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Mittwoch, 6. Juni 2012

D-Day

Die Deutschen wussten, die Operation würde kommen. Das hatten die Alliierten auf der Konferenz von Teheran 1943 beschlossen. Auch Stalin drängte darauf, denn eine Invasion in Frankreich würde den Weg ebnen für eine Befreiung Russlands. Aber wann ?

D-Day – dieser Begriff symbolisiert das Unbekannte, die fehlenden Buchstaben. Decision Day, Delivery Day, Doomsday, Debarkation Day könnte es heißen, doch belegt ist nichts, wofür die restlichen Buchstaben stehen. D-Day – entstanden ist dieser Begriff im ersten Weltkrieg, als bei einer Schlacht an der Maas das Angriffsdatum der amerikanischen Truppen offen gelassen wurde.

Am 6. Juni 1944 kam der entscheidende Tag. Das war heute vor genau 68 Jahren. Dieser Tag berührt mich jedes Jahr, weil wir auf der Abschlussfahrt unserer Abiturklasse in die Normandie manche Orte gesehen hatten, wo die entscheidenden Schlachten der Alliierten Landung getobt hatten.

Weil der Tag offen war, setzten die Alliierten auf Überraschungen. Die deutschen Truppen rechneten mit einer Invasion an der kürzesten Stelle zwischen England und Frankreich – das war von Dover nach Calais – während der Nachtstunden.

Munitiös und bis ins kleinste musste für diesen Tag geplant werden. Deutsche und Alliierte überwachten sich gegenseitig, denn die logistische Herausforderung, diese Größenordnung von Menschen und Material zu bewegen, war riesig. Flugzeuge mussten bereitgestellt werden, Soldaten mussten mit Fallschirmen an die französische Küste geflogen werden. Flugzeugträger mussten den Ärmelkanal überqueren. Panzer mussten in Schiffen transportiert werden. Und dies in einer solchen Stärke, dass man den deutschen Truppen deutlich überlegen sein sollte. Der Feind durfte nichts bemerken. Es musste möglichst lange dauern, bis er dorthin seine Truppen zusammenzog. Alles musste auf einen Schlag gehen. Möglichst lange den Überraschungseffekt ausnutzen.

Bei der Planung ging es auch um die Entscheidung, wo genau die Landung stattfinden sollte. Rein theoretisch konnte dies von der niederländischen Nordseeküste bis runter an die bretonische Atlantikküste in Frankreich geschehen. Taucher durchsuchten das Meer nach Hindernissen und Riffen. Aufklärungsflugzeuge beobachteten die Truppenbewegungen im Hinterland. Und es wurde mehrfach in unterschiedlichen Küstenabschnitten ausgespäht – damit der Feind keine Rückschlüsse auf einen ganz bestimmten Bereich ziehen konnte.

Vor allem wurde präzises geologisches Kartenmaterial benötigt. So rief der englische Rundfunk die Bevölkerung auf, Postkarten und Urlaubsfotos von der französischen Atlantikküste zur Verfügung zu stellen. Innerhalb kurzer Zeit gingen 9 Millionen Fotos ein. Die militärischen Planer mussten wissen, wo steile Felsen waren - teilweise ragte diese 150 Meter aus dem Meer. Im Gebiet des Carentin und im Mündungsbereich der Somme dehnten sich weite Moorgebiete aus. Große Kerngebiete der Normandie waren durch Wallhecken geprägt, die bis zu 2000 Jahre alt waren. Diese Wallhecken waren bis zu vier Meter hoch, und in Heckengefechten hätte man sich von Feld zu Feld vorankämpfen müssen.

Die Alliierten entschieden sich für die Bucht zwischen der Mündung der Seine und Cherbourg. Das war ungefähr die weiteste Entfernung zwischen England und Frankreich – eine aus logistischer Sicht schwierige Variante. Bei Sonnenaufgang gegen 5 Uhr landeten 170.000 Soldaten. Starker Dunst beeinträchtigte die Sicht, und etliche Soldaten verfehlten ihr Ziel und landeten im Meer oder weit im Hinterland. 11.590 Flugzeuge hatten die Soldaten transportiert. 1.400 Frachtmaschinen wurden eingesetzt. 6.000 Schiffe überquerten den Ärmelkanal.

Nach heftigen und blutigen Kämpfen erreichten die Alliierten ihr Ziel. Der Brückenkopf zur Normandie hielt gegen den Widerstand der deutschen Truppen. Kurz darauf wurde Cherbourg erobert und diente als Kriegshafen.

4.300 alliierte Gefangene wurden getötet. Zu den deutschen Toten habe ich keine Zahlen recherchieren können. Die Halbinsel Cotentin, auf der die ersten Kämpfe tobten, ist mit Soldatenfriedhöfen übersät.

13 Kommentare:

  1. Ich war in Iper in West-Vlaanderen. Die (Schlacht-)Felder ringsum sind voller Gefallenenfriedhöfe aus WW I und es wird auch immer abends der Zapfenstreich für sie geblasen. Eine sehr bedrückende Stimmung, vor allem gemeinsam mit der dazu gehörigen Ausstellung in der Stadt. Mich beeindrucken diese stummen Zeitzeugen immer weit mehr als propagandistisch aufgebauschte Events. Nun ja, hat alles nichts genützt, wir brauchten ja noch einen WW II (und eben den dazu gehörenden D-Day) - und haben immer noch nichts gelernt, so als Menschheit insgesamt.

    Grüße! N.

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  2. Hallo Dieter!
    Was für ein trauriges Kapitel diese Zeit war, diese vielen jungen Menschen die ihr Leben lassen mussten. Du hast einen guten und interessanten Artikel über damals geschrieben.
    Beim Anblick der vielen Kreuze läuft es mir kalt über den Rücken....denn all diese Menschen die dort liegen, wollten sicher keinen Krieg, das sind immer nur ein paar Größenwahnsinnige die Kriege anzetteln.
    LG Zaunwinde

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  3. Hej Dieter,
    das Stichwort "Soldatenfriedhöfe" kam mir als erstes in den Sinn, weil ich an eine Fahrt durch Nordfrankreich dachte: Kreuz an Kreuz, "wie die Soldaten". Das Leben gegeben für die Macht und Gier anderer. Da fallen mir sofort viele Missstände ein, die andere Namen haben als "Krieg".

    der Mensch wäre lernfähig, wenn er wollte
    Beate

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  4. gute recherche...die aber traurig macht!

    LG zum WE

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  5. Ein Artikel, der uns klar macht, wie sinnlos Kriege sind, wie viel Leid und Elend sie den Menschen bescheren.
    Man kann nur hoffen, dass die Menschheit sich mal eines Besseren besinnen wird und das gegenseitige Bekämpfen einstellen. Unser Planet hat so viel Schönes zu bieten. Warum setzen wir unseren menschlichen Verstand nicht dazu ein, Wege zu finden, damit es allen Menschen auf dieser Erde gut geht.

    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende

    Christa

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  6. Lieber Dieter, ich bekam eine Gänsehaut, als ich die Zeile las "Dieser Tag berührt mich jedes Jahr, weil wir auf der Abschlussfahrt unserer Abiturklasse in die Normandie manche Orte gesehen hatten, wo die entscheidenden Schlachten der Alliierten Landung getobt hatten"... Die Gänsehaut rührt vermutlich da her, dass ich selbst alles, was die Welt so erlebt hat, am besten nachvollziehen, nachfühlen kann, wenn ich einmal vor Ort war. Und dein Satz hat mich quasi für einen kurzen Moment vor Ort geführt. Danke für deinen Artikel, der wohl kaum jemanden kalt lässt.
    Hab noch ein schönes Wochenende, Traude
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