Schnell zum Metzger. Denn heute herrscht im Rheinland
Ausnahmezustand, es ist nämlich Weiberfastnacht, und die Frauen haben das Sagen.
Kurz nach 10 Uhr ist es, und noch läuft alles in einigermaßen geregelten Bahnen. Noch sind die Geschäfte geöffnet, und mit der magischen Uhrzeit von 11.11
Uhr wird sich dies schlagartig ändern. Dann machen sich alle
Frauen aus dem Staub und feiern alles, was männlich ist, in Grund und Boden. Die
Kneipen im Ort werden überquillen von Frauen und als Mann hat man kaum eine
Chance, in diese verschworene Frauengemeinschaft hinein zu tauchen. Geöffnete
Geschäfte werden ab der Mittagszeit eine Rarität sein.
Mitten in dieses Getümmel wird sich meine Frau stürzen. Mit
zwei anderen Frauen sind sie mit Bus und Bahn nach Köln gefahren. Verkleidet
als Steinzeitfrau, Indianerin und Piratin, haben sie um 9 Uhr unser Haus verlassen, und
in Köln wird mit all den anderen wildgewordenen Weibern gefeiert werden, was
das Zeug hält. Besonders delikat wird dieses Erlebnis für die beiden
Begleiterinnen meiner Frau werden, denn sie kommen ursprünglich aus Berlin und
Schleswig-Holstein, wo der Karneval höchstens ein Fremdwort ist.
Beim Metzger herrscht Vorfreude auf die närrischen Tage, die
heute eingeläutet werden. Manche Kreaturen gibt es sogar im Rheinland, die
finden von Weiberfastnacht bis Aschermittwoch kaum zu einem nüchternen Zustand
zurück, bei denen ist der Schlaf im Bett allenfalls eine kurze Stippvisite.
Eine Clownsfigur begrüßt mich neben der gläsernen
Schiebetüre. Überall hängen unter der Decke Luftschlangen und Luftballons. Ein
Clownsgesicht grinst mich aus einem Spiegel hinter der Fleischtheke an. Dass
der Inhaber der Metzgerei aktiv in einem Karnevalsverein das Karnevalsgeschehen gestaltet, das betonen nachdrücklich zwei Karnevalsorden, die die Ecken des
Spiegels verzieren. Goldig glänzen die Karnevalsorden, in dessen Zentrum sich
in einem unpassenden Rot der Kölner Dom herausschält.
„Marianne, du
häss noch net et kostüüm aan … „
trällert eine mittelalte Frau quer durch die Metzgerei und
meint die Verkäuferin, die hinter der Wursttheke steht. Selbst hat sie sich
bereits verkleidet: einen roten Rock mit weißen Punkten trägt sie, eine
unauffälige blaue Bluse, ein Stirnband aus demselben roten Stoff mit den weißen
Punkten wie der Rock. Nichts spektakuläres, aber karnevalistisch, und gut wird sie damit in das feiernde Volk hineinpassen.
Ein als Biene Maja verkleideter Winzling, der macht da eher
einen irritierten Eindruck. Es ist ein Junge im Kindergartenalter, der sich der
Schönheit seines Biene Maja-Kostüms wohl nicht bewusst ist. Flauschig und
wollig kuscheln sich die gelb-schwarzen Streifen um seinen Körper, und mit der
schwarzen Strumpfhose und der schwarzen Kapuze gibt er ein schönes Gesamtbild ab. Seine
Mama hat sichtliche Mühe, auf ihn aufzupassen, denn er hält eine Scheibe Fleischwurst in
der Hand, nippt daran herum, ohne davon etwas abzubeißen, und irgendeine
unsichtbare Kraft zieht ihn dauerhaft zur Türe mit der dahinterliegenden Straße hinaus. Hin und her geht es,
dass die Mama ihn zu sich krallt und er wieder zu der Türe ausbüxt, und
sie schafft es kaum, ihre Einkäufe an der Wursttheke zu erledigen.
„Dat maak ech jlicke … „
tönt die Verkäuferin an der Wursttheke zurück und meint ihr
Kostüm, welches sie gleich anziehen möchte.
Noch geht hier alles in der Metzgerei seinen geruhsamen
Gang. Aber dieser närrische Urknall um 11.11 Uhr kommt ja noch. Dann
gewinnen die Narren und Jecken im Straßenbild immer mehr die Oberhand. Das ist
vielleicht eines der Ur-Temperamente des Rheinländers. Sozusagen auf Knopfdruck
loszulegen, lustig zu sein und zu feiern. Rheinländer, die auch außerhalb von
Karneval feiern können, gibt es übrigens genauso. Und dies nicht als einzelne
Ausnahmeerscheinung.
In Ostwestfalen ist alles normal soweit (bis auf wenige karnevalistische Hochburgen). Das Wetter war heute auch nicht gerade straßenkarnevaltauglich.
AntwortenLöschenVG
Elke
Bin ich froh, dass ich GAAAANZ weit weg wohne.... *gg*
AntwortenLöschenDanke für deinen lieben Besuch bei mir auf dem Blog!
LöschenHab mich sehr darüber gefreut.
Was "Fasching" angeht (bei uns Norddeutschen heißt das so),ist nicht so viel los bei uns.
Das Baby mag es lieber ruhiger ;o)
Viele liebe Grüße,
Line
Guten Morgen :)
AntwortenLöschenJa, genau, bei euch ist richtig was los. Gefällt mir. :D
☆
Vielen Dank für deinen Kommentar. Pink Floyd mag ich auch.
★
Anbei noch eine kurze Frage: Wie gefällt dir speziell mein jüngster Post?
♡
Ich wünsche Dir einen guten Start ins Wochenende,
liebe Grüße wieczorama
Mein Fotoblog
Oha! Hoffe, du hast den Tag gut überstanden- als norddeutsche Pflanze verstehe ich das Prinzip Karneval gar nicht. Da muss man wohl für geboren sein, oder?
AntwortenLöschenDennoch etwas närrisch ins Wochenende-der Regen rauscht, der Himmel ist grau-was für ein herrliches Krimilesewochenendwetter
Viele Grüße, Jo