Auf den ersten Blick ist die
Konstanzer Fußgängerzone nicht anders geartet wie diejenigen in Krefeld,
Ludwigshafen oder Mainz. Ständer mit Bekleidung locken vor Schaufenstern mit
Soderangeboten. Zwischen gläsernen Fensterfronten geht es zu Ladenpassagen, in
dessen Inneren die Vielfalt von Einzelhandelsgeschäften aufblüht. Lokale mit
Außengastronomie laden zum Verweilen ein.
Eine Kleinigkeit essen.
Erfahrungsgemäß waren in anderen Städten in Fußgängerzonen kaum gemütliche Restaurants
zu finden. Dazu kam die Hitze in Konstanz. Der glühende Ball der Sonne schien
fast senkrecht vom Himmel. Die Steinplatten in der Fußgängerzone warfen die
Hitze zurück. Kein Schatten, denn die Hausfassaden lagen zu weit auseinander. 32
Grad zeigte die rote Digitalanzeige an der Raiffeisenbank. Müde und erschöpft
schlurften unsere Füße vorwärts. Die Mittagssonne brannte auf unsere Köpfe.
Uns blieb ein Zeitfenster von
etwas mehr wie eine Stunde. Gegen 14 Uhr würde unser großes Mädchen mit dem Zug
aus Freiburg ankommen.
Zuvor war unser Zeitfenster zusammengeschrumpft. Unseren Aufenthalt in Konstanz hatten wir mit
einem Besuch des Sea-Life-Centers verbunden. Die Sonne hatte auf den Flachbau
mit der Alu-Fassade direkt neben dem Seeufer gebrannt. Wir waren in die
angenehm kühle Unterwasserwelt des Sea-Lifes-Centers hinein geschlüpft. Ohrenqualle,
Kompassqualle, Kreuzqualle … Seepferdchen, grüne Meeresschildkröte, Hecht, Katzenhai,
Bodensee-Felchen – wir waren fasziniert von dieser Artenvielfalt unter Wasser. Die
Unterwasserwelt im mittelalterlichen Rotterdam oder im Bodensee – dahinter
steckte eine Liebe zu Details, auch die Kleinigkeiten mit Leben erfüllen zu
wollen. Krabben, Krebse, Seesterne, Tentakel – im interaktiven Berührungsbecken
konnten wir diese Tiere fühlen und ertasten.
Eine Stunde lang dauerte
unser Besuch. Im Freien schlug uns wieder diese Hitze ins Gesicht. Etwas
trinken. Um uns gemütlich hinzusetzen, waren alle schattigen Bänke am Seeufer
belegt. Daher mussten wir mit einem schattigen Plätzchen auf dem Rasen Vorlieb
nehmen oder auf einer Bank in der prallen Sonne.
Nachdem wir die früheren Hafenanlagen
mit ihrer großzügigen Außengastronomie passiert hatten und geradewegs in die
Fußgängerzone strebten, fiel uns ein:
„Wir haben Hunger.“
„Eine Kleinigkeit essen.“
„Wo finden wir ein
gemütliches Lokal ?“
„Eben am Seeufer sind wir an
jede Menge von Lokalen vorbei gekommen. Wieso haben wir da nicht geschaut ?“
Zurück zum Konzilsgebäude,
dessen Preise aber angesichts des geschichtsträchtigen Gebäudes aus dem Jahr
1414 jenseits von Gut und Böse lagen. Das war logisch und nachvollziehbar. Wieder
zurück in die Fußgängerzone. Entsprechend den Temperaturen, platzten die Eiscafés
aus allen Nähten. In der angrenzenden Bäckerei gab es nur Suppe, Quiche
Lorraine oder Sandwiches, was unser Spektrum an Kleinigkeiten nicht
ausreichend bediente.
Schließlich wurden wir fündig
– das Casablanca. Das Innere war großzügig, die Preise waren bezahlbar, und
zwischen Stuhlreihen und Tischen war Platz ohne Ende. Bei den heißen
Außentemperaturen war die Eiskarte der Renner. Ansonsten genügten Pizza und
Pasta unseren Ansprüchen.
Die Ventilatoren unter der
Decke kamen wir vor wie eine Anspielung auf Casablanca, das vor den heißen Sandwüsten Marokkos gedreht worden war. Die Ventilatoren verschafften Luft, als Schutzschild gegen die Hitze
draußen. Einzelszenen führten uns durch den legendären Film aus dem Jahr 1942. Bilder
in schwarz-weiß hingen auf der orange gestrichenen Wand. Humphrey Bogart und
Ingrid Bergman wiederholten sich als Motiv, mal in ein Auto einsteigend, mal im
Dreiergespräch, mal sich küssend. Doch plötzlich stellten wir einen Stilbruch fest:
die Bilder in schwarz-weiß wechselten zu Marilyn Monroe und James Dean, die in
dem Film Casablanca gar nicht mitgespielt hatten.
Nachdem wir unser großes
Mädchen am Bahnhof nach ihrer Ankunft eingesammelt hatten, bestiegen wir das Schiff. Nach Hause zurück, in unsere Ferienwohnung. Das Schiff steuerte aus der
Hafeneinfahrt heraus. Die Statue der Imperia verabschiedete uns mit den beiden
Zwerggestalten, die sie in ihren Händen hielt. Wie auf der Hinfahrt, kühlte der
Fahrtwind, als das Schiff losgefahren war. Stramm strich er über unsere
Gesichter, die Schweißperlen lösten sich in ein Nichts auf. Der See schwebte
unter uns dahin. Der Wind trieb die Segelboot vor sich hin, die sich im
Zick-Zack-Kurs entfernten. Die Schiffsmotoren zerwühlten das Wasser. Mein Blick
wanderte gleichförmig über den See, ich streckte ich meine Beine aus. Ruhig,
gemächlich, ohne Hetzerei glitt das Schiff über den See.
Meersburg kam ich
Sichtweite. Dieses einzigartige Panorama mit der Burg, dem Barockschloß und der
wunderschönen Altstadt näherte sich.
Hallo Dieter
AntwortenLöschendas Sea Life in Königswinter haben wir mal besucht, war super und hat uns gut gefallen.
"CVasablanca" das hört sich doch schon mal gut an und wenn das essen und die Athmosphäre noch stimmt, kann doch nichts mehr schief gehen. Marilyn Monroe und James Dean haben da nun wahrlich nichts zu suchen.
Das ihr den kühlen Windgenossen habt kann ich mir nach dem schweisstreibenden Tag gut vorstellen. Das war doch richtig Entspannung.
Ein anstrengender und schöner Tag neigt sich dem Ende entgegen.Schön hast Du vom Urlaub erzählt und herlich beschrieben.
Einen schönen Abend und liebe Grüße
Angelika
Konstanz ... da sehe ich die "Imperia" - das Kunstwerk von Peter Lenk gerade vor mir. Ich hatte damals gelesen, dass sie auch "Statue of Liberty am Bodensee" genannt wird. Und dann fällt mir der Brunnen von Peter Lenk auch noch ein - der "Laubebrunnen" in Konstanz. Peter Lenk begegnete uns mit seiner Kunst mehrere Male am Bodensee. Ein interessanter Künstler.
AntwortenLöschenlieber Gruß von Heidi-Trollspecht
Lieber Dieter, es hätte mich ja schon interessiert, ob Du Dich über meinen Preis an Dich gefreut hast...
AntwortenLöschenHallo,
Löschen... ist mir ja peinlich ... dass ich deinen Blog nicht bis unten gelesen habe. Ich freue mich natürlich über den Award !
Gruß Dieter
Hallo Dieter,
AntwortenLöschender Bummel durch den Reisebericht gefällt mir. Und schön, dass nach der mit empfundenen Hitze die feinen See-Bilder zu sehen sind.Eine willkommenene Abkühlung. Da lob ich mir doch diesen Herbsttag- mein Bummel durch die Berliner Gartenwelt wird heute also frischer ausfallen.
Herzlichen Gruß,
Jo
Ein wirklich interessanter Stadtbummel auf den du uns, besonders bezüglich der Temperaturen, bestens eingestimmt hast.
AntwortenLöschenLG Arti