Der Anschein, dass es trocken
bleiben könnte, trieb mich heute Morgen aufs Fahrrad. Die Nacht über hatte es
geregnet, Feuchtigkeit hing noch lose in der Luft, und ich vertraute dem
Wetterfrosch Karsten Schwanke im ARD-Morgenmagazin, der vorhersagte, dass das
Regengebiet abzog.
Die Feuchtigkeit kondensierte
zu einem undeutlichen Gebilde, sie war greifbar und nah, doch der Nieselregen
weigerte sich los zu plätschern. Karsten Schwanke hatte Recht behalten. Trocken
und ohne mein Regenzeug auspacken zu müssen, konnte ich weiter radeln. Ich
umkurvte den Friedhof, dessen Stille zu der noch nächtlichen Dunkelheit passte,
ich umkurvte diverse Pfützen, indem ich auf der Mitte des geteerten
Wirtschaftsweges fuhr. Aus der Fahrbahn spritzte Wasser lebhaft gegen die
Schutzbleche meines Fahrrads, in denen sich eine Masse von Dreck und Schmutz
sammelte. Der Rückenwind peitschte mich dermaßen voran, dass ich kaum zu treten
brauchte. Mit Schrecken dachte ich an meinen Nachhauseweg, wenn ich ständig
aufs Neue diese Mauer des Windes durchbrechen musste. Ich dachte an den Mythos
von Sisyphus, wobei ich anstelle einen Stein den Berg hoch zu schieben gegen den
Wind treten musste.
Über dem Rheindamm die
Morgendämmerung. Wie ein Flickenteppich durchsetzten helle Flecken die
Wolkendecke. Die hellen Flecken wuchsen zusammen und schoben sich bis zum
gegenüberliegenden Horizont herüber. Als ich die Autobahnbrücke mit dem
Panoramablick auf das Siebengebirge passierte, war mit der Helligkeit ein neuer
Tag geboren worden. Das Siebengebirge buckelte sich mit den Bergen über dem
Rhein, ein Schleppkahn bugsierte auf das linke Rheinufer zu, wobei der
Schiffsmotor mit einem dumpfen Geräusch stromaufwärts tuckerte.
Grundverschieden, hatte das
Wetter in der neuen Woche die Stimmung gewechselt, von eiskalt nach grau in
grau. Während es mich in der letzten Woche nur dorthin trieb, wo ich der
Kälte entrinnen konnte, musste ich in dieser Woche dieses trübselige Grau in
Grau ertragen. Was war angenehmer ? Mir kam das Wetter vor wie eine Wahl zwischen
Pest und Cholera. Ich war wählerisch. Weder das eine noch das andere gab
meiner Stimmung einen nennenswerten Schub.
Montag Morgen hatte
Schneefall eingesetzt, Himmel bedeckt. Dienstag Morgen Reifglätte auf den
Straßen, obschon die Wolken einen Riegel vor die funkelnden Sterne geschoben
hatten. Heute erneut dieses Grau in Grau. Die Wolkendecke wollte einfach nicht
aufreissen. Zäh und hartnäckig verbarrikadierte diese graue Wolkenmasse das
Blau am Himmel, keine Wolkenlücke tat sich auf. Grautöne in unterschiedlichen
Varianten dominierten, mal drohend, mal nachdrücklich, mal sich zusammen
ballend, mal auseinander fallend. Unaufhörlich, trieben die Wolken von einem
Ende der Stadt zum anderen Ende der Stadt.
Ohne jegliche Farbtupfer,
fehlte mir die Inspiration. Neue Ideen, was ich bloggen konnte, keimten nicht
auf. Sonst hatte ich des öfteren einen riesigen Schwall von Ideen, so
umfangreich, dass ich sie gar nicht systematisiert bekam. Ich lief über vor
lauter Gedanken, die in meinem Kopf herum kreisten, und beim Bloggen konnte ich
mir das beste, was mir daraus gefiel, aussuchen. Mittlerweile war meine
Ideensammlung ungefähr leergeräumt. Beim Bloggen musste ich das nehmen, was
gerade kam, egal, ob es mir gefiel oder nicht.
Nun hatte leise und
stetig tröpfelnder Regen eingesetzt. Karsten Schwanke hat also doch nicht Recht
gehabt. Immerhin habe ich es heute Morgen trocken ins Büro geschafft.
Für die nächsten Tage hat
Karsten Schwanke Regen und viele Wolken für die Mitte Deutschlands
vorhergesagt. Einen Schimmer von Hoffnung habe ich, dass Karsten Schwanke trotzdem
unrecht hat. Oder dass wir im Rheinland nicht zur Mitte Deutschlands gehören.
bei "tief"-ansagen hoffe ich auch immer DIE irren sich ;-)
AntwortenLöschenLG
Sei froh, dass du nicht auf Glatteis gefahren bist... Bei uns war es morgens zieml glatt und nachmittags auf den Parkwegen immer noch. Trzd bin ich froh, dass die Eiszeit in Deutschland vorbei zu sein scheint. Hoffen wir mal, dass der Frühling sich bald einstellt.
AntwortenLöschen☆
Vielen Dank für deinen Kommentar, über den ich mich riesig gefreut habe. Die Assoziation ist nachvollziehbar: Koffer - Reisen - Fremde Kulturen - Toleranz - Fremdenfreundlichkeit. Gefällt mir! :)
Die Erklärung ist gern geschehen. Das freut mich :) Auch, darüber dass du nicht sauer bist, bin ich sehr froh. *)
★
Anbei noch eine kurze Frage: Wie gefällt dir speziell mein jüngster Post?
♡
Ich wünsche Dir einen erholsamen Feierabend
Gruss wieczorama
Mein Fotoblog
dafür dass dir jegliche Inspiration gefehlt hat, hast du sehr schön geschrieben - und ich bin neugierig geworden ... schaue mich gerne bei dir um ... und melde mich bestimmt auch wieder :-)
AntwortenLöschenGruß von Heidi-Trollspecht
Trotz aller Vorwarnungen ist es bei uns eisfrei geblieben und die Sonne lacht auch gegen alle Prognosen des Wetterberichtes ... also weiter hoffen und trocken nach Hause kommen!
AntwortenLöschenLieber Gruß Senna
Sehr schön geschrieben, könnte aus einem Buch sein ........ Der Kommissar radelt gedankenverloren dahin und plötzlich ....... naja, keine Ahnung, tun sich halt Abgründe auf, so irgendwie :)
AntwortenLöschen