Das war ein unspektakulärer Ort am Rande eines
Industriegebietes, dessen Nüchternheit wohl niemanden faszinierte. Der
Supermarkt uferte aus mit seinen Parkflächen, bis zu seinen Grenzen, wo hinter
einer Mauer aus Kalksandsteinen die Gerätschaften einer Baufirma lagerten: demontierte
Kräne, Baucontainer, Mini-Bagger, Teile von Gerüsten. An der anderen Kante des
Supermarkts ein Autohaus mit einem schwerfälligen Rollgitter davor. Dahinter
die Lagerfläche einer Landschaftsbaufirma, diese endete abrupt an der vom
Autoverkehr gestressten Ausfallstraße.
Gewiss, es gab hässlichere und abweisendere Orte wie diesen. Jedenfalls
kam mir diese Melancholie des Parkplatzes nicht elend vor, denn ich konnte mit
den Erledigungen des Alltags einen Nutzen erkennen. In schlappem Tempo rollte
unser Auto aus, das an seitwärts geparkten Autoreihen vorbei kroch. Den Eingang
des Supermarkts im Rücken, drehten sich die Menschen von mir weg und drängelten
zu den Boxen mit den Einkaufswagen.
Unser Wagen stoppte. Das Betanken war eine Tätigkeit, die in
eine Gewohnheit übergegangen war. Das waren Situationen, da schlenderte ich
glatt hindurch. Tanken, Bezahlen, Wegfahren, mehr war da nicht. Das waren diese
Banalitäten des Alltags, die unbemerkt die Zeit verstreichen ließen und wenn
man Pech hatte, schmissen einem solche Banalitäten den ganzen Tag zu.
Mechanisch drehte ich den Zündschlüssel um, ließ den Motor
verstummen, wie von Geisterhand gelenkt schritt ich zur Zapfsäule. Als wäre es
der Ausbruch eines materialistischen Reflexes, griff ich zur Zapfpistole. Geistesabwesend
verlor ich mich in meinem Geflecht von Gedanken: Rockmusik von Led Zeppelin
oder Deep Purple summte ich vor mich hin, ich stierte in den winterkalten Himmel
hinein, ich legte mir parat, ob ich abends ein alkoholfreies Jever oder ein alkoholfreies
Weizenbier oder Schweppes trinken wollte.
Schließlich bremste ich meine Gedanken aus, denn im Lichte
der Realität ärgerte ich mich nicht. Ohnmächtig musste ich den sowieso viel zu
hohen Ölpreis zur Kenntnis nehmen. Ich konnte nichts ändern, wie viel ich
für den Sprit bezahlte, ich konnte nichts ändern, wie mal der Dollar- und
Eurokurs und mal die politischen Verhältnisse in Arabien den Ölpreis in einem
schwabbeligen Bereich hin- und herdümpeln ließen.
Geistesverloren ging ich bezahlen. In dem kleinen Glaskasten
plärrte das Radio und es war so geheizt, dass ich mir wie in einem Brutkasten
vorkam. Zu dem EC-Karten-Lesegerät hatte ich ein gestörtes Verhältnis, den
richtigen Zeitpunkt zu erwischen, meine EC-Karte hinein zu stecken und wieder
heraus zu nehmen.
Einmal hatte ich sogar vergessen, meine EC-Karte wieder
herauszunehmen. Eine zeitlang später war ich im Möbelhaus unterwegs und meine
Frau rief mich an, ob ich etwas vermissen würde. Ich überlegte und überlegte
und überlegte, bis mich meine Frau auf meine EC-Karte drückte. Ein Glück, dass
wir nicht Müller oder Meier oder Schmitz heißen, denn sonst hätte mich die
freundliche Dame von der Tankstelle nicht im Telefonbuch gefunden. Und ein
Glück, dass ich nicht irgendwo ganz weit weg - am Niederrhein oder in Freiburg -
getankt hatte. Das waren Momente, da war ich Gedanken verloren und durch mechanische
Bewegungen angetrieben – eine gefährliche Mischung.
PIN eingeben, Kassenbon entgegennehmen, EC-Karte wieder
rausnehmen. Getankt. Mit unserem Auto konnte ich nun durch die Gegend brettern,
was das Zeug hält.
Lieber nicht brettern, was das Zeug hält, bewusst fahren, damit Du nicht gleich wieder an die Tanke musst,
AntwortenLöschenich wünsche Euch eine schöne Woche,
LG Ulrike
Hej dieter,
AntwortenLöscheneine Alltagssituation mit Spannung. Sehr schön beschrieben!
Gruß
smultron