Den Bonnern gilt der Petersberg als Sündenfall der
Verschwendungssucht. 1978 von der Bundesrepublik erworben, war den Regierenden
der Petersberg sympathischer wie das Schloß Gymnich, wo bis dahin die
Staatsgäste übernachtet hatten. Repräsentativer, näher an der Bundeshauptstadt,
Gästehaus inklusive, so lauteten die Argumente für den Kauf. 18,5 Millionen DM
kostete damals das Gästehaus. Danach konnte fleißig saniert und umgebaut
werden, denn das Gästehaus war seit 1973 ungefähr nicht mehr bewohnt worden. Die
Erhöhung der lichten Höhe des Speisesaals für eine halbe Million DM, eine
zusätzliche Direktorenwohnung für 200.000 DM, eine Fußbodenheizung für 1,3 Millionen DM oder eine
aufwendigere Klimaanlage für 1,6 Millionen DM, eine schönere Beleuchtung für
595.000 DM. Dadurch schossen die ursprünglich geplanten Baukosten von 103
Million DM auf 140 Millionen DM in die Höhe. Der Petersberg hat Schlagzeilen gemacht - durch die explodierenden Baukosten.
Einstweilen schaue ich von Königswinter aus auf den
Petersberg. Wie blank geputzt, lacht die weiß-gelbe Fassade mit dem
Mansardendach vom Berg hinab. Aus dem Rheintal kommend, lasse ich die
Höhenmeter auf mich zukommen. Zuerst die Autobahnbrücke über die B42, wo sich
der Anstieg mit aller Macht meinem Rennrad entgegen stemmt. Ich muss mächtig
treten. Einen Kilometer weiter lese ich auf der Gegenspur: 8% Gefälle.
Allmählich verschwindet der Petersberg hinter meterhohen Sträuchern, die die
Höhe von Bäumen wie Birke, Erle oder Weide erreichen. Der Lärm der Umgehungsstraße ist
verstummt. Die Steigung schraubt sich tiefer ins Siebengebirge hinein.
Für mich ist die Tour vom Rheintal auf die Margaretenhöhe so
eine Art Königsetappe. Gleich mehrere bildhübsche Strecken führen aus dem Rheintal
quer durchs Siebengebirge. Davon ist die Margaretenhöhe die härteste Variante.
Die fünf Kilometer ziehen sich von 70 Meter Höhe im Rheintal auf 320 Meter auf
der Margaretenhöhe hoch. Das erste und das letzte Stück steigt mit 8% fulminant
an. Dazwischen liegen rund 5% Steigung. Das ist das schwierigste
Anspruchsniveau in der näheren Umgebung. Treten und ein ordentliches
Durchhaltevermögen ist hier gefragt. Bis zum Schluss des Anstiegs, der seine
Tücken hat. Denn mit aller Kraft, die ich aufwenden muss, legt die Steigung
nochmals zu, sie verlangt mir alle Reserven ab und ich muss alles aus meinem
Körper heraus holen und ich krieche die letzten Meter nur noch.
Um mir die Margaretenhöhe vorzunehmen, muss ich sogar einen
inneren Schweinehund überwinden – was ich sonst nicht kenne beim Rennradfahren.
Das liegt weniger daran, dass die Tour zu anspruchsvoll ist, sondern mehr am
Verkehr. Hinter Ittenbach mündet die Hauptstraße geradewegs auf die A3, so dass
die Paßstraße von Bonn aus als Abkürzung in Richtung Westerwald viel genutzt
wird. Dementsprechend knubbeln sich die Autos – inklusive LKW’s. Das ist
schade, denn die Straße windet sich in Kurven wunderschön durchs Siebengebirge.
Eingerahmt von lauter Wald, plätschert ein Bach geduldig ins Tal hinunter. Von
Wanderparkplätzen breitet sich ein Spinnennetz von Wanderwegen aus.
Ich atme kurz durch, dann stürzt die Straße mit 8% Gefälle
nach Ittenbach herunter. Ich muss mehr bremsen, als mir lieb ist. Die
Landschaft zischt an mir vorüber. Als ich in Ittenbach nach links auf die
Nebenstraße abbiegen möchte, spüre ich, wie mein Vorderrad nachgibt. Mit
reichlich Bodenhaftung biege ich um die Ecke. Ich steige ab, pumpe auf, das
Vorderrad hat Luft verloren. Später, in Sankt Augustin, erneut aufpumpen, doch
für den Rest der Strecke hält mein Vorderreifen durch.
Diese Radtour ist kurz, heftig und intensiv. Es sind nur 45
Kilometer, die aber mitten durch das Herz des Siebengebirges führen. Ab
Thomasberg folgen zwei wunderschöne Abfahrten, die mich für die gewaltige Steigung
zur Margaretenhöhe entschädigen. Ich schieße die Abfahrten hinunter, vorbei an
Apfelbäumen, wo ich jede Menge reife Äpfel sehe.
Lieber Dieter,
AntwortenLöschendanke für den Award.
Toll, Deine Zahlen und Fakten über den Petersberg!
LG Marita
Wieder sehr interessant und danke für den Poat. Schon ein Wahnsinn die Kosten. Da fragt man sich wirkich ob sowas sein muss. Ist soviel SchnickSchnack nötig, müssen die Kosten so explodieren? Ich bin immer der Überzeugung nein, denn das Geld wäre in andern, notwendigen Instutionen notwendiger. Da wollte sich wohl wieder ein Denkmal gesetzt werden^^
AntwortenLöschenGanz schöne Tour die du da hinter dich gebracht hast....Hut ab.
Liebe Grüße
Nova
Hallo lieber Dieter
AntwortenLöschenWunderbar beschrieben, die Tour durch das Siebengebirge.
Der Herbst gegegnet und nun auf alles Wegen, noch nicht gewaltig, aber das Laub zeigt,
das er auf dem Vormarsch ist.
Unsere Städte schaffen es immer wieder negativ in die Schlagzeilen zu kommen, was Geld Verschwendung angeht.
Einen schönen Tag und liebe Grüße
Angelika
Zu explodierenden Baukosten schreibe ich lieber nichts mehr, der Beispiele gibt es mehr als genug und man fragt sich, ob Manches nicht im Vorfeld besser überdacht werden könnte.
AntwortenLöschenDa hast du dich bei dieser Tour mal wieder so richtig ins Zeug gelegt, Dieter und so manche Steigungen bezwungen.
Ja, es wird definitiv Herbst und überall begegnet man den Kürbissen, den Äpfeln und auch schon Nüssen. :-)
Liebe Grüße
Christa
Respekt Dieter! Vor einigen Jahren durfte ich erfahren was es bedeutet 7km nur bergauf zu fahren, habe den Weißen Stein am Rande des Odenwaldes erklommen, für mich als Nordlicht wie eine Alpenüberquerung :) Hier kämpfen wir ja nur mit dem Gegenwind ;-)
AntwortenLöschenViele Grüße
Micha
Ich zitiere: "Diese Radtour ist kurz ... nur 45 km" *umfall* ;-)
AntwortenLöschen45 km ist für manchen eine Tagestour *lol* ... o.k. du bist trainiert und für dich ist, zumindest die Länge, eigentlich ein Klacks.
Mich würde interessieren, wo bei dir (ohne mega Steigungen dazwischen) die Länge dann mal anstrengend wird :-)