wer bin ich ? ich heiße Dieter

Dienstag, 1. Mai 2012

Phantasialand

Als wir zu Hause angekommen waren, wusste ich nicht, wie ich den Besuch des Phantasialandes einordnen sollte. Unser Sohn hatte keine Lust mehr und wollte nach Hause. Unser kleines Mädchen war glücklich und zufrieden, weil sie ein letztes Mal auf dem Kettenkarussell gewesen war. Und meine Frau war gestresst, weil wir den dritten Tag hintereinander unterwegs waren.

Das dritte Jahr hintereinander hatten wir heute davon profitiert, dass wir bei einem Besuch des Phantasialandes in Brühl während des Monats April eine Freikarte für den Rest des Jahres erhielten. Davor hatten wir mindestens zehn Jahre lang das Phantasialand nicht mehr gesehen. Quasi vor unsere Hautüre liegend, hatten wir mit unseren großen Kindern, als sie noch klein waren, das Phantasialand regelmäßíg besucht. Und das hatte auch Spaß gemacht – wegen der Fahrattraktionen und der Shows.

Vor drei Jahren war das Phantasialand noch eine Sensation gewesen, denn wir hatten es geschafft, unsere komplette Familie zusammen zu bekommen. Wegen des Altersunterschiedes unserer Kinder – 13 Jahre liegen zwischen der jüngsten und der ältesten – hat dies durchaus Seltenheitswert.

Im Gegensatz zum Legoland –welches sich in unserer Familie mittlerweile als Dauerbrenner etabliert hat – habe ich zu Freizeitparks wie dem Phantasialand eher ein gestörtes Verhältnis. Das ist diese Passivität  der Fahrattraktionen – wie ein unmüdiges Kind wird man Schritt für Schritt durch die Attraktion geführt: „Bügel schließt automatisch“ heißt es, wenn man in die Fahrattraktion eingestiegen ist und „Bügel öffnet automatisch“ heißt es, wenn das Fahrgeschäft zu Ende ist. Silbermine oder Geister-Riksha, das ist eigentlich ein phantastische Ausflug in eine Traumwelt. Märchen, Elfen, Kobolde, Geister, Skelette, phantasievoll nachgebaute Szenen lassen mich die diese Phantasiewelt eintauchen. Doch das kommt mir fast vor wie Fernsehen, dass man einen Programmknopf einschaltet, dass die Sendung startet und dass man sich nur noch in seinem Sessel zurücklehnen muss. Der einzige Unterschied ist, dass man in einer Gondel hindurch gefahren wird und dass die Bilder nicht auf einem Bildschirm flimmern.

In den drei Jahren hat die Euphorie nachgelassen, die Shows wiederholen sich und jedes neue Hindurchgondeln durch Attraktionen und Shows öffnet nicht unbedingt neue Horizonte. Dennoch ist das Phantasialand nicht ohne Baustellen, und bei unserem heutigen Besuch mussten wir mit Bedauern feststellen, dass die Wildwasserbahn abgebrochen worden war, so dass im Herzen des Phantasialandes ein Riesenloch klaffte. Die Wildwasserbahn, das hätte gut zu den hohen Temperaturen und dem sonnigen Wetter gepasst, und genau diese Attraktion hatten wir stets gern besucht.

Das Kettenkarrussell, das war ein gemeinsames Erlebnis mit unserer Familie. Maus au Chocolat, das war auch klasse ! Zuvor mussten wir allerdings bei diesem Brückentag und bei einem Super-Wetter eine 45-minütige Wartezeit mit einer Engelsgeduld ertragen. Die Wartebarrieren und die Absperrungen, durch die wir geschleust wurden, waren zweifellos einfallsreich gestaltet. Bei der Attraktion „Maus au Chocolat“ musste gehandelt werden, denn in einer Konditorei herrschte eine Mäuseplage und die Mäuse frassen alle Vorräte, Kuchensorten etc. weg. Der  Besucher musste nun auf Mäusejagd gehen, um so viele Mäuse wie möglich mit einer besonderen Schusswaffe nieder zu strecken. In den Warteschlangen wurden Kuchenrezepte gezeigt, Kuchenformen hingen an der Wand, auf Wandfotos konnte man die fertigen Kuchen bestaunen.

Beim Niederstrecken der Mäuse war ich grottenschlecht, denn mein Schussbeutel hatte Ladehemmung, ich schoss daneben oder die Mäuse hatten sich viel zu schnell wieder verkrochen. Jedenfalls konnte ich keinen nennenswerten Beitrag leisten, die Mäuseplage einzudämmen. Im Inneren mussten sich de Besitzer der Konditorei über mich schwarz geärgert haben.

Später klaffte die Lücke immer größer, welche Fahrattraktionen unser Sohn besuchen wollten bzw. unser kleines Mädchen. Race for Atlantis, das konnte unseren Sohn mehr locken wie die fröhliche Bienenjagd, das Froschhüpfen oder der lustige Papagei. Race for Atlantis fand ich affig – zu sehr dominierte eine grauenhaft schlechte Kopie des römischen Gottes Neptun, der die Sicherheitshinweise formulierte, indem er auf einem mickrigen Bildschirm aufflackerte. Einen Götterstab mit Dreizack hielt er in der Hand, einen Lorbeerkranz um die Stirn, und er belehrte er die Besucher, dass Schwangere die Attraktion meiden sollten, ebenso Kinder unter sechs Jahren, dass man bitte nicht aussteigen oder hin- und herrennen sollte oder dass rauchen verboten ist. Bei der eigentlichen Reise nach Atlantis musste ich rätseln, ob sich das Raumschiff bei seiner virtuellen Reise über oder unter der Erde befand, denn anfangs sah ich Sterne am Himmel funkeln und später schwammen eindeutig Haifische herum – vor dem Antlitz einer wunderschönen und kulissenhaft sich aufbauschenden Stadt.

Was  diesen unharmonischen Eindruck zusätzlich prägte, war das Mittagessen. Dabei hatte sich unser Sohn alle Mühe gegeben, denn er hatte aus seinem eigenen Portemonnaie eine Familien-Pizza für uns alle geordert. Eigentlich hockten wir gemütlich auf einem Vierer-Platz, doch die Entfernung lag in Blickweite, wo die Wildwasserbahn abgerissen worden war. Fast zu unseren Füßen tönte es ständig aus einem Lautsprecher: „in Kürze beginnt die Show im Tula-Tempel. Bitte gehen sie vorbei an der Baustelle. Ihre Kinderwagen könne Sie hier abstellen und gerne nach der Vorstellung hier wieder abholen. Wir würden uns freuen, Sie als Besucher der Show begrüßen zu dürfen.“ Irgendwie hatten wir den Moment erwischt, dass der Einlass für diese Show gerade in dem Moment begonnen hatte, als wir es uns gerade zum Pizza-Essen gemütlich gemacht hatten. Jedenfalls wiederholte sich diese Einlass-Orgie zum Tula-Theater in einer Endlos-Schleife, ohne dass jemand diesen eifrigen Ansager hätte stoppen können.

134 € haben wir übrigens heute als Eintrittspreis für vier Personen gezahlt. Bzw. 67 €, da wir die Karten an zwei Tagen nutzen können. Momentan genießt das Phantasialand einen Monopolstatus, dass wir die ganze Familie dorthin bekommen (bzw. den heutigen Tag ohne  unser großes Mädchen). Freilichtmuseen, das Schokoladenmuseum oder der Zoo in Köln, da streiken unsere Älteren.134 €, darauf denke ich momentan herum, ob ein solcher Betrag für ein gemeinsames familiäres Erlebnis angemessen ist.

Ich kriege das Phantasialand nicht eingeordnet. Gefallen hat es mit irgendwie trotzdem.

5 Kommentare:

  1. Im Phantasialand war ich schon lange nicht mehr. Dadurch, dass ich 5 Jahre im Ortenaukreis gewohnt habe, sind wir nach Rust in den Europapark gefahren. Persönlich finde ich den Europapark schöner als Phantasialand. Auch Efteling in NL ist ein sehr schöner Park. Mit den Preisen habe ich auch so Probleme, allerdings denke ich, wenn es ein schönes Tageserlebnis geworden ist, kann man auch mal etwas investieren.

    Viele Grüße und einen schönen Maifeiertag noch
    Nachtfalke

    AntwortenLöschen
  2. Dieter, ich kenne das Phantasialand nicht, sondern auch nur den Europapark in Rust, aber ich denke, in etwas ähnlich sich all diese Parks.
    Bei dem Altersunterschied deiner Kinder ist es nur zu natürlich, dass die Interessen an den Fahrgeschäften auch sehr unterschiedlich sind und als Eltern ist es nicht ganz einfach, allen gleichzeitig gerecht zu werden.
    Schade war es, dass die Wildwasserbahn nicht mehr existierte.
    Schmunzeln musste ich über deinen Beitrag der Mäusejagd und stelle mir dein Niederstrecken der Mäuse bzw. die Ladehemmungen gerade bildlich vor.
    Die Eintrittspreise in diesen Parks empfinde ich schon als sehr heftig und nicht jede Familie kann sich das leisten.
    Ich denke aber, ihr hattet trotz allem schöne Stunden dort gemeinsam verbracht. :-)

    Liebe Grüße und dir und deiner Familie einen schönen 1. Mai.

    Christa

    AntwortenLöschen
  3. Hej Dieter,
    solche Parks sind ein no-go für mich. Das letzte Mal war ich im Tivoli in Kopenhagen, das sind geschätzte 15 Jahre her.
    Aber jeder denkt zum Glück anders darüber und so lange es gefällt, ist es kein Problem, wenn man Wartezeiten u.a Nachteile ärgerfrei wegstecken kann.

    einen schönen 1.Mai von
    Beate

    AntwortenLöschen
  4. Ich war da noch nie - und auch in keinem anderen vergleichbaren Park. Irgendwie zog es die Kinder aber auch nie hin. Ist wohl ein Kelch an mir vorbei gegangen.

    Grüße! N.

    AntwortenLöschen
  5. Wir sind mit den Kindern immer ins Phantasialand, wenn Lehrerausflug angesagt war. An einem ganz normalen Wochentag ist es dann schön leer und man kann alle Attraktionen ohne Wartezeit mehrmals benutzen. So lohnt sich der Eintrittspreis besonders.

    LG Arti

    AntwortenLöschen