Dienstreise nach
Düsseldorf. Die Stadt sollte ich nur im Überflug sehen, denn ich besuchte ein
Call-Center und der Zeitplan war gedrängt.
Zwischen Köln und
Bonn wohnend, ist das Vorgefühl auf diese Stadt schon komisch: historisch
gewachsene Feindschaften prägen das Gefühlsleben; ähnliches habe ich von den
Städten Mannheim und Ludwigshafen oder Mainz und Wiesbaden gehört. Ich komme
mir vor, als würde ich mich auf einen fremden Planeten bewegen. Als hätte ich
es in Düsseldorf nur mit Außerirdischen zu tun. Alljährlich werden die
Düsseldorfer in Witzen verrissen – wenn der Kölner Karneval loslegt.
Wichtige
Herzstücke Düsseldorfs verpasste ich, denn ich fuhr vom Hauptbahnhof aus mit
der U-Bahn. Schadow-Arkaden, Kö-Galerie, die Königsallee, diese Einkaufsmeilen
– die zum Bummeln und Verweilen einluden – verbargen ihre Geheimnisse.
Auf der
Rheinkniebrücke dann der Blick auf Düsseldorf mit dem Rheinpanorama, der Postkartenblick,
wie Düsseldorf am häufigsten fotografiert ist.
Glatt und niedrig
duckten sich die Häuserreihen über dem Rhein. Die Altstadt war nichts pompöses,
nur der Zacken des Turmes der barocken St. Lambertus-Kirche stach heraus. Dabei
unterschieden sich die Altstädte von Köln und Düsseldorf kaum: beide Altstädte
waren eine Ansammlung von Rummel und Kneipen, an Wochenenden von
Touristenscharen aus der ganzen Welt frequentiert, werktags ein bisschen
stiller, so dass man die schönen Fassaden
mit ihren stolzen Giebeln oder ihrem niederrheinischen Backstein
bewundern konnte. Die Rheinuferstraße schlüpfte unter die Erde, so dass man
nach Herzenslust flanieren konnte.
Ein Stück weiter schoß
ein Bürotum nach oben, das war Vodafone. Das Logo mit dem roten Kreis
überstrahlte den Rhein und die Altstadt. Beleuchtet und in einer Glocke des
Nieselregens, wirkte der Schriftzug noch eindringlicher. Düsseldorf, das war
vor allem Macht, welche Konzerne das Sagen hatten und die Politik aufmischten.
Davon fand sich einiges in Düsseldorf. Vodafone, E-On, bis 2010 Thyssen-Krupp, die
Börse, auch die Niederlassungen japanischer Konzerne, all dies konzentrierte
sich in Düsseldorf. Dazu die NRW-Landesregierung: dort, wo der Rhein hinter der
Rheinkniebrücke einen Bogen schlug, schraubte sich mit dem Fernsehturm eine
Skyline in die Höhe, eine blasse Kopie von Frankfurt.
Macht, das war
mit seit je her fremd gewesen. Vielleicht hatte ich auch deswegen das Gefühl,
dass ich feindlichen Boden betrat. Außerhalb der Altstadt wuchsen rasch die
Bürolandschaften, neue Bürotürme wucherten unsystematisch in die Höhe. Glatt, auf
dem Reißbrett entworfen, verliefen dort die Straßen. Das war Mathematik, aber
nichts voller Leidenschaft und Form.
Düsseldorf, um
den Reiz dieser Stadt zu entdecken, dazu hatte ich in der Vergangenheit Zeit
gebraucht. Normalerweise suchte ich Beschaulichkeit, idyllische Ecken, einen
schönen Marktplatz oder ein historisches Zentrum, doch in Düsseldorf fehlte mir
die Orientierung. Dabei war Düsseldorf in ihrem Ursprung eine Provokation. Es
war das magische Datum 1288, als die Erzbischöfe von Köln nach der Schlacht von
Worringen aus ihrer Stadt verjagt wurden. Als Gegenpol zu Köln erhielt Düsseldorf
die Stadtrechte, wurde Köln als neue mächtige Stadt vor die Nase gesetzt und
wuchs und gedieh prächtig. Insbesondere während der Industrialisierung, als
viele Kohle- und Stahlkonzerne des Ruhrgebiets ihr Geschäft in Düsseldorf
steuerten. Selbst Kabarettisten wie Konrad Beikircher verweisen auf das Datum 1288
– das Grundübel für allen Zank und Streit zwischen Köln und Düsseldorf.
Ich wusste, Düsseldorf
hatte seine schönen und geselligen Seiten. Die Bahn fuhr weiter, nach
Oberkassel herein. Vorbei an Industriebrachen und abgerissenen Fabrikhallen, wo
ich mich prompt hinein gebeamt fühlte auf einen fremden Planeten. Die Zeit
fehlte, die schönen Seiten Düsseldorfs sollte ich heute nicht kennenlernen.
Als Kind war ich mal in Düsseldorf, kann mich aber nicht mehr richtig erinnern. Scheint eine sehr interessante Stadt zu sein!
AntwortenLöschenLG Josie
Schade, wenn die Feindschaften so verinnerlicht sind, denn eigentlich sind doch alle drei schöne Städte, wenn auch sehr unteschiedlich.
AntwortenLöschenUi, dein Blog gefällt mir!
Ich blätter mich mal durch.
Hoffe du verirrst dich auch mal auf meinen ;)
♥
und kurze Frage: Wie gefällt dir speziell mein jüngst gepostetes Foto?
♥
wieczorama Fotoblog