wer bin ich ? ich heiße Dieter

Sonntag, 19. August 2012

Wochenrückblick #33


37 Grad
Heute war bei uns im Rheinland der heißeste Tag des Jahres. Wie haben wir es bei der Affenhitze ausgehalten ? Morgens im Haus alles durchgelüftet, damit noch ein bißchen Kühle in die aufgeheizten Räume eindringen kann. Ab mittags haben wir unser Wohnzimmer hermetisch abgeriegelt. Rolläden zum Wintergarten heruntergelassen, zur Straße genauso, Türe zum Flur offen gelassen, damit ein wenig kühle Luft aus dem Keller hochsteigen kann. Mitten im Wohnzimmer surrte unser Ventilator, der in Dauerbetrieb war. Wenn wir nachmittags nach draußen gegangen sind, traf uns die Hitze wie ein Schlag. Das war wie ein Backofen. Zeitweise hat unsere Kleine im Plantschbecken herumgeplantscht. Ich habe mich gerne in ihre Nähe gewagt, denn dann hat sie mich nass gespritzt.

80. Geburtstag meines Vaters
Letzten Sonntag hat mein Vater seinen 80. Geburtstag gefeiert, wobei er all meine Tanten und Onkel eingeladen hatte. Mit Ausnahme einer Tante, die vor 1 ½ Jahren an Krebs gestorben ist, leben diese alle noch. Mit Erstaunen haben wir festgestellt, welches hohe Alter alle erreicht haben. Auf dem Foto sind mein Vater und seine beiden Brüder zu sehen (81 bzw. 75 Jahre). Zwei weitere Geschwister, eine in Bayern wohnende Schwester (75) und eine weitere Schwester (wohnt an der Mosel; es besteht nur sporadischer Kontakt zu ihr), waren nicht gekommen. Nebenher haben wir festgestellt, dass vier der fünf Geschwister bereits Goldene Hochzeit gefeiert haben. Herzlichen Glückwunsch !



Im Fernsehen
In der Sendung „Abenteuer Forschung“ ging es um die knappe Ressource Wasser. Bei diesem Thema neige ich zur Bequemlichkeit, weil Wasser in unserem eigenen Lebensraum nicht knapp ist. Wenn irgendwo Wasser am anderen Ende der Welt knapp ist, argumentiere ich gerne stümperhaft: „Das Wasser kommt doch aus der Wasserleitung … „ In der Sendung wurde der Wassernotstand in zwei kritischen Ländern gezeigt, an die ich mich düster erinnerte. Erstens der Jordan. Er ist der Grenzfluss zwischen Jordanien und Israel. Beide Länder entnehmen ungehemmt Wasser für die Trinkwasseraufbereitung und für die Landwirtschaft, so dass der untere Flusslauf bis zu 98% ausgetrocknet ist. Das zweite Beispiel, nicht ganz so weit weg von unserer Haustüre, war Spanien. Rund 40% Spaniens (vor allem Zentralspanien und die Mittelmeerküste) sind von der „desertificacion“ (Wüstenbildung) betroffen. Verursacher sind eine intensive Landwirtschaft in Flusstälern, Waldrände und auch der Tourismus – wenn Hotelanlagen Trinkwasser verbrauchen, wenn Swimming-Pools befüllt werden müssen oder Golfplätze bewässert werden müssen. Bei solchen Themen ist es ein wenig so wie mit Kriegen in entfernten Ländern: je weiter entfernt, um so oberflächlicher ist unsere Wahrnehmung. Aufmerksamkeit wird erst dann erregt, wenn es uns doch – direkt oder indirekt – betrifft.

Berührungsängste
Ich meine, dies wäre ein spezifisch deutsches Problem. Menschen schieben sich auf Distanz. Möglichst nichts miteinander zu tun haben. Zuletzt habe ich zwei Situationen erlebt, die in eine andere Richtung gingen. Die erste war in der S-Bahn auf dem Weg nach Köln. Sonntags Nachmittags war die S-Bahn mehr oder weniger menschenleer. Ein Mann, etwas jünger wie ich, stieg ein, ich saß alleine auf einer Vierer-Bank, die Vierer-Bank gegenüber war noch frei. Der Mann sah mich an und meinte „wir haben die merkwürdige Angewohnheit, alleine sitzen zu wollen … darf ich mich zu Ihnen setzen ?“. Klar, ich bejahte. Danach kamen wir ins Gespräch und unterhielten uns über Bahnfahren, über Olympische Spiele und über Bahnverbindungen von Köln nach London. Die zweite Situation: bei der Rennradtour in der vorletzten Woche saß ich auf dem Marktplatz in Ahrweiler alleine am Tisch und trank mein Weizenbier. Da kam die Kellnerin ganz schüchtern zu mir, sie fragte und entschuldigte sich gleichzeitig: „Es geht leider nicht anders, kann sich dieses ältere Ehepaar an Ihren Tisch setzen ?“ Klar, auch hier bejahte ich. Wir kamen ins Gespräch, dabei stellte sich heraus, dass die alte Dame in einem Ort nur 15 Kilometer entfernt von mir aufgewachsen war. Zu Hause ist dies vom Prinzip her ähnlich. Alles ist Privatsphäre. Möglichst hohe Mauern um sich herum aufbauen, damit andere nicht hinein sehen können. Ich habe den Eindruck, dass der englische Philosoph Hobbes mit seinem Ausspruch „homo homini lupus“ den Kern getroffen hat: „der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“. Menschen wollen sich aus dem Weg gehen. Es herrscht wohl dieses negative Menschenbild vor, dass Begegnungen mit anderen Menschen nicht werthaltig sind, dass es verlorene Zeit ist. Diese beiden Begegnungen haben mir gezeigt, durchaus offener auf andere Menschen zuzugehen.

Song der Woche
Seit längerer Zeit habe ich zuletzt wieder in die niederländischen Radiosendung „Theater van het sentiment“ hinein gehört. Das ist eine dreistündige Radiosendung, in der Musik, Tagesgeschehen und Geschichten zu einem bestimmten Datum aus der Vergangenheit erzählt werden. In der letzten Woche ging es um den 16. August 1975. Der Moderator Marc Spakenburg erzählte, dass an diesem Datum zum 700. Stadtjubiläum erstmals die Sail Amsterdam stattfand. Ein Hörer, der damals dabei war, berichtete am Telefon, wie stolz er gewesen war, Segelschiffe wie die Amerigo Vespucci, die Alexander von Humboldt oder die Oosterschelde erlebt zu haben. Die Musikstücke erreichten ihren Höhepunkt, als „Autobahn“ von „Kraftwerk“ gespielt wurde. Kraftwerk hatten damals eine neue Musikrichtung aus rein elektronischer Musik geschaffen. Sparsam, auf ein Minimum reduziert, untermalten ihre Stimmen diese rein künstlichen Klänge. Emotionslos, brachten sie damit eine technische Kälte zum Ausdruck, weg von der Jahrtausend alten Maxime „der Mensch ist das Maß aller Dinge“ hin zu einem maschinen-gesteuerten Menschen. In „Autobahn“ hört sich genial an, wie Motorengeräusche imitiert werden und wie die Monotonie einer Fahrt auf der Autobahn in eine durchaus vielschichtige und variierende Klanglandschaft umgewandelt wird.




8 Kommentare:

  1. Hallo Dieter
    Eine interessante Woche mit vielen netten Begegnungen.
    Ja es ist schon echt komisch, das wir immer uns alleine setzen und keinen Kontakt suchen. Wie nett das doch sein kann, sieht man an Deinen Erlebnissen.

    Eine tolle Geburtstagsfeier mit vielen lieben Menschen, es ist schön, wenn die verwandschaft auch im hohen Alter noch da ist und zu Festlichkeiten kommt.
    Wünsche deinem Vater noch viele schöne und gesunde Jahre.

    Ja in Spanien ist das mit der Wasserverschwendung besonders schlimm. Es werden ja entsalzungsanlagen gebaut um das Meerwasser für Golfplätz und Pool zu nutzen. Wir Menschen wissen garnicht, das wir Stück für Stück unseren eigenen Lebensraum zerstören, oder wir wollen es nicht sehen.

    Hier zeigte das Thermometer am Nachmittag 42,2 Grad, muß ich echt nicht haben, diese Hitze, und das soll so weiter gehen.

    So nun wünsche ich Dir einen gute Nacht und einen guten Sart in die neue Woche
    Angelika


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  2. Deinem Vater noch nachträglich alles Gute zum Geburtstag!

    Die Sache mit dem Wasser ist wirklich schlimm. Ich habe für diese Woche auch noch einen Post geplant über die USA und ihr momentanes Maisproblem, da geht es ja im Prinzip auch um Wasser. Irgendwie ist alles ein Teufelskreis, denn ohne Landwirtschaft und Tourismus hätte Spanien noch weniger Arbeitsplätze und noch höhere Defizite/Schulden. Ein sehr komplexes Thema.

    Die Sache mit den Berührungsängsten kenne ich auch, aber meist entwickeln sich immer sehr nette Unterhaltungen. Absolut üblich, an einem großen Tisch das Abendessen gemeinsam einzunehmen, ist es in den Lodges in Namibia. Dort gibt es erst gar nicht für jede Familie einen Extratisch. Man sitzt einfach zusammen und spricht miteinander auf Deutsch (war ja eine ehemalige Kolonie) oder auf Englisch und zur Not geht auch Afrikaans, was stark an die niederländische Sprache erinnert und dann gibt es noch Hände und Füße :) Auf jeden Fall hat man NACH dem Essen bestimmt keine Berührungsängste mehr.

    Liebe Grüße und eine schöne Woche

    Arti

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  3. Das Fest der Goldenen Hochzeit gemeinsam erleben zu dürfen, ist etwas ganz Wetvolles - auch ich gratuliere!!! Schön, dass du noch so viele liebe ältere Menschen aus deiner Familie an deiner Seite haben darfst.

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  4. Den Jubilaren, deinem Vater und den goldenen Paaren, erst einmal noch herzlichen Glückwunsch nachträglich.
    Affenhitze, ja, heute noch schlimmer als gestern, da es schwüler wird.

    Über dieses Wasserproblem, was nicht zu unterschätzen ist, hatte ich ja auch mal auf meinem Blog berichtet. Ich habe diese Sendung auch verfolgt. Schlimm, wenn einer dem anderen einfach das Wasser abstellt, aber so läuft das auf unserem Planeten, leider.

    Berührungsängste sind, glaube ich, erst einmal einfach ganz menschlich. Man tastet gerne ein wenig, aber oft gehe ich auch einfach auf fremde Menschen zu und es ist interessant zu sehen, welch tolle Gespräche sich daraus entwickeln.

    Noch zu deinem Kommentar auf meinem Blog, dieser Blumenwiese. Es wird in unserem Umkreis immer mehr für Naturschutz gemacht und das zahlt sich aus. Viele Flüsse werden renaturiert oder teilrenaturiert, was dazu führt, dass ich wieder viele Tiere ansiedeln, die vor Jahren gänzlich verschwunden waren. Solche Wiesen sind ein Geschenk für Natur und Mensch. :-)

    Liebe Grüße und hab noch einen schönen Nachmittag und eine gute neue Woche
    Christa

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  5. das gefällt mir wieder - ich höre gerade Kraftwerk-Autobahn und lese deinen Rückblick.
    Bei uns war heute auch so ein heißer Tag. Ich war bei meiner Mutter im Pflegeheim - und wir haben auch auf Durchzug gemacht. Zwischendurch habe ich eine Schüssel kaltes Wasser auf den Tisch gestellt - zum Hände mal rein legen und erfrischen. Meine Mutter ist 82 Jahre alt.
    Ich wünsche deinem Vater für sein neues Lebensjahr alles alles Gute.

    liebe Grüße von Heidi-Trollspecht

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  6. Guggugg Dieter(◠‿◠)
    Als erstes mal ♡lichen Glückwunsch unbekannterweise. Deine Verwandtschaft hat ja ein stattliches Alter erreicht, und dann auch noch ziemlich rüstig, wie mir scheint. Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht so alte wie dein Vater und seine Geschwister werden möchte. Ich finde 40 ist schon sehr alt und 50 noch schlimmer, obwohl ich bei dir mitbekomme dass es nicht schlimm sein muss. Du bist i-wie guter Dinge und fit, wie es scheint. (*‿*) Aber ich fühle mich schon immer alt und müde.
    Vielleicht hast du nach deinem Urlaub eine gute Ausstrahlung, dass die Menschen so auf dich zugehen. Gefällt mir!
    Für deinen Kommentar bedanke ich mich ganz lieb. Ja, du bist ein Rad-Fan. Heutzutage gibt es übrigens den Lehrberuf Zweiradmechaniker, was es früher noch nicht so gab. Interessant finde ich auch, dass es im sozialen Bereich mehrere Fahrradprojekte gibt, z.B. um Kindern und Jug das Reparieren beizubringen und auch im Obdachlosenbereich gibt die Idee, alt Räder zu restaurieren um den Berbern mehr Mobilität zu ermöglichen.
    Eine gN8 wünsche ich dir. (≧◡≦)
    und lasse viele Grüße hier,
    Wieczorama (◔‿◔) | Mein Fotoblog

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  7. Alles Gute an deinen Vater - es ist fein zu wissen, dass man gute, langlebige Gene hat :o) Meine Mutter ist jetzt 86 und mein Vater hatte immerhin fast das stolze Alter von 83 erreicht, als er 2007 starb. Eine Versicherungsgesellschaft hat mir mal ausgerechnet, dass ich da bei meienr Lebensweise etc. eine Lebenserwartung von 93 bis 96 Jahren habe. Ein Wahsagerin meinte Ähnliches. Gut so, ich lebe gern und hoffe, dass ich noch viiiel Schönes erleben darf. Was die Wasserversorgung betrifft, hoffe ich allerdings, dass sich bis zu meinem Lebensende nicht die düsteren Prognosen mancher Forscher erfüllen. Österreich ist auch ein Land, in dem viele glauben, kein Wasser sparen zu müssen. Mich erschüttert schon seit meiner Jugend, dass wir wertvolles Trinkwasser im Klo runterspülen. Solche Dekadenz hat sich noch nie NICHT gerächt. Die Sache mit dem Wolf: Du HAST dich ja auf den Kontakt eingelassen. Bist also eh offen dafür. Nicht jeder braucht ein Vorprescher zu sein. Oh, und was Kraftwerk betrifft, diesmal klafft's auseinander. Mein Mann hört Kraftwerk gern, ich nicht.
    Herzliche Rostrosenabendgrüße von der Traude :o)
    PS: Ja, so ein Makro kostet durchaus was (wobei meines nicht zu den wirklich hochpreisigen gehört), macht eber auch viel, viel Spaß :o))

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  8. Hallöchen,

    habe über Wieczorama den Weg hierher gefunden und mich von hinten nach vorn durchgelesen (zumindest fast alles) ;-)

    Deine Radtouren, die du so nett bildlich untermalst zeigen nämlich oftmals auch meine Heimat. An dieser Stelle mal einen Gruß hinüber auf die schääl Sick *ggg* ... ich wohne nämlich auch zwischen Köln und Bonn, allerdings im Vorgebirge :-)

    Ich habe die Zeit hier sehr genossen und schaue gerne wieder vorbei. Wenn du nichts dagegen hast, werde ich deinen Blog in meine Blogroll aufnehmen.

    Liebe Grüße
    von der Frau Fröhlich

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