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Mittwoch, 14. März 2012

NRW-Duell mit Bernd Stelter

Sie hatten einen speziellen Platzanweiser. Leger mit einem dunklen Sakko und einer ausgefransten Jeanshose gekleidet, führte er jeweils einzeln die Besucher auf ihre Plätze.
Zwei alte Damen scherzten miteinander:
„Wie die wohl ausgesucht werden …“
„Nach Schönheit ?“
„Irgendwo werden sie noch ein Plätzchen für uns übrig haben …“
Ja, so war es auch. Doch in der Mitte der Zuschauertribüne, wo die Kameras im Blickfeld waren, wurde sorgfältig ausgewählt. Junge, attraktive Frauen fanden dort ihren Platz, und es waren auch einige gut aussehende Männer dabei. Wir waren nicht ganz so schön, denn auf der linken der drei Zuschauertribüne waren unsere beiden Plätze, und der Blick ins Fernsehstudio hinein war exzellent.

Wir waren Zuschauer für das NRW-Duell mit Bernd Stelter in Köln-Bocklemünd. Diese Sendung wird im WDR-Fernsehen jeden Mittwoch um 20:15 Uhr ausgestrahlt. Unsere Firma hatte dafür ein begrenztes Kontingent an Freikarten spendiert. Zwei Folgen des NRW-Duells sollten hintereinander gedreht werden. An einer Folge nehmen insgesamt vier Prominente teil. Im K.O.-System treten jeweils zwei Prominente gegeneinander an, indem sie Quizfragen zu NRW beantworten müssen - aus drei Antworten ist dann eine die richtige. In zwei Runden wird der Sieger ermittelt. Die zweite Folge des NRW-Duells war ein Novum, denn jeder Kandidat sollte seinen Hund mitbringen.

Bevor Bernd Stelter im Studio erscheinen sollte, führte uns Frank Jakob – so stellte er sich vor - in die Besonderheiten einer Live-Sendung ein. Wendig und flapsig huschte er mit seiner schlanken Gestalt über die Bühne, er übte mit uns, in welchen Situationen wir welchen Applaus zu klatschen hatten, dazwischen riss er einen Witz nach dem anderen, und glatt hätte ich mir ihn als Entertainer vorstellen können.

Der spannende Moment: nachdem wir auf alle Varianten des Beifalls getrimmt waren, erschein Bernd Stelter leibhaftig in seiner vollen Größe. So dicht, von Gesicht zu Gesicht, platzierte er sich vor die Zuschauerränge. Der Willkommensgruß, die Freude in seinem Gesicht, das sah echt aus. Souverän, gelassen, kein bisschen Nervosität strahlte er vor den rund 100 Zuschauern aus. Mit seinem anthrazitfarbenen Anzug sah er beinahe wie ein Geschäftsmann aus. Schnell kam er auf die Prominenten zu sprechen, wobei er große Namen ankündigte, aber noch keinen verriet.

Es ging auf Live-Sendung, der nächste spannende Moment folgte. Gemeinsam mit den vier Prominenten trat Bernd Stelter ein, und Live kam jede Menge an technischem Equipment zum Einsatz. Zwei Kameras versteckten sich hinter Stellwänden, während eine mobile Kamera, die mit einer Riesenschnalle rund um den Bauch des Kameramanns festgezurrt war, viel Geschicklichkeit erforderte. Diese Gerätschaft war ein wahres Monstrum, man sah einen Display so groß wie einen Computerbildschirm, darüber eine riesige Kamera, und wieselflink rannte der Kameramann an dem Publikum vorbei, um den tosenden Applaus einzufangen.

In anderweitigen Fernsehshows, an denen Prominente teilnehmen, tue ich mich grundsätzlich schwer, die Prominenten überhaupt zu kennen. Dabei habe ich mittlerweile gelernt, dass das in der Betriebswirtschaftslehre gängige Verfahren der ABC-Analyse bei der Materialwirtschaft auch auf Prominente übertragbar ist: es wird nämlich zwischen A-, B- und C-Prominenten unterschieden.

Glänzen konnte Bernd Stelter mit zwei A-Prominenten (Jürgen Drews, Sonja Kraus), drei B-Prominenten (Til Demtröder, Anja Kruse, Patrick Bach) und drei C-Prominenten (Maren Gilzer, Gianna Ina Zarelli, Thomas Kurscheid). Die B- und C-Prominenten sagten mir nichts: Til Demtröder spielt in der Fernsehserie „Der Landarzt“ – so etwas schauen wir uns zu Hause nicht an, Patrick Bach spielt momentan Theater und ist Synchronsprecher, Anja Kruse hat in den letzten Jahren Theater gespielt und Kinofilme gedreht.

Als Jürgen Drews die ersten Quizfragen beantworten sollte, gab er sich spontan und publikumsnah. Er schaute in die Gesichter hinein, wahrscheinlich war er in NRW nicht ganz fit und hoffte, aus dem Publikum eine Antwort zu erhalten. Da war schon so etwas wie Kommunikation: sein Blick wanderte von Zuschauer zu Zuschauer, heftete sich an dem einen oder anderen Gesicht fest und wanderte auch in die oberen Zuschauerränge. Jürgen Drews, normalerweise interessierte er mich überhaupt nicht, doch Live hatte er auch mich eingefangen.

Sonja Kraus schaffte es sogar, mir zu imponieren. Vor einiger Zeit hatte ich sie in einer Talk-Show gemeinsam mit Sandra Maischberger und Alice Schwarzer gesehen. Da hatte sie genau dieses Klischee einer blonden Schönheit bedient, die im Fernsehen durch erotische Ausstrahlung ihre Wirkung erzielt. Live war Sonja Kraus komplett anders: sie war eine gesunde Mischung aus Schlagfertigkeit, Selbstbewusstsein und auch Schlauheit. Bei einer der Fragen kam heraus, dass sie ihre Wurzeln in Hessen hat und sich mit Hessen weiterhin verbunden fühlt. Zumindest Live machte es mir Spaß, Sonja Kraus zuzusehen.

So wie gedreht wurde, das war Live ganz anders als in der Fernsehsendung – die im Endeffekt aus der heutigen Produktion zusammengeschnitten wurde. Wir sahen alles, auch das, was später bei der Fernsehsendung nicht gezeigt wird. Es gab Versprecher – Bernd Stelter war so sehr im Hundefieber, dass er anstelle „wackeln“ „dackeln“ sagte. Diese Szene wurde im Anschluss noch mal gedreht. In einer anderen Szene wurde nach Beantwortung der Frage diskutiert, ob der Punktestand richtig war: 4:3 oder 5:3 ? Die letzten Fragen wurde ins Gedächtnis gerufen, und 5:3 war der richtige Punktestand. Es brauchte nichts neu gedreht zu werden, aber die Diskussion musste herausgeschnitten werden. Ob, wann und wie lange gedreht wurde, dies dirigierte die unsichtbare Hand des Regisseurs im Hintergrund. Manchmal hörte man Bernd Stelter über sein Mikrophon, das irgendwo in der Höhe seines Hemdkragens versteckt war, leise mit dieser unsichtbaren Gestalt reden.

Bernd Stelters NRW-Duell lebte von seinen Fragen. Was ist ein Köln-Mindener ? (ein 15 Zentimeter langer Nagel; wurde ursprünglich bei den Eisenbahnschwellen der Bahnlinie Köln-Minden verwendet) Wie hieß die Sauerlandautobahn A45 bei dessen Eröffnung ? (Königsrennbahn) Wie teuer ist ein Hundehaufen auf der Düsseldorfer Köingsallee ? (75 €) In welchem sauerländischen Ort kann man sich 1x pro Jahr zum Esel machen ? (Bremen; dort verkleiden sich Menschen als Esel und veranstalten ein Rennen) Wer ist daran Schuld, dass Aachener Printen mit Zuckersirup gesüßt werden ? (Napoleon; auf den Import von Bienenhonig wurden Zölle eingeführt) Was ist ein Münsterländer Bettelmann ? (Pumpernickel mit Äpfeln und Haselnüssen gebacken) Was wurde in Mülheim an der Ruhr speziell für Hunde erfunden ? (Hundeeis) Wer trat Anfang der 70er Jahre in Düsseldorf bei der Formel 6 an ?(Go-Kart-Rennen für 6 jährige) Wo wurde in der Universität Duisburg/Essen eine Vorlesung gehalten ? (in einem Kino; wegen Raummangel)

Der Schlussakkord verblüffte, weil er alles auf den Kopf stellte. Die zweite Sendung war eigentlich vorbei und alles gedreht, da wurde entschieden, den Anfang nochmals zu drehen. Für die Hunde war das Mitmachen in einer Fernsehshow nämlich so aufregend, dass sie bei der Anfangsszene nicht unbedingt bei ihren Herrchen geblieben waren, sondern dass sie teilweise bis ins Publikum gelaufen waren. Ruhiger und disziplinierter waren die vier Hunde im Verlauf der Sendung geworden. Als die Anfangsszene neu gedreht wurde, folgten sie stramm ihren Herrchen, kein Hund scherte aus, und dies passte deutlich besser.

Es gewannen Maren Gilzer und Sonja Kraus. Schade, dass all die Promis anschließend seitwärts entschwanden. Gerne hätten wir mit Bernd Stelter und den anderen Prominenten einige Worte gewechselt. Doch auch so war es ein beeindruckender Abend. Wann die beiden Folgen Mittwochs um 20:15 Uhr im WDR-Fernsehen zu sehen sind, wird kurzfristig entschieden. In dieser und in der letzten Woche wurden insgesamt 12 Folgen gedreht. Über die Reihenfolge der Ausstrahlung entscheidet der WDR.

Das war bestimmt nicht das letzte Mal, dass wir uns im WDR Live eine Fernsehsendung angeschaut haben. 

5 Kommentare:

  1. Ach, so wird eine Quizshow aufgenommen? Sieh mal einer an. Aber sehr interessant.

    Sonya Kraus hat hessische Wurzel? Sehr cool :)

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  2. Hej Dieter,

    auch ein Erlebnis für Euch!!! Na hoffentlich verpasst Ihr nicht die Ausstrahlung. Und schreib doch, ob Ihr Euch ferngesehen habt. Wir kriegen hier nur NDR im Livestream, ist ab und zu wirklich ok. Schwedisches Fernsehen ist selten sehenswert, ab und zu Sendungen vom BBC, die sie kaufen, die sind gut!

    Grüße von der schwedischen Waterkant
    Beate

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  3. Guten Morgen, dieter759 :)
    Tolles Erlebnis und schön, dass du uns davon berichtest. Ich finde solche Dinge sehr interessant und leses dieserart Erfahrungsberichte gerne.
    Vielen Dank für deinen tollen Kommentar. Die Bloggerei ist wirklich etw Schönes, dass ich nicht mehr missen möchte. Durch die Blogs einiger Garten-Omis lerne ich viel aus der Natur, z.B. Blumen und Vogel-Namen. Auch schätze ich die Einblicke ins Leben anderer und den Meinungsaustausch sehr am Bloggen.
    Ich habe dich getaggt. Zu diesem Thema schätze ich deine Gedanken, Erfahrungen... sehr interessant ein.
    Eine guten Start in den Donnerstag wünsche ich dir.
    Gruss
    Wieczorama =^.^= Mein Fotoblog

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  4. ach schade...nun weiss man garnicht wann du im fernsehn bist;-))
    sehr ausführliche berichterstattung ...danke!
    ps. also kein joke, dass man zum klatschen aufgefordert wird..;-)
    grüssele

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  5. Hallo Dieter,

    mit Interesse habe ich wieder deinen Bericht über eure Teilnahme an dieser Live-Sendung gelesen und musste über das Beifalltrimmen schmunzeln.
    Das war bestimmt ein wundervolles Erlebnis für euch, auf der einen Seite informativ, mal hinter die Kulissen eines Fernsehsenders schauen und dann natürlich auch mal den Ablauf einer Live-Sendung miterleben zu können.
    Mein Mann und ich waren im letzten Sommer beim ZDF in Mainz und waren dort bei "Wiso" live mit dabei. Ich fand es toll, die Sendung mal aus einem ganz anderen Blickwinkel sehen zu können als vor dem Bildschirm auf dem Sofa.

    LG Christa

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