Es gibt Dinge, die sind es mir wert. Erleben, wie sich eine
Berglandschaft vor meinen Augen aufbaut. In urige Dörfer eintauchen. Die
Herkunft des Weins mit einer flammenden Landschaft aus Buntsandsteinfelsen, Burgruinen und schier endlosen Wäldern verbinden.
Als Plus zu den 840 km nach Freiburg habe ich mir den
Abstecher an die Deutsche Weinstraße gegönnt. Hinter Landau rolle ich auf der
B10 talabwärts. Erst kommen die Weinberge, die sich für ein kurzes Stück in der
Ebene formieren, dann holen die Berge des Wasgaus aus mit diesem Blick in die Weite,
der neue Horizonte öffnet. Ganz bewusst drehe ich eine Schleife bis zum Fuße
des Trifelses, der mit dem Abdruck seiner Ruine alles überragt. Über eine
Nebenstraße zurück nach Albersweiler, wo sich Weinreben wie ein Dach über die
Straße spinnen. Die Straße schrumpft zusammen, und über Serpentinen kraxelt das
Auto die Weinberge hoch. Hinter jeder Kurve glitzert die Sonne in einem neuen
Spiel aus Licht und Schatten in die Weinberge hinein.
Weingut Müller im nächsten Ort, Frankweiler, das ist mein
Ziel.
Eine Verengung, ich biege ab. Symbolträchtig sind die
Straßenschilder, denn die gelbe Rebe signalisiert mir, dass ich mich auf der
Deutsche Weinstraße befinde. Die Straße wurstelt sich durch ein Spinnennetz von
Höfen und Weingütern. Von schilfgrünen Fensterläden blättert die Farbe ab. Aus
einem steinernen Brunnen plätschert Quellwasser. Auf dem Dorfplatz empfiehlt
sich Frankweiler als „Riesling- und Ferienort“. Hinter dem Kirchturm mit der
Barockhaube rücken die Weingüter wieder näher an die Straße heran. In der
Seitenstraße spannt sich ein Bogen von Reben über die Straße. Aus einem hervor
kragenden Obergeschoss mischt sich Fachwerk in die Stille des späten
Nachmittags hinein. Gerade so breit wie
ein Auto, kriecht die Straße den Berg hinauf.
„Jahrzehntelang hat man den Trend verschlafen“ urteilt die
Inhaberin des Weinguts Müller, als ich über einen Schotterweg angekommen bin.
Es ist die Schwiegertochter, denn Wein haben wir ansonsten nur beim
Schwiegervater eingekauft. Hoch aufgeschossen, agil, wendig, lockiges Haar, Mitte
30, aus vollem Herzen Geschäftsfrau, sprüht sie voller Ideen. „Das mittlere
Preissegment ist hier in der Gastronomie nicht vertreten. Das bieten wir in
unserer Vinothek an.“ Am Rande des Ortes, mitten in die Weinberge hinein
gepflanzt, beherbergt das viereckige Gebäude der Vinothek eine
Außengastronomie, die bei dem spätsommerlichen Wetter gut besucht ist. Unterbrochen
von Dorf mit Kirchturm, rollen die Weinberge ins Endlose davon, bis sie die
rheinische Tiefebene erreichen, wo am Ende des Horizonts ein Haufen von
Schornsteinen die BASF in Ludwigshafen markiert.
„Noch vor einem halben Jahr hatten wir hier totale
Baustelle“ erzählt die Winzerin. „Vor
drei Monaten war außen noch gar nichts. Ist aber gut gelaufen. Alle Handwerker
und Firmen waren zuverlässig und haben ihr bestes getan.“ Ich ergänze: “Was
nicht immer der Fall ist. Da sind ja schlimme Szenarien denkbar, dass Klein-
und Kleinstgewerke so einen Bau endlos in Länge ziehen können.“
Zwei Mountain-Biker bewegen sich erschöpft an die Theke und bestellen
Riesling. Golden schimmert der Wein im Glas, die wärmende Spätnachmittagssonne
lockt die Mountain-Biker nach draußen, wo sie die Beine in die Länge strecken, mit
der Nase im Glas das süffige Aroma einsaugen und einen kräftigen Schluck
nehmen. Andere Gäste essen Flammkuchen, während die Kinder in der Spielecke
Lego-Steine zu abenteuerlichen Konstruktionen zusammentürmen.
Müller-Thurgau, Silvaner, Riesling, ich verstaue die drei
Kisten Wein im Kofferraum. In einer ähnlichen Aktion habe ich im letzten Jahr
von Freiburg aus einen Abstecher nach Frankweiler an der Deutschen Weinstraße
gemacht. Davor hatten wir die Deutsche Weinstraße zehn Jahre lange nicht mehr
gesehen. In dieser Zeit hat uns das Weingut Müller den Wein nach Hause
gebracht.
Ein einziges Mal möchte ich auf meinem Blog Werbung machen (auf
meiner Blog-Seite hat ansonsten Werbung nichts zu suchen !). In einer
Preisspanne von 2,90 € bis 3,20 € haben die Standard-Weine von Weingut Müller einen
hervorragenden Geschmack und sind vollkommen konkurrenzfähig zu Weinen im
Supermarkt (wo man im übrigen nicht weiß, ob etwas zusammen gepanscht worden
ist !). Der Aufpreis bei der Lieferung ins Haus hatte zuletzt 0,10 € pro
Flasche betragen.
Ein letzter Schlenker ins Dorf zurück. Vorbei am Weingut des
Schwiegervaters, wo wir vor genau 22 Jahren durch den Pfäalzer Wald gewandert
sind. Abends hatten wir in der Weinprobierstube von Weingut Müller eine
Weinprobe gemacht. Schon damals hatten den Vater Unsicherheiten geplagt, was in
Jahrzehnten aus seinem Weingut werden würde. Sein Sohn und seine
Schwiegertochter haben sich entschieden, diese alte Tradition fortzuführen. Ein
Glas Wein trinken, ist für mich genauso Tradition. Das ist Genuss bei jedem
Schluck. Da schillert diese Verbindung von Landschaft und Weingütern durch. Das
ist auch nicht dieses Herunterschütten wie beim Bier, um den Durst zu löschen.
Ich verlasse Frankweiler. Gleisweiler, Burrweiler, Hainfeld,
überall dasselbe Bild. Draußen sitzen Menschen, die sich bei einem Glas Wein
zuprosten. Überall dieselbe versponnene Schönheit. Vor langer, langer Zeit bin
ich sogar die komplette Deutsche Weinstraße mit dem Fahrrad entlang geradelt.
Auf DEN Tipp hab ich ja schon gewartet. Danke. Ich bin nämlich etwas von der Fülle erschlagen. Wir haben lange Weine aus Italien und Spanien getrunken (schicken lassen) und in den letzten Jahren auch viel aus Österreich (weil der Ehemann da dienstlich herum turnte). Aber wo man doch quasi mitten im Anbaugebiet wohnt, wollen wir mal ein bisschen lokalpatriotisch werden. Ok, es ist die Pfalz und nicht Baden, aber immerhin nebenan.
AntwortenLöschenGrüße! N.
PS: Das ist übrigens keine Werbung, sondern einfach nur ein Tipp unter Freunden. Deinem Nachbarn erzählst du doch auch, wo du den Wein her bekommst.
Hallo Dieter
AntwortenLöschenDas ist ein toller Tipp, danke.
Wir haben bisher immer Weinproben zu Hause.
Doch seit meiner Histaminunverträglichkeit ist Wein gestrichen, ich kann keinen Tropfen mehr vertragen.
Eigentlich schade, im Keller liegen noch einige gute Tropfen.
Herlich eine Fahrt durch die Weinstrasse, ich mag das Bild, kleine Dörfer und an den Hängen Weinberge.
Hab einen schönen Tag und liebe Grüße
Angelika
Hallo Dieter,
AntwortenLöschenich kann das Kompliment nur zurückgeben: schön geschrieben!!
Man mag sich gleich zu den Radlern dazusetzen und einen kühlen Weißwein genießen!
Solche Weingegenden haben ihren ganz besonderen Reiz und wenn Du es mal ein bisserl näher haben willst, kann ich Dir den Rheingau wärmstens empfehlen. Wir haben im letzten Jahr eine sehr schöne Winzerwanderung in Oestrich-Winkel mitgemacht; allein schon von der hervorragenden Organisation her lohnte sich der Tag! Diese Wanderungen finden immer Anfang September statt (grad letztes Wochenende lud der Lieblingswinzer wieder ein, aber da hat es mich ja in den Norden der Republik gezogen), wenn Du Lust hast, schau mal hier: www.weingutpjkuehn.de
Nun zum eigentlichen Grund meines Besuches:
das bei mir vorgestellte Buch habe ich gerade heute morgen verliehen. Wenn Du aber Interesse daran hast, schenke ich es Dir gerne und schicke es Dir zu, wenn es wieder bei mir ist. Wäre doch Quatsch, wenn Du es Dir kaufst - ich werde es nicht nochmal lesen.
Wenn Du magst, schick mir also einfach Deine Adresse per E-Mail (findest Du in meinem Blog-Profil).
Viele Grüße,
Britta
Hach, wie schön ist das denn, lieber Dieter. Ich kenne die Pfalz sehr, sehr gut und all diese hübschen Weindörfer. Mein kommt kommt gebürtig dorther und wir sind oft in der Pfalz, daher konnte ich jetzt bestens nachvollziehen, auf welchen Wegen du geradelt bist. :-)
AntwortenLöschenWir holen unseren Wein schon seit vielen Jahren in Frankweiler beim Weingut Lidy, kannst dir hier ein kl. Video über dieses Weingut anschauen
http://www.muk24.de/auf-sendung/weingut-lidy---frankweiler.html
oder einfach googeln. Wir sind von deren Weinen begeistert. :-)
Gerade jetzt in der Herbstzeit ist es so schöööön in der Pfalz, :-)
Liebe Grüße
Christa
http://www.muk24.de/auf-sendung/weingut-lidy---frankweiler.html