Einmal vom Nordrand aus quer durchs Siebengebirge. Hinter
Hoholz stach ich ins Siebengebirge hinein. Ein erster, abrupter Anstieg. Auf
dem Berg angekommen, erstreckte sich das Fraunhofer-Institut an einer Kurve
hinter Parkplätzen. Hoholz, hinter der Ampel, das war eines der Momente
zeitloser Schönheit, die ich beim
Rennradfahren genoss: am Straßenrand ein Feld voller Raps, dessen gelbe
Blüten sich noch nicht aufzusprießen trauten. Die Straße senkte sich ins Tal
hinunter, kletterte dahinter einen Hügel hinauf. Hinter einer weiteren, flachen
Talmulde stieg dann entschlossen und unwiderruflich das Siebengebirge an. Fünf
Berge reckten ihre Buckel in die Höhe, überraschender Frost, den der Wetterbericht
nicht vorhergesagt hatte, hing noch über den Feldern, der stahlblaue Himmel hob
sich streng von den Gipfeln ab. Ich war hingerissen.
Fünf Berge: egal, von welcher Richtung man auf das
Siebengebirge blickte, die Perspektive musste ganz sorgfältig justiert werden, um
genau sieben Berge abzuzählen. Um sie vollständig zu zählen, musste man die
höchsten Erhebungen besteigen: den Ölberg oder die Löwenburg, von dort oben
waren es exakt dreizehn Berge. Wie das Siebengebirge auf ihren Namen gekommen
ist, darum ranken sich Mythen oder Legenden: vielleicht ist das Gebirge nach
feuchten Bachtälern bezeichnet worden – die Siefen genannt wurden – oder die
symbolhafte Bedeutung der Zahl Sieben
sollte unterstrichen werden – unabhängig von der tatsächlichen Anzahl der
Berge.
Ich genoss die Abfahrt in den Talkessel nach Stieldorf. Danach
überwogen die Anstiege, unterbrochen von kurzen Abfahrten, und vor Thomasberg
rückte das Siebengebirge näher mit seinem höchsten Berg, dem Ölberg (460 Meter
hoch). Zum Greifen war er nahe, bei Thomasberg fädelten unzählige Wanderwege
seine Besteigung ein. Die ruhige, kaum befahrene Nebenstraße schlich den Fuß
des Ölbergs entlang, von wo aus man einen irren Ausblick auf die Autobahn A3
(Köln-Frankfurt) und die ICE-Strecke hatte.
Der Stöckerhof – eine imposante Hofanlage – kündigte den
Ortseingang von Ittenbach an. Einige Häuser, die aus dicken, mausgrauen
Steinquadern gemauert waren, begleiteten die Straße. Dieses Grau, das düster
und gleichzeitig lebendig war, erinnerte mich an manche Orte in den belgischen
Ardennen, wo ganze Dörfer aus solchen Häusern bestanden. In Ittenbach waren es
Einzelfälle: spätestens an der Hauptstraße war das Ortsbild von Ittenbach
abhanden gekommen, denn dort rauschte nur noch der Verkehr, der sich von der Margarethenhöhe
zur Autobahn bewegte. Boutiquen, ein chinesisches Restaurant, eine
Shell-Tanksstelle mit Rekordpreisen, ein Schnellimbiss mit einem gigantischen
Abzugsrohr, das die Fettausdünstungen des kompletten Siebengebirges hätte in
die Luft blasen können.
Bei dieser Tour hatte das Siebengebirge sogar noch einen
draufzusetzen. Eine Rechtsabbiegung in die nächste Nebenstraße, eine Abfahrt in
Schlangen und Schleifen ins nächste Tal folgte. Es war eine ruhige Abfahrt, bei
der ich gemächlich treten konnte und seicht den Berg hinunterrollte. Mit den
Kurven wechselte die Vegetation. Anfangs war es Laubwald, der in den Hängen des
Siebengebirges fast noch komplett kahl war. Dann mischten sich Stücke von
Nadelwald hinein, die mit ihren grünen Tannenwipfeln herausragten. Schließlich presste
sich der Nadelwald bis an die eine Straßenseite heran, während an der anderen
Straßenseite ein Bach mit einem Wiesenstück verschwand. In der Einsamkeit des
Siebengebirges fand sich dort ein überraschend vollgeparkter Wanderparkplatz.
Die Abfahrt endete, und das Siebengebirge setzte wieder
einen drauf. Es ging den Berg hoch, und zwar mit 8% Steigung. Da ich vor etwas
mehr wie einer Woche eine 12%ige Steigung geschafft hatte, hielten sich diesmal
mit Kraft und Ausdauer und der richtigen Atemtechnik die Probleme in Grenzen. Treten,
treten und nochmals treten, und die auf der Wiese grasenden Ponys schauten zu. Derselbe
Bach, der eben verschwunden war, plätscherte diesmal fleißig den Berg hinunter.
Häuser rückten in Sichtweite, die zu Aegidienberg gehörten, ein scharfer Knick,
und die Steigung hatte ihr Ende gefunden.
Aegidienberg: vor einer Bäckerei zeigten sich dieselben
sonntäglichen Warteschlangen, wie ich sie aus unserem Ort kannte, am
Kreisverkehr packte mich die Neugierde, denn ein neuer Fahrradladen war dort
gebaut worden mit ganz vielen, flammneuen Rennrädern im Schaufenster.
Ein kurzer Blick auf den Ölberg von den anderen Seite, dann
folgte eine traumhafte Abfahrt ins Rheintal hinter nach Bad Honnef, acht
Kilometer Genuss und Talfahrt hinunter. Dabei war das Gefälle so wohl
dimensioniert, dass ich nur auf kleineren Stücken abbremsen musste, diese
Abfahrt war einfach affengeil, mit Kurven und Serpentinen und ständig
wechselnden Perspektiven.
wieder eine schöne Tour und schöne Erklärung was du so erlebst dabei!
AntwortenLöschenMan erlebt nicht nur das eine schöne auch das andere das man manchmal weg fallen lässt weil es nicht rein passt in dem schönen ...
Lieben Ostergruss Elke
Hallo Dieter, die Gegend rund um Siebengebirge ist mit zwar bekannt, aber Du beschreibst sie so gut, als wäre man mit dabei... ist schon an herrliches Fleckchen am Rhein. Mein studierender Sohn ( wohnt im Collegium A.in Bonn) hat von seinem Zimmer aus freien Blick auf's Siebengebirge und natürlich hat er es mit dem Fahrrad erkundet ( ganz schön steil!) genau wie den Kottenforst.
AntwortenLöschenLiebe Grüße und schon jetzt schöne Ostern-
Marita
hey..supergut im training!!!
AntwortenLöschendas wetter ist garnicht so schlecht zum rad fahren!
LG
Eine gute und schöne Beschreibung von einer herrlichen Gegend. Ich wünsche dir viel Spass und Erfolg bei "Rund um Köln"
AntwortenLöschenVG Nachtfalke
ich habe mir gerade ein paar Bilder vom Siebengebirge angesehen ... eine sehr schöne Gegend.
AntwortenLöschenDie Daumen sind für Köln gedrückt!
lieber Gruß von Heidi-Trollspecht
Für die Langstrecke bin ich so gar nicht zu haben. Seit ich keine Fahrradausflüge mit den Kindern mehr machen muss, hält sich das in Grenzen. Mein Tourenrad hat der Sohn mit nach KO genommen. Da hab ich hier eh nur noch mein Citybike (allerdings ein gutes, mit dem ich auch durch die Flussaue fahre). Geht eben alles etwas gemütlicher zu. Dafür inklusive Picknick- ähm Einkaufskorb.
AntwortenLöschenGrüße! N.
Das Siebengebirge ist wunderschön und du beschreibst immer so toll deine Touren, Dieter, man ist immer live dabei.
AntwortenLöschenAm Ende einer solchen Tour hat man auf jeden Fall etwas Leckeres verdient.
LG Christa
Hej Dieter,
AntwortenLöschendein Trainingsprogramm für "Rund um Köln" hört sich ja herausfordernd an. Abwechslungsreich ist es allemal! Würde mich interessieren wieviele Kilometer Du ungefähr so in einem Jahr radelst.
Und, es ist prima mit dem Kölner Event ein Ziel zu haben. Wann sollte man da Daumen drücken?
Grüße aus dem sonnigen Schweden
Beate
Tja,du hattest die 7 Berge...und ich habe in meiner Heimat die 7 Türme;-)
AntwortenLöschenAn die musste ich sofort denken,als ich deinen Post las.
Wünsche dir eine schöne Restwoche und herrliche Feiertage für dich und deine Familie!
Viele Grüße,
Line
Danke für die immer wieder schönen Bilder aus der "alten" Heimat. Herzliche Grüße und ein schönes Osterfest!
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