wer bin ich ? ich heiße Dieter

Freitag, 6. Juli 2012

Manager Magazin

Ab Mitte der 90er Jahre habe ich das Manager Magazin verschlungen. Möglichst viel wollte ich in andere Unternehmen hinein schauen, mit der eigenen Firma vergleichen, theoretisches mit praktischem verknüpfen. Reflektiert habe ich die Berichte, und es hat mir geholfen, den Blick auf das eigene Unternehmen von ganz oben – Konzernspitze, Vorstand oder Geschäftsführung – zu schärfen.

Seit Mitte der 2000er Jahre habe ich die Wirtschaftspresse gewechselt: seitdem lese ich die Wirtschaftswoche, weil dort stärker über drängende Themen berichtet wird, die die Menschheit bewegen: die Grenzen des Wirtschaftswachstums; nachhaltiges Wirtschaften; Entwicklung der Volkswirtschaften und Nutzenkalküle des einzelnen; der Kunde als das unbekannte Wesen, das über Geschäft und Erfolg entscheidet; alles, was mit Abläufen und Prozessen zu tun hat; wie schnelllebig unsere Zeit ist und wie der Mensch mit immer kürzeren Produktlebenszyklen zurechtkommt; wie sich Büro und Arbeitswelt verändern… Ob am Arbeitsplatz, in der Freizeit oder beim Einkaufen – wirtschaftliche Themen haben unseren Alltag durchdrungen.

Stapel alter Manager Magazin-Hefte haben sich im Laufe der Jahre angesammelt. Wegwerfen ? Das ist so eine Sache mit dem Wegwerfen: ich traue mich nicht. Noch einmal durchblättern. Die Ausgabe aus Juli 2003.

Ich fühle mich bestätigt. Die großen Themen, die die Menschheit bewegen, vermisse ich. Unauffällig, aber prägend schleicht sich der Typ des Managers in die Berichte hinein. Er gestaltet die Berichte in der Art und Weise, wie er sein Unternehmen führt. Über Erfolg oder Misserfolg entscheiden die Geschäftszahlen.

Schnell werde ich fündig, was man weithin mit Managern verbindet: Manager-Gehälter. Der Vorstandsvorsitzende von Daimler-Benz verdiente damals 10,82 Mio €, Josef Ackermann von der Deutschen Bank 6,95 Mio € und so weiter. Das sind Beträge, die jenseits jedweder Vorstellbarkeit liegen, vollkommen verrückt und abgedreht. Wenn man dann noch diskutiert, wie hoch die Gehälter derjenigen Manager sind, die ihr Unternehmen an die Wand gefahren haben, verlieren diese Manager vollends die Realität.

Mehrere Berichte beschreiben die Flüchtigkeit und Schnelllebigkeit von Unternehmen. Nichts hat dauerhaften Bestand. In permanentem Fluss muss sich alles verändern. Was heute gilt, gilt Morgen nicht mehr. „Panda rhei“ – „alles fließt“ – was bei Heraklit natürlich klingt, wird bei Managern zum Zwang, zum Ziel, welches über den Geschäftserfolg entscheidet. Über die Reorganisation bei RWE wurde berichtet – nichts hat in Unternehmen einen kürzeren Bestand wie Organisationsstrukturen. Preiskämpfe in der Luftfahrtbranche. Nicht nur dort, auch in anderen Branchen lebt unser Wirtschaftssystem davon, dass es stärkere und schwächere gibt, neue Unternehmen kommen, andere verschwinden, und in Branchen wie dem Einzelhandel herrscht sozusagen dauerhaft Krieg – ein Friedensabkommen ist nicht in Sicht. Tragisch war der Bericht über einen Bauelementehersteller (für Handys, Radios, TV-Geräte, Signalanlagen, Haushaltsgeräte …), der auf dem Weltmarkt mit Lohnkosten in Mexiko, Korea und China konkurriert. In der Haut dieser Manager möchte wahrscheinlich niemand stecken, denn sie waren dabei, die Beschäftigten in deutschen Werken von 3.700 auf 2.500 zu reduzieren. Personalabbau und Werksschließungen, in regelmäßigen Zyklen wiederholt sich dies – in einigen Jahren ist das Opel-Werk in Bochum an der Reihe. Tragisch und schlimm ist dies für die Betroffenen .

Einen wahren Satz von Piech (VW-Aufsichtsrat) habe ich gefunden, der genau meinen eigenen Erfahrungen entspricht:
„Wenn man ein Unternehmen zerstören will, muss man nur versuchen, es mit externen Beratern in Ordnung zu bringen.“
Manager, die für unpopuläre Themen Unternehmensberater einsetzen, entfachen einen Schein-Aktionismus, solange die Berater präsent sind. Wenn die Berater abgezogen sind, flaut die Aktionswelle wieder ab, und schlimm wird es, wenn die Unternehmensberater zur Regelmäßigkeit werden, denn dann wird aus dem Unternehmen ein aufgescheuchter Hühnerhaufen. Dann merkt vielleicht der Manager viel zu spät, dass er selbst für diese Unordnung gesorgt hat. Desorientiert, fehlen ihm womöglich die Mittel, seinen Laden wieder in den Griff zu bekommen.

Abgedreht, elitär und nicht meinen sportlichen Neigungen entsprechend, ist der letzte Bericht – über Golfspielen. Eingebildet zu sein und etwas besseres darstellen zu wollen, dieses Image klebt wahrscheinlich auch auf dem Manager. Golf – abgeschottet von der Außenwelt, als elitärer Zirkel, kommunizieren nur solche Menschen miteinander, die einen entsprechenden Geldbeutel haben. Damit das Golfspielen einen finalen Kick bekommt, wird nicht irgendwo und die Ecke Golf gespielt, sondern in Irland. Die sieben schönsten Golfplätze in Irland werden beschrieben, davon sind manche eigens von Landschaftsarchitekten gestaltet worden. Manager sind stressgeplagt und die Wirbelsäule ist am Arbeitsplatz besonderen Belastungen ausgesetzt. Daher wird nebenher beschrieben, wie man durch eine richtige Schlagtechnik Problemen mit der Wirbelsäule vorbeugen kann.

Wenn ich alle Berichte überfliege, dann entdecke ich nicht allzu viel, was über Jahrzehnte fortbesteht. Vieles verflüchtigt sich, ist nicht mehr greifbar, um später irgendwo anders in einer veränderten Konstellation wiederzukehren. Unstrittig sind wirtschaftliche Themen existenziell und höchst spannend.

Drängende Themen, die die Menschheit bewegen, finde ich in der Wirtschaftswoche. Von dem alten Ballast, der den Lebenszyklus einer Eintagsfliege besitzt, trenne ich mich gerne. Der Stapel der alten Manager Magazin-Hefte wird sich demnächst im Altpapier wiederfinden.

3 Kommentare:

  1. Zeitschriften hebe ich MAXIMAL ein Jahr auf, meist aber nur den interessanten Artikel - und in den letzten Jahren habe ich kaum überhaupt noch Papier gekauft. Ich bin so ein richtiger Bildschirmjunkie geworden.

    Grüße! N.

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  2. Hallo,

    also da bin ich eisern, ich sortiere immer aus. Natürlich gibt es Zeitschriften von denen ich mich nicht trennen kann. Nunja, eine Managerzeitschrift, bräuchte ich dann allerdings auch nicht, lach. Aber wen es interessiert, bei mir sind es dann eher andere Zeitschriften, die bei uns zu Hause landen.

    Lg

    Barbara

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  3. Hallo Dieter,
    an externe Berater habe ich auch gar keine guten Erinnerungen. Ich war einmal in einem Unternehmen, das beraten wurde. Danach wurde entlassen, dann wieder eingestellt. Auch da keine Nachhaltigkeit im Blick.
    Was Bielefeld angeht hast du Recht - vom Bahnhof zum schrecklichen Telekomturm gab es bis jetzt nicht viel zu sehen. Aber: Der Kesselbrink (hässlicher Platz vorm T-Kom-Gebäude) wird jetzt endlich renoviert, mit Bäumen sogar!!! Auch der Schützenberg ist frisch überarbeitet mit einem großartigen Park. Und dann gibt es ja noch den Tierpark, den bot. Garten, die Burg und viele andere grüne Orte, alle kostenlos. Bielefeld ist auf den ersten Blick vielleicht keine erste Wahl, aber wirklich lebenswert.
    Schönes Wochenende!
    Elke

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