wer bin ich ? ich heiße Dieter

Dienstag, 13. Dezember 2011

Matthias Reim - letzte Weihnacht

Das war ein seltenes Musikerlebnis, denn die deutschsprachige Fassung gefiel mir besser als das englische Original. Üblicherweise ist dies umgekehrt: in der deutschen Sprache gesungen, verstehe ich das seichte und oberflächliche Niveau, die trivialen Texte stoßen mich ab, Akzente und Konturen des Gesangs stumpfen ab. Stücke in deutscher Sprache müssen da schon mit Inhalten, Klangerlebnissen oder Botschaften glänzen.

Letzten Sonntag Vormittag hatte ich im Fernsehen herumgezappt und landete bei Andrea Kiewel – die Adventsshow im ZDF. „Last Christmas“ sollte gesungen werden, auf deutsch mit Matthias Reim. Die englische Version von Wham war nie mein Musikgeschmack gewesen.

Normalerweise hätte ich weiter gezappt – ein Weihnachtslied und das noch auf deutsch. Es war die Person von Matthias Reim, die mich darin hinderte. Nicht, dass ich seine Musik mochte –  beispielsweise „verdammt, ich lieb Dich“: das war für mich ungefähr deutscher Schlager und somit abschreckend. Auf die Person von Matthias Reim war ich aufmerksam geworden, als er vor längerer Zeit im SWR1 Radio-Talk interviewt wurde. Unglaubliche 13 Mio € Schulden hatte er gehabt, weil er seinem Manager eine Generalvollmacht über seine Geschäfte übertragen hatte und dieser sich beim Kauf von Firmen und Immobilien verspekuliert hatte. Noch unglaublicher war es, dass Matthias Reim es geschafft hatte, durch neue Platten und steigende Verkaufszahlen seine Schulden wieder loszuwerden.

Matthias Reim begann zu singen. Gemeinsam mit ihm hingen acht knackige junge Frauen gelangweilt auf der Bühne herum, die sich im Weihnachtsmann-Kostüm lustlos hin- und her bewegten. Gitarren, auf denen sie höchstens ansatzweise spielten, baumelten um ihre Hüften. Auf reine Dekorationszwecke reduziert, summten sie leise die Melodie vor sich hin.

Der rauchige Klang seiner Stimme mischte dieses Weihnachtslied neu auf. Sie verlieh dem Stück eine Stärke und Intensität, die es in der englischen Version nicht gab. Er betonte Passagen, seine Reibeisenstimme schwoll an. Gemütlichkeit und Weihnachtsatmosphäre durchdrangen mich in dieser nicht nachlassenden Stimme.

Dazu passte sein etwas gesetztes Alter: er war Mitte 50, sorgsam durchzogen Falten sein Gesicht und hinter seinen blond gefärbten Haaren vermutete ich, dass das Gesamtbild seiner Frisur vor den grauen Haaren kapituliert hatte. Entschlossen das Mikrofon in seiner Hand haltend, strahlte er Reife, Erfahrung und Seriosität aus.


Letzte Weihnacht ist ein Jahr her,
ich gab dir mein Herz, jetzt willst dus nicht mehr.
Diesmal das schwöre ich dir, da schenk ich es einer bessren.
Wir wollten zu zweit sein, am Weihnachtsabend, jetzt sitze ich hier allein,
doch zu stören, scheint dich das nicht,
wie du mir jetzt hier, einfach mein Herz brichst.
Frohe Weihnachten sprichst du mir auf mein Handy,
und ich frag mich, was soll das jetzt endlich,
jetzt weiss ich erst, was ich für dich bin
und weiter zu trauern macht echt keinen Sinn.


Einfach schön !



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