Am Wochenende in Radio Caroline: Roll over Beethoven von Electric Light Orchestra. Die 5. Sinfonie von Beethoven setzte ein, Geigen, Violinen, Streichorchester, so wie mitten aus einem Konzertsaal. Voller Anspannung fühlte ich mich in diese Welt der klassischen Musik hineinversetzt. Dann der abrupte Wechsel zu der knallharten Gitarre: sie toppte das Original von Chuck Berry, obschon Chuck Berrys Gitarrenstil in den 50er Jahren bereits eine musikalische Revolution ausgelöst hatte. Chuck Berry fand ich schon klasse, aber das Electric Light Orchestra war noch besser: Gitarre und Schlagzeug trieben das Stück noch stärker voran, aufgemischt mit diesen klassischen Zwischenspielen. 1973 entstand dieses Stück. 1973, das war ein höchst kreatives Jahr, in dem mehrere Einflüsse der Rockmusik zusammengeführt wurden. Die klassischen Einflüsse gab es bereits bei Deep Purple (April) oder bei Procul Harum (Conquistador). In dieser Zeit wurde viel improvisiert, man ließ die Gitarrensoli sich entwickeln, man ließ sie in Zeit und Raum schweben; wie bei Roll over Beethoven waren die Übergänge zwischen Klassik und Gitarrenspiel fließend und harmonisch. 1973, das war für mich auch das Jahr, in dem ich Hilversum 3 entdeckt hatte. Hilversum 3, dieser niederländische Radiosender war deutschen Radiostationen wie WDR2 oder SWF3 um Lichtjahre voraus. Handgemachte Gitarrenmusik konnte man damals von früh morgens bis spät abends hören. Dazu Moderatoren wie Felix Meurders, Joost den Draaier oder Frits Spits, deren Niederländisch ich irgendwann verstand. Sie quasselten oft in die Musik hinein (was für Aufnahmen auf dem Cassettenrecorder sehr schlecht war). Und sie sangen sogar mit, wenn ihnen die Musik gefiel. Und ihre Begeisterung für die Musik ist in mir bis heute hängen geblieben.
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