Was ich in Königswinter vermisste,
fand ich in Bad Honnef, nämlich schöne Villen. Während auf der Rheinpromenade
in Königswinter viele Villen der Abrissbirne zum Opfer gefallen waren, waren
die Verantwortlichen in Bad Honnef klüger gewesen und hatten sie stehen lassen.
Im Vergleich zu der
bekannteren Stadt Königswinter gefiel mir Bad Honnef nicht nur deswegen besser.
Mit dem kleinen Stadtkern, der sorgsam restauriert war, wirkte Bad Honnef viel
harmonischer. Über dem kleinen Vorplatz ragte der spitze Kirchturm von Sankt
Johann Baptist heraus. In der Fußgängerzone reihten sich auf kurzer Strecke einige
Fachwerkhäuser aneinander. Der Stadtkern wirkte wie aus einem Guß, und anschließend
stieg die Straße in Wellen an, um danach in das Siebengebirge einzudringen.
Von der Strecken aus dem Rheintal ins
Siebengebirge ist die Variante über Bad Honnef vielleicht die schönste,
weil sich die Straße in Serpentinen atemberaubend in die Berge schiebt. Dabei halten sich die
Steigungen in einem vertretbarem Rahmen. Aber: diejenigen
Höhenmeter, die ich Rosenmontag in zwei Anstiegen bewältigt hatte, konzentrierten
sich hier auf einem Stück, also: vom Rheintal aus auf etwa 350 Meter hoch.
Nur Wald, eine Schneise von
Wiesen, dazwischen plätscherte ein Bach. Obschon die Temperaturen an der 10
Grad-Marke kratzten, behaupteten sich Eisflächen am Rand des Baches. Die
Serpentinen erzeugten Momente der Spannung: am Ende der Straße war erkennbar,
dass eine Kurve um die Ecke bog, zunächst verlief die Straße wie an der Schnur
gezogen geradeaus, dann tauchte sie in ein Waldstück ab, anschließend stieß sie
auf die Kurve zu, die sich unversehens um 180 Grad drehte, danach kroch die
Straße den Berghang hoch. Auf dem Anstieg wiederholte sich 3-4 mal dieses Spielchen,
bis das Waldgebiet endete und sich das Gelände über Wiesen öffnete. Ich staunte
über die freie Sicht auf den Ölberg, den mit 460 Meter höchsten Berg des
Siebengebirges, das Panorama war überwältigend, der Ortsrand von Aegidienberg
rückte in Sicht.
Doch rasch bekam ich einen
Dämpfer: die Steigung zog an, und es wurde richtig anstrengend. Irgendwo
mussten die Höhenmeter ja herkommen, im Schneckentempo näherte sich
Aegidienberg, und selbst hinter dem Ortseingangsschild mit dem Kreisverkehr war
kein Ende des Anstiegs in Sicht. Das schlauchte und drückte meine Motivation.
Der Ortsteil Himberg kam, Geschäfte begleiteten den Anstieg, eine große
Verkehrskreuzung wies auf die A3 Köln-Frankfurt. Es dauerte bis zum Ortsausgangsschild,
bis ich mich bergab von den Strapazen erholen konnte. Aber nur für kurze Zeit,
denn die Strapazen wechselten in eine neue Variante: wie mit dem Lineal
gezeichnet zog sich die Straße durch den Wald mit lauter Buckeln dazwischen. Und
diese Buckel wiesen mehr nach oben als nach unten. Und die Straße hatte weitere
Unverschämtheiten zu bieten: nämlich Schlaglöcher. Das war sogar richtig
gefährlich, denn mal waren die Schlaglöcher ausgebessert, mal durchlöcherten
sie auf breiter Front den rechten Teil der Fahrspur. Da musste ich plötzlich
ausscheren, und glücklicherweise hielten die Autos, die mich überholten, ausreichenden
Seitenabstand.
Die Ursache für die
Schlaglöcher war vielleicht, dass ich das Niemandsland zwischen NRW und
Rheinland-Pfalz erreicht hatte: undefinierbar zwischen den Grenzen liegend,
fühlte sich vielleicht kein Bundesland zuständig.
Vor der nächsten Gemeinde –
Kretzhaus – fand der Anstieg sein Ende und ich glitt sanft den Berg hinunter. Kretzhaus,
das war eindeutig Rheinland-Pfalz, dort dominierte das ausschweifende
Farbikgelände der Basalt-Aktiengesellschaft. Grau war der Eindruck des Werkes,
auf dem sich die Grautöne des Basalts stapelten. Grau war der Himmel, unter dem
die Wolkendecke nicht aufriss. Ergraut und verblichen war so mancher Putz an
den Häuserwänden. Grau war der Staub, der sich auf den Straßen sammelte und den
die LKW’s der Basalt-Aktiengesellschaft hinterlassen hatten.
So atemberaubend die
Serpentinen im Siebengebirge angestiegen waren, so atemberaubend sollte der
Abstieg ins Rheintal folgen. Wie in einer Schlucht hatten sich die Seitentäler
des Rheins in den Westerwald hinein gefressen. Kurz war die geruhsame Teil der Abfahrt,
bis die Straße steil ins Tal hinab stürzte. Serpentine folgte auf Serpentine.
Ich hasste solche Abfahrten: mühsam hatte ich mich auf den Berg
hochgestrampelt, und als Belohnung folgte keine Abfahrt, bei der ich mir das
Treten sparen konnte und das Rennrad ausrollen lassen konnte; nein, ich musste
ständig abbremsen und höllisch aufpassen, dass ich die Kurven im richtigen
Tempo und im richtigen Winkel passierte.
Weiter unten im Tal, ordneten sich auf einer Freifläche in akkuratem Stil flammneue LKW’s,
die zum LKW-Center Linz gehörten, dahinter war auf einem alten Fabrikgelände
die Müllverwertung von Linz untergebracht. Mitten in der Idylle und im Wald
wirkte das Gelände befremdend wie ein Schandfleck in der Landschaft. Nach einer
Einmündung verflachte der Abstieg, und endlich konnte ich mich entspannen, indem
mein Rennrad geruhsam den Berg hinunterrollte.
Linz: das Stadttor winkte
mich in die Altstadt hinein, und als Belohnung genoß ich dieses schöne
Stadtbild. Linz ist bei uns im Rheinland einer derjenigen Orte, die am
Wochenende von Touristen bevölkert sind, wo dann einige Geschäfte geöffnet
haben und wo man wunderschön bummeln kann. Irgendwo fühle ich mich auch von dem
Charme solcher Fachwerk-Städte eingenommen, die ich hübsch finde und die für
das Auge manches zu bieten haben. Eine zeitlang waren wir gerne nach
Linz gefahren, um uns Sonntags zu entspannen und zu bummeln.
An einem Stehtisch habe ich
mir in einer Bäckerei eine Tasse Kaffee gegönnt.
Ungestört und zu großen
Teilen auf Fahrradwegen trat ich den Rhein entlang die Rückfahrt an. Dort wechselten
die Perspektiven auf den Rhein, mal zwischen Kleingärten hindurch, mal mit
einladenden Gaststätten und noch geschlossenen Biergärten, mal mit einem ungetrübten
und freien Blick auf den Rhein, mal mit dem reizenden Ortsbild von Unkel im
Hintergrund. Ich freue mich schon auf die nächste Rennradtour.
WOW, ich bin echt beeindruckt!
AntwortenLöschenWie machst du das mit der Navigation? Kennst du die Strecken? Machst du dir Notizzettel?
Das war eine gute Idee, sich am Rosenmontag auf den Weg zu machen, da war es bestimmt ziemlich leer überall. Und Linz ist immer eine Reise wert. Geht auch gut mit dem Schiff incl. Kaffeepause. Bin gespannt auf den nächsten Bericht Deiner Rennradtouren. Vielleicht kenne ich mich am neuen Ziel auch aus... Wie sieht es denn jetzt auf dem Drachenfels aus? Ist die neue Gaststätte fertig?
AntwortenLöschendu schreibst eine Tour mit dem Fahrrad, das bin ich shcon mit dem Auto gefahren. Mein Schatz hat mir die Gegend gezeigt und muss sagen Drachenfels war super und Köngiswinter gefiel mir die Uferpromenade zum ausruhen und auf den Rhein zu schauen gut und Linz ein Städtchen das wunderschön ist diese uralten Häuser wuff!!!
AntwortenLöschenIch bewundere dich mit dem Fahrrad diese Tour gemacht zu haben.. ich freue mich in der Ebene zu fahren und stundenlang rum zu fahren und fotografieren...
Lieben Gruss Elke
Hallo Dieter759 :)
AntwortenLöschenIm schönen Linz warst du also. Prima. Der Bericht hört, bzw. liest sich nach einer gelungenen Radtour an. Schön, dass du so unternehmungslustig bist.
* ● ¸
Vielen Dank für deinen Kommentar. Für den Staat sind Mitarbeiter ohne eigenen Gedanken sicher nicht schlecht, schließlich sind gerade die Beamten mehr oder weniger Marionetten des Staates. Inzwischen gibt es nicht mehr so viele Beamten, der Apparat wurde verschlankt und ich denke, es hat sich insg. vieles verändert. Ob das nun besser oder schlechter ist, sei dahin gestellt. Ich selbst habe mit dem Finanzamt nie schlechte Erfahrungen gemacht. Die meldeten sich sogar freiwillig und mehrfach wegen Rückzahlungen bei mir. Warst du mal verbeamtet? Wie und warum bist du aus der Behörde ausgestiegen? - nur falls du davon erzählen möchtest; ich will dir nicht zu nahe treten.
LG
Wieczorama =^.^=
Bei deinem Bericht über diese Radtour entsteht der Eindruck, als würde man direkt jetzt mitradeln. Wow, was für eine tolle Tour, Dieter.
AntwortenLöschenIch war zwar noch nicht in Linz, aber das Städtchen scheint einen unheimlichen Flair zu haben und dass es am Wochenende gut besucht ist, das kann ich mir gut vorstellen.
Den Kaffee nach dieser Anstrengung, den hattest du dir auch verdient. :-)
LG Christa
In Linz war ich auch schon, aber mit Zug und Schiff.
AntwortenLöschenUnd jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, dass sich mein Rennrad schon so lange langweilt. Aber am Wochenende wird das sicher wieder nichts - der Kompost muss verteilt werden.
VG
Elke
Hej Dieter,
AntwortenLöschenherrliche spannende und abwechslungsreiche Tour, die Du da gemacht hast! Wir werden, sobald es wärmer wird, entlang des Göta-Kanals radeln. Ich freu mich sehr darauf. Solche Steigungen und Gefälle gibts da nicht. *freu*
Lieben Gruß aus Småland
smultron