Graues Kreidegestein wie aus einem Guss, grau wie die
Innenstadt, aber nicht düster oder beklemmend, sondern hell und nachdrücklich.
Eine verspielte Doppeltreppe, die am Eingang zusammenlief. Glanz, Größe und
Selbstbewusstsein des 17. Jahrhunderts. Auf der linken Seite der Gebäudefront
die in Stein gemeißelte Figur von Minerva, die Schutzpatronin der Handwerker. Rechterhand die Figur von Mars, dem römischen Kriegsgott. Über dem Rathaus schwieg
das Glockenspiel, dessen Errichtungsdatum aus dem 18. Jahrhundert nicht viel
weniger alt war.
Das Rathaus von Maastricht: dieses Monument der weltlichen
Baukunst dokumentierte, wie großzügig der Marktplatz war. Das Rathaus und die
erstaunliche Weite dieses Platzes – so etwas kannte ich in deutschen Städten
nicht. Die Gebäude um den Marktplatz fügten sich zusammen: unterbrochen von
keinem einzigen Neubau, rückten sich die Proportionen zurecht, einheitlich und
zweigeschossig wuchs Haus neben Haus in die Höhe, ein feinfühliges Muster aus
Steinquadern – alternierend in weiß, grau und backsteinrot. Aus hohen Dächern
schauten Dachgauben heraus. Welch ein Rahmen für einen Stoffmarkt ! Es war nur
schade, dass es den ganzen Tag regnete, ununterbrochen.
Unsere Einkäufe schafften wir schneller als erwartet.
Einkaufstaschen sollten genäht werden. Aus Resten von alten Hosen hatte meine
Frau bereits den Stoff organisiert. Was fehlte, waren Reissverschlüsse und
Band, das senkrecht über die Tasche genäht werden sollte und in den Griff
überging. Nur ein, zwei, drei Stände mit Kurzwaren fanden sich auf dem
Stoffmarkt. In strömendem Regen konnten wir ungestört herum stöbern. Eine
Mittdreißigerin mit kugelrundem Gesicht und braunem Haar, das knapp die Ohren
bedeckte, führte uns durch das Angebot an Reissverschlüssen. 20 cm, 40 cm, 60
cm, 80 cm Länge, zu Bündeln zusammengepackt, breitete sie ein wildes
Farbspektrum vor uns aus. Fünf Reissverschlüsse und Band, sechs Meter lang und zwei Zentimeter breit, das war unsere Ausbeute. Und das war genau das, was meine
Frau gesucht hatte.
Verglichen mit Venlo, wo wir Anfang März waren, war die
Anzahl der Stände in Maastricht weniger. Das Angebot war immer noch reichlich: Stoffe, Leinen, Wolle, Garn, Kissen, Gardinen,
Tischdecken, Schnittmuster, Klöppeleien, Applikationen, Kurzwaren, Knöpfe,
Aufnäher, Reißverschlüsse und vieles mehr. Und die Geschlossenheit und
Schönheit eines solchen Marktplatzes, das hatte Venlo nicht zu bieten.
Einen Überblick bekommen. Hatten wir an dem einen Stand
bereits alles eingekauft ? Um die Mittagszeit machte sich ein Hungergefühl
breit, und ohne Kinder, die wir zu Hause gelassen hatten, wählten wir den
Restaurant-Bereich, der zu einer Imbissbude - Friture Reitz - gehörte. Für einen Imbiss wirkte
der Innenraum durchaus pompös: ein schwerer Kronleuchter prangerte an der
Decke, Ziegelsteine waren um Spiegel herum gemauert, Fotos in schwarz-weiß und
in dicken Holzrahmen erinnerten an das alte Maastricht. Nur die Sitzreihe, die
sich über die komplette Länge der Wand erstreckte, war aus Leder und in einem
einfallslosen Braun.
Wir waren verblüfft, dass sich der Besuch des Stoffmarktes trotz der weiten Anfahrt rechnete. Reissverschüsse kosteten zu Hause das dreifache, das Band das vierfache. Hier in Maastricht hatten wir genau 20 € bezahlt, zu Hause wären es 61 € gewesen - die Spritkosten hatten sich mit dieser Differenz amortisiert.
Wir waren verblüfft, dass sich der Besuch des Stoffmarktes trotz der weiten Anfahrt rechnete. Reissverschüsse kosteten zu Hause das dreifache, das Band das vierfache. Hier in Maastricht hatten wir genau 20 € bezahlt, zu Hause wären es 61 € gewesen - die Spritkosten hatten sich mit dieser Differenz amortisiert.
Wir aßen das niederländische Nationalgericht: Frikandel. Die
Fleischmasse war ungefähr dieselbe Rezeptur wie die deutschen Frikadellen: aber
in Wurstform, als Wurst gebraten, in der Wurstmasse weitere Gewürze wie Curry
oder Cayenne-Pfeffer. Als Frikandel Spezial war sie aufgeschnitten und mit
Mayonnaise, Curry-Soße und Zwiebeln gefüllt. Das war lecker: zusammen mit den
Fritten, aus denen man die frischen Kartoffeln heraus schmecken konnte.
Als wir das Imbiss-Restaurant verließen, waren die Menschen
draußen trotz des Dauerregens zahlreicher geworden. Es war verkaufsoffener
Sonntag, und wir bummelten eine zeitlang durch Modeläden, deren Auswahl größer
war als in Venlo.
Es war erstaunlich, welches historisch gepflegte Stadtbild
uns bis zum Parkhaus begleitete. Ein Blick auf die Servatiusbrücke über die
Maas, von der sieben Brückenpfeiler aus dem 7. Jahrhundert noch erhalten waren.
Die Stokstraat war einst der Gefängnisbezirk. Heute finden sich dort
Edelboutiquen und Juweiliergeschäfte. Die Rückseite der Onze-Lieve-Vrouwe-Kerk
öffnete sich mit ihrem romanischen Chor.
Wir mussten wieder zurück nach Hause. Unser Sohn und unser
krankes kleines Mädchen warteten auf uns.
Ohne dieses Schmuddelwetter wäre es sicher angenehmer auf dem Stoffmarkt gewesen...mit Schirm in der Hand ist man beim Aussuchen auch immer ein wenig eingeschränkt. Aber eine tolle Kulisse für einen Markt, du hast sie sehr schön beschrieben!
AntwortenLöschen♥lichst Zaunwinde
Maastricht is een prachtige stad! Als Belg ben ik uiteraard minder enthousiast over Nederlandse frieten en frietsnacks :-)
AntwortenLöschenHey Dieter,
AntwortenLöschenmal ne kurze Nachrage zu deinem cmt zum bunt angemalten Haus, obwohl ich noch sammel, bevor ich die cmts alle gemeinsam veröffentliche:
Wolltest du denn gar nichts zu meinem Foto oder den Wandbildern darauf sagen? Also z.B. wie es dir gefällt, ob du solche oder Wandbilder generell magst, wie du die Perspektive findest...?
LG
Wieczorama (◔‿◔)
Hallo Dieter,
AntwortenLöschenoooch, nach Maastricht hättet ihr mich prima mitnehmen können.... lach.... ich liebe diese Stadt drekt hinter Aaachen, genau wie Venlo, direkt hínter Mönchengladbach...( wo eine Freundin von mir wohnt). Ja, der Marktplatz ist schon gigantisch. Schöner ist die Stadt ( wo auch André Rieu zuhause ist) natürlich bei Sonnenschein. Ich bin dort schon mehrmals gewesen, leider noch nie mit meinem Mann... wir wollten immer mal hin... Die Stadt an der Maar hat irgendwie etwas französisches, finde ich. Zum Thema Frikandel fällt mir sponatan ein, dass das Lokal wo meine Tochter kellnert, von einem Holländer betrieben wird und der bietet auch das holländische Nationalgericht an. Ist so süß, wenn die Gäste nachfragen und er mit seinem holländisch geprägtem Deutsch erklärt um was es sich handelt...
Da ich nächste Woche komplett Besuch bekomme, werde ich mich erst danach melden.
Liebe Grüße an den Rhein-
es grüßt die Dällern!
Hallo Dieter!
AntwortenLöschenIch bin jetzt auch ganz neidisch - da wäre ich furchtbar gern gewesen.
Ich liebe die Niederlande sowieso.
VG
Elke
Hallo Dieter,
AntwortenLöschendas waren doch auch ohne die Kinder mal ein paar schöne Stunden für die Eltern oder? Aber mit Gedanken ist man doch, besonders wenn die Kleine krank ist, dann zu Hause.
Schade, dass es so schlechtes Wetter war, denn mit geöffnetem Schirm über Märkte laufen, finde ich immer schrecklich. Man ist noch mehr eingeengt also sowieso, wenn viele Menschen sich tümmeln und hat Hände nicht frei zum Fühlen, denn die edlen Stoffe wollen ja auch mit den Händen ertastet werden.
Trotzdem freue ich mich mit euch, dass sich der Einkaufsbummel gelohnt hat.
Ich glaube, dort hätte ich auch mal ein paar Fritten gefuttert, obwohl ich nicht so der Pommes-Fan bin.
Sei ganz lieb gegrüßt bei uns regnet es heute auch immer wieder.
Christa
Ich war schon ewig nicht mehr in Maastricht. Ich freue mich mit euch, dass ihr, trotz Regen, noch einen wunderschönen Tag dort hattet.
AntwortenLöschenLG Arti
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