff: 8-9 Waschmaschinen erhielten wir als Suchergebnis, aber keine davon mit Energiesparen. Hätten wir uns doch auf der anderen Rheinseite den Typ notiert. So richtig wissen wir jetzt auch nicht weiter.

Beim Bauernhof an der nächsten größeren Straßenkreuzung sind die Bäume gefällt worden. Der Bauernhof steht auf einem großen Grundstück, vielleicht so groß wie ein halbes Fußballfeld. Zu unserer Straße hin war das Grundstück umgeben von einer Baumreihe, die bestimmt 20 m lang war. Das war eine Sorte von Lebensbäumen in einem blassen, stellenweise auch kräftigen Grün. Dicht an dicht hatten sie in der Reihe zusammengestanden, in der Höhe hatten sie die umliegenden Häuser überragt. Nackt und ohne diese Fülle an Grün wirkt dieser Kahlschlag nun wie ein Schock. Anstatt dessen kann man nun unbedrängt auf das Äußere der Hofanlage schauen. Doch was man ansonsten mit einem Bauernhof verbindet, wie etwa Tierhaltung oder die Bewirtschaftung fruchtbaren Bodens, findet man dort nicht. Der Außenbereich ist zum überwiegenden Teil mit Wiese bedeckt, und alle 2-3 Meter verlaufen parallel zueinander Zaunreihen. Aber was sollen sie einzäunen ? Mittendrin sind allenfalls 2 oder 3 Ponys zu erkennen, ansonsten überwiegt die Leere, nichts wird im Außenbereich des Bauernhofs genutzt. Somit wirkt die Szenerie nach der Baumfällaktion reichlich trostlos und verlassen, obschon auf dem Bauernhof ein Verkaufsstand ist, und obschon dieser wohl auch mehr oder weniger gut frequentiert wird. I meint, die Bäume wären wohl krank gewesen, daher hätten sie gefällt werden müssen. Wegen Unfallgefahr usw. Nun liegen die gefällten Bäume auf dem Boden und warten auf den Abtransport. Mit den abgesägten Baumstämmen, deren glatte Schnitte sauber und professionell aussehen, fühlte ich mich in eine fremde Welt versetzt. Mir erscheint dieser Bauernhof wie ein Bündel von Widersprüchen. Einerseits zieht es den Menschen ins Grüne, in die Natur. Andererseits stört das Grün, es wuchert zu sehr, es wird krank und muss beseitigt werden. Einerseits strebt der Mensch nach Harmonie, nach Idylle. Andererseits wird diese Harmonie aufgerissen, der Mensch entartet und entfremdet diese Natur. In dieser entarteten Welt bin ich noch nicht angekommen.

Donnerstag, 3. März 2011

Letzter Februartag

Besprechung bis 17.30 Uhr. 17.45 Uhr mit dem Fahrrad nach hause. Der Himmel war unstrukturiert, die Wolkendecke aufgerissen, und vorsichtig neigte sich die Sonne auf die Hänge des Kottenforstes. Ich genoss den letzten Februartag. Es war noch hell. Die Veränderung von Anfang Februar zu Ende Februar war gravierend, denn Anfang Februar war es um diese Uhrzeit noch dunkel gewesen. Ich spürte einen Motivationsschub. Im Dunkeln hatte ich mich eingeengt gefühlt, mich durch beleuchtete Pfade hindurchtasten zu müssen und kaum Details erkennen zu können. Ich passierte die wuchtigen Gebäudekomplexe des Bildungsministeriums mit ihren 10 Geschossen.

Über die Max-Löbner-Straße in die Rheinaue.

Die Luft war abgekühlt, und das kahle Astwerk verweilte in den Bäumen. Doch langsam stimmte sich die Rheinaue auf den Frühling ein. In den Haselnusssträuchern hingen die Blütenkapseln wie kleine Fähnchen herunter. Frisch aufgesprossen und in dezentem Grau kündigten die Blütenkapseln der Weidenkätzchen einen ersten Hauch von Frühling an. Vor dem Rhein erste Triebe in den Pappelreihen, noch zögernd zwischen den Asten verharrend.

Über die Konrad-Adenauer-Brücke auf die andere Rheinseite.

Dort stiegen die bewaldeten Hänge des Ennert an, noch durchdrungen vom Tageslicht. Die Felspartien zwischen den Hängen des Siebengebirges schillerten in ockernen Farbtönen. Glatt, streng und kühl, krümmte sich das futuristischen Glasdach des Hotels am Bonner Bogen zum Rhein hin. Jogger kamen mir auf der Brücke entgegen und nutzten die längere Tageszeit. Manche trugen sogar T-Shirts mit kurzen Ärmeln, die an vergangene Marathon-Läufe in Köln oder Bonn erinnerten.

Ein Linksschwenk, dann den Rhein entlang Richtung Beuel.

Zwischen dem Posttower, dem Langen Eugen und Baukränen würde die Sonne in Kürze am Horizont entweichen. Ein helles und weiches Rot spiegelte sich im Rhein. Ein Containerschiff erzeugte ein Wellenspiel von einem Rheinufer zum anderen Rheinufer. Ich genoss den Motivationsschub. In einigen Wochen würde ich mit voller Pulle in den Frühling hineinstarten.

Dienstag, 1. März 2011

Roll over Beethoven

Am Wochenende in Radio Caroline: Roll over Beethoven von Electric Light Orchestra. Die 5. Sinfonie von Beethoven setzte ein, Geigen, Violinen, Streichorchester, so wie mitten aus einem Konzertsaal. Voller Anspannung fühlte ich mich in diese Welt der klassischen Musik hineinversetzt. Dann der abrupte Wechsel zu der knallharten Gitarre: sie toppte das Original von Chuck Berry, obschon Chuck Berrys Gitarrenstil in den 50er Jahren bereits eine musikalische Revolution ausgelöst hatte. Chuck Berry fand ich schon klasse, aber das Electric Light Orchestra war noch besser: Gitarre und Schlagzeug trieben das Stück noch stärker voran, aufgemischt mit diesen klassischen Zwischenspielen. 1973 entstand dieses Stück. 1973, das war ein höchst kreatives Jahr, in dem mehrere Einflüsse der Rockmusik zusammengeführt wurden. Die klassischen Einflüsse gab es bereits bei Deep Purple (April) oder bei Procul Harum (Conquistador). In dieser Zeit wurde viel improvisiert, man ließ die Gitarrensoli sich entwickeln, man ließ sie in Zeit und Raum schweben; wie bei Roll over Beethoven waren die Übergänge zwischen Klassik und Gitarrenspiel fließend und harmonisch. 1973, das war für mich auch das Jahr, in dem ich Hilversum 3 entdeckt hatte. Hilversum 3, dieser niederländische Radiosender war deutschen Radiostationen wie WDR2 oder SWF3 um Lichtjahre voraus. Handgemachte Gitarrenmusik konnte man damals von früh morgens bis spät abends hören. Dazu Moderatoren wie Felix Meurders, Joost den Draaier oder Frits Spits, deren Niederländisch ich irgendwann verstand. Sie quasselten oft in die Musik hinein (was für Aufnahmen auf dem Cassettenrecorder sehr schlecht war). Und sie sangen sogar mit, wenn ihnen die Musik gefiel. Und ihre Begeisterung für die Musik ist in mir bis heute hängen geblieben.