Am liebsten wären wir wieder umgekehrt. Schon am Kreisverkehr,
noch bevor wir das Garten-Center erreicht hatten, sahen wir eine endlose
Blechlawine auf dem Parkplatz. Vor dem Parkplatz begrüßte uns ein spezieller
Parkplatzanweiser mit einer gelben Warnweste, der von einem Sicherheitsdienst
abkommandiert war. Er winkte uns durch. Hartnäckig mogelten wir uns an
wartenden, stehenden, suchenden Autos vorbei, bis wir am hintersten Ende einen der
letzten freien Parkplätze fanden.
Um die Mittagszeit war die Hölle los. Als wir die Öffnungszeiten im Internet
nachgesehen hatten, hatten wir uns noch gewundert. Jeden Sonntag öffnete das
Garten-Center von 11 bis 16 Uhr seine Pforten. Den Samstag wollten wir noch
etwas im Garten geschafft haben. Und den Sonntag, den wir als Ruhetag
betrachteten, wollten wir etwas für unseren Garten eingekauft haben.
Hinein ins Gedrängele. Weil so viele Einkaufswagen hin- und
hergeschoben worden waren, mussten zwei Arbeiter diese zunächst in Reih und
Glied ordnen. Mit Einkaufswagen trabten wir dann ins Innere des Garten-Centers:
in der Weite und in der Vielfalt des bunten Angebotes an Blumen löste sich der
Stau auf. Bummeln, schauen und auswählen konnten wir nun halbwegs in Ruhe.
Das Angebot, mit dem das Garten-Center glänzen konnte, war
allerdings auch phantastisch. Wahre Blumenteppiche breiteten sich aus.
Hyazinthen, Ranunkeln, Kapkörbchen, flammendes Kätchen, Usambaraveilchen, Begonien,
Birkenfeigen, Gerbera, Kokardenblumen, Nelkenwurz - eine Farbe war prächtiger
wie die andere. In mehreren Ecken protzten Orchideen – noch bunter,
gesprenkelter, intensiver in ihren Farben. Kuhschelle, rotes Blaukissen,
Fetthenne scharten sich in der Staudenecke zusammen. Kombiniert fanden sich
manche dieser Blumen in fertigen Gestecken zueinander.
Apfel-/Kirsch-/Pflaumen-/Pfirsichbäume, draußen am Rande vor dem Zaun des
Garten-Centers hätte man sich einen regelrechten Obstgarten zusammenstellen
können. Das Angebot wuchs und wuchs – und auch die Kakteen zeigten ihre
Vielfalt und Widerspenstigkeit mit ihren stacheligen Gebilden. Eine Flut von
Ideen überfiel uns – wie wir unseren Garten gestalten konnten.
Der Dreh- und Angelpunkt, an dem sich vieles konzentrierte,
war die Caféteria. Dort konnte man sich den ganzen Tag durchschlemmern. Ab 11
Uhr konnte man zwischen Klassik-Frühstück, vitales Frühstück, Käse-Frühstück
und Verwöhn-Frühstück auswählen. Mittags konnte man sich an Spaghetti
Bolognese, Tomatensuppe oder Apfelpfannkuchen satt essen. Und schon zur Mittagszeit aßen
manche warmen Apfelstrudel oder andere Kuchensorten. An der Theke wuchs die
Warteschlage ins Uferlose, und freie Sitzplätze waren keine mehr zu bekommen.
Jeden Sonntag sei es hier so voll, berichteten uns andere
Kunden.
Wir fanden, dass dies eine tolle Geschäftsidee war. Der
Laden brummte, die Kunden überschwemmten das Garten-Center und kauften wie
verrückt. Die Beschäftigten hatten alle Hände voll zu tun. Da musste sich doch
jemand eine goldene Nase dran verdienen. Schöne heile Einkaufswelt ? Sonntags ?
Samstags hatten wir früher in diesem Garten-Center eingekauft, und da war es ungefähr
so leer wie in der Fußgängerzone von Buxtehude um 22 Uhr abends. Vielleicht war
es tatsächlich diese Nischenexistenz von Blumen und Pflanzen, die sonntags
verkaufen durften. Das Ladenschlussgesetz hinderte andere Geschäftstypen mit
Einschränkungen daran, sonntags zu verkaufen. Baumärkte oder Möbelhäuser
durften zwar sonntags verkaufen, aber nur eine begrenzte Anzahl von Sonntagen
im Jahr. Genauso Einzelhändler in den Innenstädten, an einer begrenzten Anzahl
von verkaufsoffenen Sonntagen. Hier war nun eine hemmungslose Art von
Shopping möglich: man durfte, wie man wollte.
Wie dem auch sei, der Menschenauflauf widerte mich an. Mir
kam es so vor, als hätten die Marketing-Experten Recht, dass nämlich der
einzige Urtrieb des Menschen der Einkauf ist. Als müsse der Mensch rund um die
Uhr von einem Warenangebot berieselt werden. Einschließlich sonntags, wo der
Mensch grenzenlos konsumieren konnte: inmitten dieser Warenwelt von Blumen und Pflanzen.
Organisation war alles, das zeigte sich auch an der Kasse.
Sämtliche Kassen waren besetzt, und das Garten-Center war denjenigen Warteschlangen,
die ich sonst von ALDI oder LIDL kannte, um Lichtjahre voraus. Salatpflanzen, Kohlrabipflanzen,
Erdbeerpflanzen, eine Azalee, Glockenblumen, Porreesamen, das hatten wir für
unseren Garten gekauft. Im Handumdrehen gelangten wir an die Kasse. Wenn ich an
anderer Stelle über die Servicewüste Deutschland schimpfte: das war Service.
Lieber in Ruhe bummeln. Nie mehr sonntags im Garten-Center einkaufen, dass haben wir
uns danach vorgenommen.
Mir scheint, viele Gartencenter hüpfen auf diese Event-Schiene auf, das können wir bei uns auch beobachten. Eine tolle Geschäftsidee finde ich, der Umsatz an Pflanzen wird angekurbelt, gerade, weil es oft auch Sonderangebot gibt und was die Gastronomie da auffährt, das ist teilweise vom Allerfeinsten.
AntwortenLöschenWir waren kürzlich in einem Garten-Center, der zu einer Sonder-Orchideen-Show einlud.
Es gab unter anderem einen Cocktail-Stand mit den ausgefallendsten Cocktails, ob mit oder ohne Alkohol und Orchideenblüten wanderten ebenfalls in das Getränk.
Nachteil solcher Events, wie du auch schon beschrieben hast, die Center sind überbevölkert, die Anreise wird schon beschwerlich und die Parkplatzsuch ein Greuel.
So wirklich Spaß macht es dann nicht, besonders, wenn Mann/Frau gerne in Ruhe fotografieren möchte, aber ein Erlebnis ist es allemal. :-)
Danke, Dieter, für diesen mal wieder tollen Bericht und herzliche Grüße
Christa
So überfüllte Geschäfte und Einkaufszentren ag ich auch überhaupt nicht; zumal es immer wieder Menschen gibt die ziemlich ungnädig werden, wenn sie nicht sofort dahin kommen wo sie hin wollen...
AntwortenLöschenWir hatten im vergangenen Jahr eine Art Ausstellung in einem Gartencenter... das war aber mehr Biergarten etc. die hatten sogar eine Hüpfburg für Kinder; es war große Party und die Leute haben gekauft wie blöd... Es zieht also, aber wir haben uns auch geschworen, dass solche Shopevente demnächst ohne uns stattfinden!
Ich habe übrigens eine neue URL; musste mit meinem Blog umziehen, weil ich rumgemurkst habe. Würd mich sehr freuen, wenn du mich da auch wieder verfolgst und die URln in deiner Blogroll änderst... danke!
Liebe Grüße!
Hej Dieter,
AntwortenLöschenüberfüllte Gartenzentren, oje, nein danke! Da fliegt die Muße auf und davon und mit ihr der Genuß "Stoff gewordenes Licht" zu bestaunen.
einen sonnig-entspannten Frühlingsbeginn
wünscht
Beate
Klingt nach "Leurs" in Venlo :)
AntwortenLöschenDa hast du wohl recht, dass eine Lieblingsbeschäftigung der Menschen das Konsumieren ist.
AntwortenLöschenIch kann mich inzwischen gut beherrschen und freue mich lieber über selbstgezogene Pflanzen.
VG
Elke
Das kann ich sehr gut nachfühlen. Vor Jahren war ich auf einem deutschen Feiertag in einem großen Garten-Center in Straßburg und habe dort ähnliches erlebt. Seitdem vermeide ich an offenen Sonntagen shoppen zu gehen.
AntwortenLöschenVG Nachtfalke